Frühjahrsbelebung schwach – Sorgen bleiben

IHK-Konjunkturumfrage: Ostthüringer Wirtschaft kommt nur langsam aus der Krise

Die konjunkturelle Lage in Ostthüringen präsentiert sich im Frühjahr 2025 nur leicht verbessert. Zwar ist die Stimmung in der hiesigen Wirtschaft nicht mehr so pessimistisch wie zu Jahresbeginn, ein Ende der Schwächephase signalisieren die aktuellen Umfrageergebnisse der IHK Ostthüringen aber nicht. Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK im Frühjahr 2025, an der sich 360 Unternehmen als allen Branchen und Regionen Ostthüringens beteiligt haben.
„Die wirtschaftspolitischen Unsicherheiten für die Unternehmen bleiben groß, zumal mit der Zollpolitik der neuen US-Administration ist ein weiterer Risikofaktor hinzugekommen ist“, kommentiert Almut Weinert, IHK-Bereichsleiterin Wirtschaft und Technologie, die Umfrageergebnisse. Von der neuen Bundesregierung erwartet sie Tempo und entschlossenes Handeln für die Wirtschaft. „Der Koalitionsvertrag hat viele gute Ansätze zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Die Lösungen liegen auf dem Tisch. Jetzt kommt es darauf an, dass sie entschlossen umgesetzt werden.“
Stimmung bleibt unterdurchschnittlich
Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Ostthüringen, der die Bewertungen der Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen zusammenfasst, notiert aktuell bei 83,2 Punkten. Auch wenn dies gegenüber der Vorumfrage zu Jahresbeginn einen Anstieg um vier Punkte bedeutet, so bleibt die Stimmung der Ostthüringer Unternehmen im Zehn-Jahresvergleich klar unterdurchschnittlich (Mittelwert: 106,2 Punkte).
Die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die hiesigen Unternehmen sind nach wie vor herausfordernd. Für das erste Quartal 2025 meldet das Statistische Bundesamt zwar ein leichtes Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, im Vergleich zum Vorjahresquartal ist die Wirtschaftsleistung aber um 0,2 Prozent gesunken (preis- und kalenderbereinigt).
Das spiegelt sich in den verhaltenen Bewertungen der Geschäftslage wider, die sich gegenüber der Vorumfrage kaum verbessern. Unverändert 22 Prozent der Ostthüringer Unternehmen melden für den Zeitraum Januar bis April gute Geschäfte, weitere 44 Prozent (plus zwei) bewerten ihre Situation als befriedigend bzw. saisonüblich, während 34 Prozent der Firmen (minus zwei) ein negatives Lageurteil fällen.
Erwartungen überwiegend negativ trotz leichter Verbesserungen
Bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate hat die Skepsis allerdings etwas nachgelassen, auch wenn die zuversichtlichen Einschätzungen weiter klar in der Minderheit sind. Hoffnungen auf positive Impulse durch das Infrastrukturpaket der neuen Bundesregierung sind in den Einschätzungen bereits berücksichtigt. So rechnen 13 Prozent der Unternehmen (plus zwei) mit einer besseren Geschäftsentwicklung, während jeder Dritte (zuvor: 38 Prozent) eine negative Prognose macht.
Insbesondere hohe Kosten und überbordende Bürokratie belasten die Ostthüringer Unternehmen und mindern deren Wettbewerbsfähigkeit. Angesichts dieses Bündels an Unsicherheitsfaktoren, der gedämpften Auftragsentwicklung und der verhaltenen Konjunkturaussichten sind die Spielräume für Investitionen vielerorts (zu) klein. 54 Prozent der Befragten (plus eins) geben in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage an, künftig weniger oder gar nicht zu investieren. Bei der Beschäftigung rechnen die Betriebe nach wie vor eher mit einem Rückgang (23 Prozent, minus zwei) als mit einem Anstieg (acht Prozent, plus eins). Die deutliche Mehrheit der Befragten (69 Prozent) wird ihren Personalbestand indes versuchen zu halten – nicht zuletzt aufgrund der demografischen Situation.
Der Blick in die einzelnen Branchen zeigt Stimmungsverbesserungen im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe sowie im Handel – jeweils jedoch ausgehend von einem niedrigen Niveau und überwiegend getrieben durch Zuwächse bei den Erwartungen. Hier dürfte die Aussicht auf Konjunkturimpulse durch das Investitionspaket der Bundesregierung und weitere wirtschaftspolitische Maßnahmen eine Rolle gespielt haben. Rückläufige Stimmungswerte melden hingegen die unternehmensnahen und personenbezogenen Dienstleister, die Verkehrsunternehmen sowie das Gastgewerbe. Dienstleistungs- und Verkehrsgewerbe sind weiter die Branchen mit den besten Stimmungswerten, nicht zuletzt weil sich das Konjunkturklima in den anderen Brachen im langjährigen Vergleich weiter deutlich unterdurchschnittlich präsentiert.
15.05.2025, ba