IHK-Konjunktur regional: Stimmung hellt auf - aber Risiken bleiben hoch

Wirtschaft befindet sich noch in unsicherem Fahrwasser

Die Aussichten der Ostthüringer Unternehmen sind nicht mehr so negativ wie im vergangenen Herbst, als die Stimmung auf ein Tief fiel. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten Ostthüringens hellt das Konjunkturklima auf. Von Optimismus kann indes noch keine Rede sein. Die Risiken für die Konjunktur bleiben in diesem Jahr hoch. Energiekrise, hohe Rohstoffpreise und Fachkräftemangel belasten weiter viele Firmen in allen Branchen und Regionen Ostthüringens.
Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK-Ostthüringen zum Jahreswechsel 2022/2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 440 KB), an der 407 Unternehmen mit zusammen 12.900 Beschäftigten teilnahmen.
Trotz anhaltender Herausforderungen hat sich die Stimmung unter den Ostthüringer Unternehmen verbessert. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die Bewertungen zur aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen abbildet, steigt im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2022 um 20 Punkte und erreicht zum Jahreswechsel 2022/23 einen Wert von 91,5 Punkten.
„Dies ist vorrangig auf die weniger pessimistischen Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Hierzu haben die leichte Entspannung bei Rohstoffpreisen und Lieferproblemen sowie das inzwischen geringere Risiko einer Gasmangellage beigetragen“, kommentiert Almut Weinert, Geschäftsbereichsleiterin Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen. Der Anteil jener Betriebe, die für die kommenden zwölf Monate eine schlechtere Geschäftsentwicklung prognostizieren, sei gegenüber die Vorumfrage im Herbst 2022 um 21 Punkte auf 42 Prozent zurückgegangen. Doch der Ausblick der Firmen bleibe getrübt: Mit besseren Geschäften rechneten derzeit nur 13 Prozent der Betriebe (plus vier Prozentpunkte).
Mit ihrer aktuellen Geschäftslage sind die Unternehmen etwas zufriedener als in der Vorumfrage im Herbst 2022. 39 Prozent der Umfrageteilnehmer berichten zum Jahreswechsel von einer guten Lage, weitere 41 Prozent vergeben die Note befriedigend. Ein negatives Urteil zur gegenwärtigen Geschäftslage fällt jedes fünfte Unternehmen.

Die Regionalanalyse der IHK Ostthüringen zeigt, wie sich die Entwicklung in den Ostthüringer Landkreisen und kreisfreien Städten im Detail darstellt:

Der Absturz der Wirtschaft ist vorerst abgewendet, aber bei vielen Firmenchefs bleiben die Sorgenfalten.
Die Stimmung der Unternehmer in der kreisfreien Stadt Gera hellt sich auf. Der Konjunkturklimaindikator steigt um 15 auf 98,2 Punkte. Neun von zehn Unternehmen bewerten ihre Lage als gut oder befriedigend (Umfrage im Herbst 2022: 80 Prozent). Auch die Erwartungen sind nicht mehr so negativ wie im Herbst. Allerdings rechnet noch fast die Hälfte der Unternehmen mit einer ungünstigeren Entwicklung ihrer Geschäfte. Als größte Risiken machen die Firmen die Energiepreise und den Fachkräftemangel aus. Letzterer könnte sich jedoch für den Stellenaufbau, der bei jeder vierten Geraer Firma vorgesehen ist, als Hürde erweisen. Die Investitionsbereitschaft nimmt ebenfalls zu, allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau: Zehn Prozent der Betriebe (plus vier Prozentpunkte) kalkulieren mit höheren Investitionsausgaben, weitere 39 Prozent (plus sechs Prozentpunkte) mit einem konstanten Budget.
Der Konjunkturklimaindikator für die kreisfreie Stadt Jena steigt und überschreitet wieder die 100er-Marke (106,3; plus 31 Prozentpunkte). Vor allem die Erwartungen machen einen Sprung (plus 37 Saldenpunkte) – gleichwohl überwiegen weiterhin die negativen Einschätzungen (17 Prozent) gegenüber den positiven (28 Prozent). Die gegenwärtige Geschäftslage wird ebenfalls besser eingeschätzt – 46 Prozent der Firmen (plus 18 Prozentpunkte) vergeben die Note „gut“. Das Investitionsklima hellt leicht auf, bleibt aber unter dem Vorjahresniveau. Die Personalpläne fallen vielerorts zurückhaltend aus. 76 Prozent der Betriebe wollen ihre Belegschaft konstant halten, nur jedes neunte Unternehmen plant mit zusätzlichem Personal. 
Die Unternehmen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt melden überwiegend eine stabile Lage – 78 Prozent der Betriebe urteilen mit gut oder befriedigend (plus fünf). Allerdings lasten die hohen Kosten nach wie vor schwer auf den Firmen. 41 Prozent der Betriebe melden eine im Vorjahresvergleich schlechtere Gewinnlage, weitere 44 Prozent verzeichnen konstante Werte. Bei 27 Prozent der Unternehmen reichen gegenwärtig die Einnahmen nicht mehr aus, um die Kosten zu decken. Die Erwartungen an die künftigen Geschäfte sind weniger pessimistisch: Der Anteil der negativen Ausblicke nimmt ab (43 Prozent, minus 14 Prozentpunkte). Die Einstellungsbereitschaft legt im Saldo leicht zu. Die Investitionspläne der Firmenchefs sind indes weiter von Vorsicht geprägt.
Nach dem Tief im Herbst 2022 fasst die Konjunktur im Saale-Holzland-Kreis wieder langsam Tritt – der Konjunkturklimaindikator steigt um 14 auf 82,4 Punkte. Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage besser, allerdings sind die Erwartungen von großer Skepsis geprägt. Jeder zweite Firmenchef rechnet mit einer ungünstigeren Entwicklung. Bei Neueinstellungen und Investitionen bleiben die Umfrageteilnehmer daher zurückhaltend. Nur acht Prozent der Betriebe planen, ihre Belegschaft zu vergrößern. Dies ist jedoch vielfach eine Herausforderung, und auch Stellennachbesetzungen wegen Renteneintritt oder Jobwechsel sind schwierig: 70 Prozent der Unternehmen sehen im Fachkräftemangel eines der größten Geschäftsrisiken. Nur die Energiepreise bereiten der Wirtschaft im Landkreis derzeit noch größere Sorgen.
Auch im Saale-Orla-Kreis arbeitet sich die Wirtschaft aus dem Stimmungstief. Die Geschäftslage verbessert sich im Saldo um sieben Punkte. 26 Prozent der Firmen fällen ein positives Urteil, weitere 41 Prozent urteilen mit befriedigend, während ein Drittel unzufrieden ist. Allerdings bleiben die Erwartungen negativ geprägt (45 Prozentpunkte). Unsicherheiten und Risiken bestimmen die Einstellungs- und Investitionsabsichten. Neue Jobs entstehen bei jedem achten Unternehmen, weitere 60 Prozent werden ihren Personalbestand halten. Höhere Investitionsausgaben planen 14 Prozent der Betriebe (minus zwei Prozentpunkte) im Landkreis. 
Im Landkreis Greiz bewerten die Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation etwas besser als in der Vorumfrage im Herbst 2022. 78 Prozent sind mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage zumindest zufrieden, bewerten diese als gut (36 Prozent) oder befriedigend (42 Prozent). Die Erwartungen bleiben jedoch mehrheitlich ungünstig, wenngleich der Anteil negativer Stimmen deutlich abgenommen hat (54 Prozent, minus 22 Prozentpunkte). Eine positive Prognose machen indes nur sechs Prozent der Umfrageteilnehmer aus dem Landkreis Greiz. Entsprechend vorsichtig planen die Betriebe ihre Investitionen: 52 Prozent der Firmen haben ihr Budget gekürzt oder werden in den nächsten Monaten gar nicht investieren. Neueinstellungen erwägen 13 Prozent der Betriebe (plus ein Prozentpunkt), 24 Prozent (minus zwei Prozentpunkte) erwarten dagegen eine niedrigere Beschäftigtenzahl.
Im Landkreis Altenburger Land wird die Lage im Ostthüringer Vergleich am besten beurteilt – 42 Prozent der Unternehmen melden gute Geschäfte, nur 12 Prozent kommen zu einem negativen Ergebnis. Von Euphorie kann allerdings auch im Altenburger Land keine Rede sind. Die Energiekrise belastet weiter den Ausblick der Unternehmen – trotz Aufhellung sind die Erwartungen der Betriebe im Saldo negativ. Während 21 Prozent eine günstigere Entwicklung prognostizieren, äußert sich jeder Dritte gegenteilig. Die verbesserten Erwartungen zeigen sich auch in den Personal- und Investitionsplänen. Mehr Betriebe werden neue Stellen schaffen (11 Prozent, plus sechs Prozentpunkte), auch die Investitionsbereitschaft nimmt wieder zu. Allerdings bleiben beide Indikatoren im langjährigen Vergleich unterdurchschnittlich.
16.02.2023, ba