Ostthüringer Unternehmen stehen vor schwierigem Winter

IHK-Konjunkturumfrage: Steigende Kosten und Energiekrise drücken die Stimmung auf neuen Tiefpunkt

Der Großteil der Ostthüringer Unternehmen blickt pessimistisch auf die bevorstehenden Monate. Steigende Kosten und Unsicherheiten zur Versorgung mit Energie sind wesentliche Gründe. Zahlreiche Konjunkturindikatoren brechen ein. Das zeigt die aktuelle Umfrage der IHK Ostthüringen zu Gera, an der rund 400 Unternehmen mit zusammen 13.900 Beschäftigten teilgenommen haben.
63 Prozent der Firmen gehen von einer schlechteren Entwicklung ihrer Geschäfte in den kommenden Monaten aus. 28 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung. Zuversichtlich zeigt sich indes nur jeder elfte Befragte.
„Auch die Bewertungen der aktuellen Geschäftslage fallen ungünstiger aus, denn bei vielen Unternehmen hat die Nachfrage über die Sommermonate an Kraft verloren, während die Kosten weiter gestiegen sind“, erklärt Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen. So ist der Anteil der Befragten, die ihre wirtschaftliche Situation als gut bewerten, gegenüber der Vorumfrage im Frühjahr 2022 um sechs Punkte auf 35 Prozent gesunken. Weitere 41 Prozent der Firmen vergeben die Note befriedigend und 24 Prozent der Umfrageteilnehmer (plus drei Prozentpunkte) fällen ein negatives Urteil.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Ostthüringen gibt im Vergleich zur letzten Umfrage um weitere 23 Punkte nach und erreicht aktuell einen neuen Tiefstwert von 71,5. Der Rückgang ist vorrangig zurückzuführen auf den Stimmungseinbruch in den energie- und rohstoffintensiven Branchen Industrie und Bau sowie im Handel, der unmittelbar unter dem Kaufkraftverlust der privaten Haushalte leidet. Hier haben sich die Einschätzungen zur Lage und die Erwartungen deutlich verschlechtert. Vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft geben sogar 86 Prozent der Handelsunternehmen (plus 26) eine negative Prognose ab.
Die Betriebe stellen ihre Ausgaben mehr denn je auf den Prüfstand. Im Ergebnis werden Investitionen zurückgestellt oder ganz gestrichen. Drei von fünf Befragten haben ihr Budget gekürzt oder werden in den nächsten Monaten überhaupt nicht investieren. Höhere Ausgaben planen derzeit nur 14 Prozent der Firmenchefs.
„Unter dem Eindruck des Energiepreisschocks ist die Stimmung unter den Unternehmen auf dem Tiefpunkt. Die Kostenexplosion trifft die Ostthüringer Wirtschaft in ihrer gesamten Breite und gefährdet die Existenz vieler Unternehmen, wenn die Politik jetzt nicht entschlossen gegensteuert“, warnt Weinert. Die Ostthüringer IHK fordere, alle technisch verfügbaren grundlastfähigen Energiequellen jetzt anzuzapfen - von der Atomkraft bis zu regionalen Ressourcen wie z.B. Schiefergas. Dazu seien Gesetze, wo sie nötig sind, umgehend anzupassen oder neu zu fassen und Verwaltungsvorgänge zu beschleunigen.
Den ausführlichen Konjunkturbericht finden Sie unter www.gera.ihk.de/konjunktur
20.10.2022, ba