Regionale Konjunktur: Wirtschaft auf Talfahrt

Laut IHK-Umfrage haben sich Geschäftslage und Erwartungen der Unternehmen im Vergleich zum Frühjahr 2023 weiter verschlechtert

Die Stimmung in der Ostthüringer Wirtschaft hat sich im Herbst eingetrübt. Noch immer belasten die Auswirkungen der Pandemie und der geopolitischen Krisen die Unternehmen, vor allem die weiterhin hohen Preise und gestiegenen Zinsen. Hinzu kommen strukturelle Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, die Energiewende und eine überbordende Bürokratie. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen.
Der Blick in die Landkreise und kreisfreien Städte verdeutlicht: In nahezu allen Regionen Ostthüringens hat sich das Konjunkturklima im Vergleich zur Vorumfrage im Frühjahr abgekühlt. Ausnahmen sind die kreisfreie Stadt Jena und der Saale-Orla-Kreis, wo der IHK-Konjunkturklimaindikator (Geschäftslage und Erwartungen zusammengefasst) jeweils wieder die 100er-Marke übersteigt, die ein positives Stimmungsbild der Wirtschaft indiziert.
In der kreisfreien Stadt Jena bewerten 32 Prozent der Betriebe ihre derzeitige Lage als gut, 52 Prozent vergeben die Note „befriedigend“, während sich 16 Prozent der Firmen zu einem negativen Urteil kommen. Die Erwartungen der Unternehmen in der Lichtstadt sind weiter zurückhaltend, wenngleich im Ostthüringer Vergleich noch am zuversichtlichsten: Mit einer günstigeren Entwicklung rechnet jeder fünfte Betrieb, 24 Prozent der Befragten geben hingegen eine negative Prognose ab.
Im Saale-Orla-Kreis verbessert sich das Konjunkturklima geringfügig. Nach 97 Punkten im Frühjahr klettert der Index im Herbst auf 102 Punkte. Der Grund sind verbesserte Einschätzungen zur Geschäftslage. 84 Prozent der Befragten bewerten diese mit befriedigend oder besser. Der Ausblick auf die kommenden Monate ist indes weiter von Skepsis geprägt. 38 Prozent der Betriebe im SOK erwarten ungünstigere Geschäfte, während sich nur 21 Prozent optimistisch zeigen. Als größte Risiken machen die Unternehmen die Energiepreise und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen aus.
In der kreisfreien Stadt Gera stockt der Konjunkturmotor. Die Unternehmen sind weniger zufrieden mit ihrer Geschäftslage. 38 Prozent der Befragten melden ein kleineres Auftragsvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anteil von Firmen, die ein Auftragsplus generieren, sinkt auf 27 Prozent. Mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung rechnen nur 11 Prozent der Geraer Betriebe. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den Personal- und Investitionsplänen wider. Diese fallen deutlich zurückhaltender aus. Höhere Investitionsausgaben sind aktuell nur bei jedem zwölften Geraer Unternehmen vorgesehen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die Unternehmenseinschätzungen zur Geschäftslage und die Erwartungen verschlechtern sich. Im herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfeld halten sich die Betriebe mit Neueinstellungen zurück. Lediglich sechs Prozent der Befragten wollen zusätzliches Personal einstellen, 74 Prozent planen mit einer konstanten Belegschaft. Die größten Risiken sieht die Wirtschaft in der industriegeprägten Region bei den Energiepreisen und der Wirtschaftspolitik.
Einen Rückschlag erleidet die Konjunktur im Saale-Holzland-Kreis. Der Konjunkturklimaindikator fällt im Herbst auf 74 Punkte, nach 101 Punkten im Frühjahr dieses Jahres. Dies ist in erster Linie auf den äußerst pessimistischen Ausblick auf die nächsten Monate zurückzuführen. Mehr als die Hälfte aller Befragten (58 Prozent) rechnet mit schlechteren Geschäften. Günstiger fallen die Bewertungen der aktuellen Lage aus: 44 Prozent der Unternehmen im SHK berichten von guten Geschäften, weitere 36 Prozent der Firmen sind zufrieden.
Im Landkreis Greiz fasst die Konjunktur noch nicht Tritt. Bei vielen Betrieben entwickelt sich die Nachfrage schleppend. Im Vorjahresvergleich kann nur jedes zwanzigste Unternehmen ein Auftragsplus vorweisen. Bei 52 Prozent bleiben die Bestellungen konstant, während 43 Prozent der Befragten einen Rückgang melden. Die Bewertungen der Geschäftslage sind daher durchwachsen: 30 Prozent der Betriebe bezeichnen diese als gut, 35 Prozent der Befragten fällen indes ein negatives Urteil. Mit Blick auf die kommenden Monate zeigt sich nur jeder elfte Betrieb zuversichtlich, 61 Prozent erwarten keine Veränderung, 30 Prozent der Firmen eine negative Geschäftsentwicklung.
Auch im Altenburger Land ist das Konjunkturklima gedämpft. Der Indikator rangiert mit aktuell 68 Punkten weiter deutlich unter der neutralen 100er-Marke. Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage überwiegend zurückhaltend: zwei von fünf Betrieben fällen ein negatives Urteil, nur 18 Prozent melden gute Geschäfte. Für die kommenden Monate gibt jeder zweite Befragte eine ungünstige Prognose, 39 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung und nur 10 Prozent erwarten bessere Geschäfte. Die größten Sorgen bereiten den Unternehmen im Landkreis die Energiepreise, die Wirtschaftspolitik und die Nachfrageentwicklung.
„Die Wirtschaftspolitik des Bundes wird von nicht wenigen nur noch als Belastung wahrgenommen. Eine Fülle an bürokratischen Auflagen, zunehmende Arbeitskosten, unausgegorene Gesetzesvorhaben, kurz: eine prekäre Gemengelage belastet nicht nur das Geschäft, sondern auch die Erwartungen. In der aktuellen Lage brauchen wir Signale des Aufbruchs, die das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort zurückgeben“, betont Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie bei der IHK Ostthüringen.
An der aktuellen Umfrage der IHK Ostthüringen zu Gera haben 365 Unternehmen mit zusammen 16.090 Beschäftigten teilgenommen.
Mehr Details im vollständigen Konjunkturbericht unter www.gera.ihk.de/konjunktur.
17.11.2023, ba