Auf der Überholspur?

Nach wie vor werden in Deutschland die meisten Güter auf der Straße transportiert. Die Autobahn ist dafür entscheidend. Wie steht es um Infrastruktur, Parkplätze und Zukunftsinvestitionen? Der Leiter der Autobahn GmbH-Außenstelle Erfurt, Dr. Danko Knothe, gibt Antworten.
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland laut vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes mehr als 3,4 Milliarden Tonnen Güter auf der Straße befördert. Das sind rund 80 Prozent des jährlichen Güterverkehrs. Trotz Bestrebungen, Warentransporte verstärkt auf die Schiene zu verlagern, bleiben vor allem Fernverkehrsstraßen in Deutschland für die Wettbewerbsfähigkeit enorm wichtig. Als öffentliche Verkehrsinfrastruktur müssen unter anderem die Autobahnen instandgehalten und erweitert werden.
Dort, wo große LKWs unterwegs sind, wird auch viel Platz benötigt. Doch der ist an vielen Stellen in Ostthüringen nicht vorhanden. Es fehlt an sicheren LKW-Stellplätzen. Einer, der die Autobahnstrecken in Thüringen hervorragend kennt, ist Dr. Danko Knothe, Leiter der Autobahn GmbH-Außenstelle in Erfurt. Im Gespräch erzählt er, wie sich die Autobahninfrastruktur in den letzten Jahren weiterentwickelt hat und was in den kommenden Jahren zu erwarten ist.
Was sind die Aufgaben der Autobahn GmbH?
Dr. Danko Knothe: Die Autobahn GmbH übernimmt das Planen, Bauen und Betreiben des wichtigsten Infrastrukturangebots in Deutschland – die Autobahn. Das versucht die Autobahn GmbH des Bundes insgesamt mit rund 14.000 Mitarbeitern inzwischen auf über 13.000 Kilometern umzusetzen. Die Verkehrsmengen auf der Autobahn sind weit entfernt von allen anderen Verkehrsträgern. Sie ist deshalb der wichtigste Faktor im Güterverkehr und im Individualverkehr.
Wir als Außenstelle in Erfurt haben knapp 300 Mitarbeiter und verantworten ein Streckennetz von 520 Kilometern. Das ist für uns eine große Daueraufgabe. Die Kollegen sagen immer: „Die Bedeutung der Autobahn merkt man erst dann, wenn sie nicht mehr in vollem Umfang verfügbar ist.“ Es passieren Unfälle oder Havarien und Fahrzeuge müssen sich dann durch Landesstraßen, vielleicht sogar durch Ortslagen quälen. In solchen Situationen merken Autofahrer, wie wichtig eine funktionierende Autobahn ist.
Deshalb ist es unser Anliegen, die Autobahn 24/7 zur Verfügung zu stellen und Baumaßnahmen möglichst effizient und effektiv zu absolvieren. Wir geben Steuergeld aus, haben also ein natürliches Preisbewusstsein, müssen wirtschaftlich handeln und wollen am Ende den Nutzern eine gute Autobahn zur Verfügung stellen. In Thüringen sind wir da wirklich auf einem sehr guten Niveau. Wir sind jetzt im letzten ADAC-Stauranking das Land mit den geringsten Stauzahlen auf der Autobahn gewesen. Das ist ein Ausweis für ein leistungsfähiges Netz und für die gute Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen.
Stichwort Baumaßnahmen: Für unsere Unternehmen sind sichere Autobahnparkplätze für den Güterverkehr ein wichtiges Anliegen. Warum sind gut ausgebaute LKW-Stellplätze so wichtig?
Der Bund hat die Verbesserung der Stellplatzkapazitäten schon immer in seinen Ausbauplänen vorgesehen. Es geht dabei um Verkehrssicherheit, aber auch um die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, die auf ein entsprechendes Parkraumangebot angewiesen ist.
Wir haben seit 2008 bundesweit viele neue LKW-Stellplätze geschaffen. Dafür sind circa 1,2 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt investiert worden. Im neuen Finanzierungs- und Realisierungsplan, der jetzt in der parlamentarischen Befassung ist, wird der Anteil für den Bau neuer Rastanlagen bis 2029 wohl 997 Millionen Euro betragen. Das heißt, wir machen dort kontinuierlich Fortschritte. Wir haben in Thüringen insgesamt 20 bewirtschaftete Tank- und Rastanlagen und 39 unbewirtschaftete Parkplätze mit WC (PWC). Im Vergleich mit anderen Bundesländern ist das überproportional gut.
Ein Projekt, das bereits umgesetzt wurde, ist die Erneuerung der Rastanlage Tümmelsberg an der A4 zwischen dem Hermsdorfer Kreuz und Gera. Was wurde dort konkret saniert?
Wir haben am Tümmelsberg in beide Fahrtrichtungen eine Erweiterung der Stellflächen vorgenommen. Die Kapazität hat sich so von 20 auf 48 LKW-Parkplätze erhöht. Die Anlage ist jetzt ganz klar auf den Schwerverkehr ausgerichtet. Wir haben die Grünflächen minimiert und konsequent auf einen Ausbau der Parkflächen hingearbeitet. Für die Sanierung haben wir circa zwei Millionen Euro ausgegeben.
Darüber hinaus planen wir aktuell auch zwei neue PWC-Anlagen in der Nähe der Anschlussstelle Magdala, also zwischen Weimar und Jena. Der Bau soll im kommenden Jahr beginnen. Wir wollen dort, Stand jetzt, 38 Stellplätze auf jeder Seite zubauen und das Angebot damit nochmal verdichten. Das ist ein Projekt, das auch die Parkplatzsituation in Ostthüringen positiv beeinflussen wird.
Welche weiteren Projekte, die über den Parkplatzausbau hinausgehen, plant die Autobahn GmbH aktuell in Ostthüringen?
Der Ausbau von Nebenanlagen ist wichtig, die Schaffung von Stellplätzen ist wichtig, aber das wäre alles vertane Mühe, wenn wir unser Streckennetz nicht in Ordnung halten. Am Hermsdorfer Kreuz zum Beispiel sind die Brücken als Hauptbauwerk jetzt in die Jahre gekommen und da müssen wir auch handeln. Die Sanierungs- und Baupläne dazu werden gerade erstellt.
In den letzten Jahren hatten wir außerdem sehr viel mit der Sanierung der Betonabschnitte auf der A4 zu tun, insbesondere in Ostthüringen. In den nächsten Jahren wird das Gleiche dann nördlich und südlich des Hermsdorfer Kreuzes auf der A9 passieren. Der Verschleiß des Betons zwingt uns einfach, hier jetzt grundhaft zu erneuern. Wir werden aber immer so bauen, dass eine maximale Netzverfügbarkeit auch während der Bauzeit vorhanden ist. Wir wollen nicht, dass eine Region abgehängt wird, und deswegen vermeiden wir es auch, zwei Anschlussstellen hintereinander zu sperren. Wir wollen sicherstellen, dass Pendler, aber auch die Wirtschaft dort weiterhin gute Anschlüsse haben.
Darüber hinaus gilt es auch für uns, noch stärker über Zukunftsthemen wie das telematische Parken nachzudenken und das „Riesenthema“ Ladeinfrastruktur für Elektro-LKWs zu forcieren. Da stehen wir noch ganz am Anfang und hoffen, dass wir dafür auch die finanziellen Mittel in die Hand bekommen.
Wirtschaftspolitische Grundsatzpositionen der IHK Ostthüringen - Verkehr

Auch zukünftig ist mit einer stetigen Zunahme der Verkehrsmengen, sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr, zu rechnen. Um den Verkehrsunternehmen nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen zu können, muss nicht nur die Infrastrukturausstattung angemessen sein, sondern müssen vor allem auch die wirtschaftspolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden.

Die konkreten Forderungen der IHK Ostthüringen finden Sie hier:
ihk.de/gera


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