UNTERNEHMERINNEN IM PORTRAIT

Und plötzlich war alles anders

Katja Piehler ist Geschäftsführerin der Busbetrieb Piehler GmbH & Co. KG. Seit 2019 leitet sie gemeinsam mit ihrer Schwester das von ihrem Vater gegründete Unternehmen, das sowohl Busreisen anbietet als auch Schülerverkehr und Regionalbuslinien betreibt. Schon 2002 war die gelernte Reisekauffrau und staatlich geprüfte Betriebswirtin in die Firma eingestiegen. Sie sitzt gelegentlich auch selbst hinter dem Steuer eines Busses. Doch mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters musste sie von einem Tag auf den anderen die Verantwortung für den Busbetrieb übernehmen. Eine enorme menschliche und berufliche Herausforderung. Noch heute fällt es ihr schwer, darüber zu sprechen. Trotzdem: Ihr Blick ist nach vorn gerichtet. „Es geht weiter!“ 
„Wir sind ein echtes Familienunternehmen. Meine Schwester und ich sind da hineingewachsen, haben vieles im Unternehmensalltag übernommen. Doch die Aufgaben des Firmenchefs waren Neuland – und es war niemand mehr da, den wir fragen konnten“, erinnert sie sich. Der Umgang mit Behörden bei Konzessionen und Genehmigungen waren für sie ebenso herausfordernd, wie die Wartung und Instandsetzung der Busse. „Da hat mein Vater sehr oft selbst Hand angelegt“, erinnert sie sich. Nun verstärkt ein neuer Mitarbeiter das Team der Werkstatt und auch die Firmenstruktur wurde neu organisiert. 
Eine Frau als Chef – damit hatte niemand im Unternehmen oder bei den Kunden ein Problem. Sie selbst musste jedoch ihren Alltag neu strukturieren. „Firma, zwei schulpflichtige Kinder und Familie unter einen Hut zu bekommen geht nur, wenn der Partner mitzieht“, ist Katja Piehler dankbar für den Rückhalt, den sie erfährt. 
Den braucht sie auch, denn die letzten beiden Jahre hat die Coronapandemie für zusätzliche Einschnitte gesorgt. „Der Reisekatalog, den wir ein Jahr lang vorbereitet und organisiert hatten, war kaum fertig, da kam der Lockdown und alles musste wieder storniert werden. An Busreisen, Schülerverkehr oder Busvermietung war nicht zu denken.“ Einzig der Linienverkehr konnte unter Einschränkungen noch stattfinden - mit Hygienekonzept und 3G-Regeln. „Wir mussten sechs unserer zwölf Busse abmelden und die Mitarbeiter im Büro in Kurzarbeit schicken“, bedauert sie die Einschnitte, die bis heute nachwirken. 
Und wieder richtet sie ihren Blick nach vorn: „Gerade Senioren sind froh, wieder reisen zu können und nehmen vor allem die Tagesausflüge gern an“, freut sie sich über erste Lichtblicke. „Gerade konnten wir eine Busreise nach Ungarn starten und auch ein neuer Reisekatalog steht“, zeigt sie sich optimistisch. Einfach war es nicht, denn auch bei Hotels und in der Gastronomie hat Corona Spuren hinterlassen. Mit neuen, interessanten Angeboten will sie Kunden zurück- und neugewinnen und einen Kontrapunkt zum zunehmenden Individualtourismus setzen. Neben den geänderten Reisegewohnheiten ihrer Kunden muss sie sich auch einer weiteren Herausforderung stellen: „Viele Fahrer gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Gute Fahrer sind Mangelware. Das ist ein Problem vieler Unternehmen der Branche. Im Moment sind wir noch gut aufgestellt, aber in den nächsten zehn Jahren wird es akut.“
Über Busbetrieb Piehler
Bereits seit 1990 ist Piehler Reisen ein kompetenter regionaler Partner für Busreisen in Europa und darüber hinaus. Das Angebot umfasst darüber hinaus Schiff-, Kur- und Flugreisen. Im täglichen Linien- und Schulverkehr ist Piehler zwischen Gera und Zwickau unterwegs. Auf Wunsch erstellt das Unternehmen auch individuelle Gruppenprogramme. Zur Firma gehören 20 Mitarbeiter.
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