HERAUSFORDERUNG FÜR IHK UND UNTERNEHMEN

Ausbildung wird digitaler

Selbst auszubilden ist nach wie vor für viele Unternehmen der beste Weg, Fachkräftenachwuchs zu sichern. Im vergangenen Jahr wurden bei der IHK 184 neue Ausbildungsbetriebe registriert. 93 Ausbilder sind neu angemeldet worden. Auch bei der Zahl der Ausbildungsverträge zeigt die Tendenz nach oben. 
Auch bei den Azubis erhält die duale Ausbildung Bestnoten, wie eine aktuelle Umfrage der ostdeutschen IHKs zeigt. Bezug zur Praxis (95 Prozent), Übernahme und Karrierechancen (90 Prozent) gehören zu den wichtigsten Entscheidungskriterien für die Jugendlichen. Für die Qualität der Ausbildung in Ostthüringer Unternehmen spricht, dass 87 Prozent der Azubis ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen würden. 
Vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen von Bewerbermangel über Digitalisierung bis hin zu Corona-Einschränkungen sei das ein Mut machendes Signal, sagt Volker Leffer. Der Sachgebietsleiter Fachkräfteentwicklung der IHK spricht im Interview über aktuelle Ausbildungsthemen.

Mit welchen Herausforderungen sehen sich Ausbildungsbetriebe heute konfrontiert?

Einerseits wird der Fachkräftebedarf immer drängender und selbst auszubilden ist ein erfolgversprechender Weg gegenzusteuern. Andererseits muss mehr ins Ausbildungs- und Mitarbeitermarketing sowie in die Ausbildung selbst investiert werden, denn der Wettbewerb um künftige Azubis und Fachkräfte ist deutlich härter geworden. Die Corona-Einschränkungen der letzten beiden Jahre verschärfen die Situation zusätzlich. Allerdings muss man sagen, dass die Entwicklung digitaler Ausbildungsinhalte und Wissensvermittlung dadurch deutlich an Fahrt gewonnen hat. 

Ausbildung digital – wie kann das funktionieren?

Die Arbeitswelt und damit die Ausbildung wird in Zukunft geprägt sein von einem Mix zwischen Präsenz und digital. Darauf müssen wir uns einstellen. Corona hat dieser Entwicklung einen entscheidenden Schub gegeben. Die Unternehmen waren gezwungen, ihre Prozesse und Abläufe digitaler aufzustellen. Ausbildungsinhalte digital zu vermitteln war eine besondere Herausforderung, sowohl in den Betrieben selbst, als auch in den Ausbildungszentren und den Berufsschulen. Denn nicht alles kann man per Computer und Onlinemeetings vermitteln. Ein Zerspaner beispielsweise kann nur an der Maschine den Umgang mit Material und Technik erlernen. An der Stelle waren und sind auch die IHK-Berater gefragt. Die Themen reichen von: „Welche Inhalte kann man wie digital vermitteln?“ bis: „Unter welchen Voraussetzungen kann und muss die Ausbildung weiter im Betrieb stattfinden?“.

Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt. Das Angebot ist größer als die Nachfrage. Wie kann man im Wettbewerb um Bewerber punkten?

Zunächst mit einer guten und interessanten Ausbildung und attraktiven Berufsperspektiven. Schulabgänger, die die Wahl haben, sehen sich genau an, welche beruflichen Perspektiven die Unternehmen bieten und welche Wertschätzung den Mitarbeitern entgegengebracht wird. Viele Unternehmen bieten auch zusätzliche Anreize, wie Laptops, Führerschein, höheres Entgelt usw.
Ein weiterer Aspekt: Auch denen eine Chance geben, die nicht die idealen Voraussetzungen mitbringen oder nicht in Deutschland geboren wurden. Viele Erfahrungen zeigen, dass sie mit Unterstützung des Betriebes durchaus erfolgreich ihre Ausbildung absolvieren können und im Berufsleben Fuß fassen. Es gibt vielfältige Angebote und Projekte, die Firmen dabei unter die Arme greifen, damit sich die höhere Investition in die Ausbildung am Ende auch lohnt.

Corona hat auch einen dicken Strich durch viele Aktivitäten zur Berufsorientierung gemacht …

Ja, viele Berufsmessen sind ausgefallen, die Zusammenarbeit mit Schulen war und ist nur eingeschränkt möglich. Die Folge: Unternehmen bekamen deutlich weniger Bewerbungen. Umso gefragter sind aktuell die Angebote zu Projekttagen im IHK-Schülercollege – sowohl bei Unternehmen und als auch bei Schülern. Bei aller Digitalisierung, Berufe und Unternehmen aktiv kennenzulernen und selbst auszuprobieren ist die beste Entscheidungshilfe und Werbung für Ausbildung. Deshalb hat die IHK in dieser Zeit auch ihre Aktivitäten im Ausbildungsmarketing intensiviert, z. B. durch den digitalen Elternratgeber. Wer noch unentschlossen ist, wohin ihn sein beruflicher Weg führen soll, wird darin Schritt für Schritt geführt. Unter www.macht-eure-kinder-stark.de erhalten Eltern und Schüler nützliche Ratschläge und Hilfsmittel, um den passenden Beruf zu erkennen, Kontakte mit Unternehmern zu schließen und sich erfolgreich zu bewerben.

Gibt es eine Möglichkeit, sich mit anderen über ihre Erfahrungen und Lösungen auszutauschen?

Genau dafür hat die IHK 2019 das „Netzwerk Personal“ initiiert. Dort können sich Personalverantwortliche aus Ostthüringer Unternehmen austauschen und informieren. Die zentrale Frage für alle ist: Wie kann man gute Fachkräfte gewinnen, qualifizieren und auch halten? Das gut angenommene Netzwerk war im letzten Jahr coronabedingt nicht sehr aktiv, soll 2022 aber wieder durchstarten.


IHK-Informationen und Angebote zur Berufsorientierung
IHK-Schülercollege

IHK-Kampagne „AUSBILDUNG IN THÜRINGEN. MACHT-EURE-KINDER-STARK.DE“
 
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