Deutschland wählt
Christine Fischer (SPD) im Interview
Die Bundestagswahl steht vor der Tür, und mit ihr rückt auch die Frage in den Mittelpunkt, welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft unseres Landes getroffen werden. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die konkreten Standpunkte der Parteien – WRF hat dazu sechs Direktkandidat:innen* zu den drängendsten Themen der Wirtschaft befragt. Hier im Interview: Christine Fischer von der SPD.
Für Unternehmen gilt der Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen: Allein auf dem Fuldaer Arbeitsmarkt werden bis 2028 rund 10.000 Fachkräfte fehlen. Was sind Ihre Ansätze, um dieser Situation entgegenzuwirken?
Es sind mehrere Maßnahmen erforderlich, angefangen bei der Schulbildung. Es ist dramatisch, wie viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen. Wir müssen Bildungschancen für alle Jugendlichen ermöglichen und auch die handwerklichen Berufe wieder in den Vordergrund rücken. Die hessischen Praktikumswochen sind dabei ein Schritt in die richtige Richtung, aber das reicht nicht. Ein weiterer Aspekt sind Förderung des 2. Bildungswegs und Anpassung der Anforderungen an Quereinsteiger. Auch um eine kontrollierte Akquise von Arbeitskräften aus dem Ausland werden wir nicht umhin kommen.
Kleine und mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Gerade sie leiden an dem hohen Bürokratieaufwand. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um KMU dahingehend zu entlasten?
Ja, sie müssen oft identische Anforderungen wie Großunternehmen erfüllen, ohne auch nur annähernde Ressourcen zu haben. Eine Verschlankung und der Abbau von Bürokratie macht die KUMs wieder leistungs- und wettbewerbsfähiger. Auch muss auf EU-Ebene und National eine Vereinfachung in gesetzlichen Bereichen erfolgen, die nicht benötigte Ressourcen frei macht. Gesetze und daraus resultierende Vorschriften müssen adressatengerecht aufbereitet werden. Sinnvoll ist auch die Einrichtung eines klar benannten Koordinators bei Verfahren, bei denen mehrere Behörden beteiligt sind.
Im Landkreis Fulda sind zahlreiche Rohstoffe verfügbar. Wie stehen Sie zur Nutzung dieser Ressourcen – insbesondere mit Blick auf regionale Erschließungs- und Erweiterungsprojekte?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass diese Rohstoffe auch nutzbar gemacht werden, da aufgrund der kurzen Transportwege die Umweltbilanz für diese Stoffe verbessert wird. Jedoch muss diese Nutzung sowohl ökologisch als auch in den bestehenden rechtlichen Vorgaben erfolgen. Ebenso sind dabei natürlich auch die Interessen der davon betroffenen Anwohnern:innen mit zu berücksichtigen. Durch die Ressourcengewinnung vor Ort darf keine Benachteiligung der Bevölkerung erfolgen.
Die heimische Produktion wird nicht zuletzt aufgrund hoher Energiekosten zunehmend teurer. Welche Lösungen schlagen Sie vor, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten?
Bereits im Jahr 2020 hat die SPD und die SPD-Kreistagsfraktion, übrigens als einzige Partei in Fulda, ein Klimakonzept mit dem Schwerpunkt Ausbau und Umstieg auf regenerative Energien gefordert. Eine kostengünstigere Energie wird für Unternehmen immer stärker zum Standortentscheid. Man muss sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass die regenrativen Energien hier in unserer Region begrenzt sind.
* WRF hat für diese Ausgabe alle Direktkandidat:innen der im Bundestag vertretenen Parteien kontaktiert. Bis zum Druckzeitpunkt hat sich „Die Linke“ trotz mehrfacher Anfragen nicht zurückgemeldet.