Handeln ist gefragt
Das duale Ausbildungssystem steht vor großen Herausforderungen. Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt – und das seit Jahren. Die Gründe sind vielschichtig: Fachkräftemangel, demografischer Wandel und die steigende Attraktivität akademischer Bildungswege verschärfen die Situation.
Insbesondere kleine Betriebe kämpfen darum, geeignete Auszubildende zu finden. Doch das ist nicht alles. Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und neuen Berufsfeldern stellt die Unternehmen vor zusätzliche Herausforderungen. Gleichzeitig fehlen vielen jungen Menschen die notwendigen Qualifikationen, um eine Ausbildung erfolgreich zu starten. Das Ergebnis:
Offene Stellen bleiben unbesetzt, obwohl Bewerbende da wären.
Eine aktuelle Studie des ifo-Instituts befragte Personalleiter in Unternehmen, warum 2024 für viele von ihnen ein schwieriges Ausbildungsjahr war und welche Veränderungen sie fordern. WRF präsentiert Ihnen eine Auswahl der Ergebnisse.
Die vollständige Studie des ifo-Instituts München finden Sie hier.
Konstantes Angebot
Im Ausbildungsjahr 2024/25 ist die Anzahl der Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahr bei 40 Prozent der Betriebe gleichgeblieben. 24 Prozent der Firmen boten mehr Plätze an, 14 Prozent weniger. 22 Prozent der Unternehmen beabsichtigten, keine neuen Ausbildungsstellen zu schaffen.
Schwierigkeiten beim Recruiting
Zusätzlich zur konjunkturellen Unsicherheit gestaltet sich die Suche nach neuen Azubis immer schwieriger. Im Schnitt meldeten die Betriebe in 61 Prozent der Fälle Probleme bei der Stellenbesetzung, bei großen Unternehmen sogar etwas mehr als zwei Drittel. Gleichzeitig vergrößerten diese ihre Zahl an Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr am stärksten. Als Grund für die schwierige Besetzung von Stellen gaben 82 Prozent der kleinen Unternehmen eine nicht ausreichende Zahl an Bewerbungen an, äußerten aber gleichzeitig am seltensten Bedenken über deren Qualifikation. Ganz anders stellte sich die Situation bei großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden dar: Hier wurden 84 Prozent der Bewerber sehr häufig als nicht ausreichend qualifiziert bewertet.
Mehrheit hat Mittlere Reife
Den größten Anteil an Schulabschlüssen macht die Realschule aus: Durchschnittlich 46 Prozent der Azubis im Unternehmen haben die mittlere Reife. 28 Prozent weisen einen Haupt- oder Mittelschulabschluss vor. Nur ein Viertel der teilnehmenden Unternehmen gab an, dass ihre Azubis Abitur haben.
Unternehmen fordern Anpassungen
Mehr als drei Viertel der Unternehmen sehen Veränderungsbedarf bei der Berufsausbildung in Deutschland. Von denjenigen, die einen Änderungsbedarf äußerten, forderten die meisten eine Modernisierung von Berufsschule und Lehrplänen einerseits und eine Verbesserung des Images der Berufsausbildung andererseits. Etwas mehr als die Hälfte sprach sich für eine verstärkte Zusammenarbeit von Berufsschule und dem Ausbildungsbetrieb aus.
Jedes dritte Unternehmen sieht die Erhöhung der Flexibilisierungsmöglichkeiten für Auszubildende als eine notwendige Verbesserung.
18 Prozent sprechen sich für das Ermöglichen internationaler Erfahrungen aus. Weitere zwölf Prozent würden die Vergütung der Auszubildenden verbessern und elf Prozent die Ausbildungsdauer verkürzen. Zudem äußerten die Unternehmen weitere Aspekte wie die Motivation der Auszubildenden, eine bessere schulische Vorbildung, beispielsweise bezogen auf Digitalisierung, sowie eine bessere Vorbereitung auf das Berufsleben.
WRF