Sie befinden sich auf der Seite der IHK Fulda.
Möchten Sie diese Seite in einem Cookie als Ihre Heimat-IHK setzen?
Sie befinden sich auf der Seite der IHK Fulda.
Bisher ist die als Ihre Heimat-IHK hinterlegt. Wollen Sie die Seite der IHK Fulda in einem Cookie
als Ihre neue Heimat-IHK setzen?
Sie werden zum Angebot der weitergeleitet.
Nr. 6588546
Standortumfrage 2025
Osthessen ist eine lebens- und liebenswerte Region – davon sind wir alle überzeugt. Doch wie attraktiv ist unser Standort für die regionale Wirtschaft wirklich? Sind wir gut auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet? Und in welchen Bereichen können und müssen wir uns verbessern?
Insgesamt 346 Unternehmen haben sich die Zeit genommen und uns ihre Einschätzungen zum Standort gegeben. Trotz hoher Resonanz ist die Standortumfrage ist nicht repräsentativ, bietet aber ein belastbares und aktuelles Stimmungsbild zur wirtschaftlichen Attraktivität des Landkreises Fulda.
Es wurden die allgemeine und wirtschaftliche Standortqualität, die Infrastruktur, Gewerbeflächen und -immobilien, der Arbeitsmarkt sowie Energie und Umwelt jeweils mit Blick auf Relevanz und Zufriedenheit betrachtet. Die saldierten Relevanz- (sehr relevant + eher relevant – weniger relevant – nicht relevant) und Zufriedenheitswerte (sehr zufrieden + eher zufrieden – weniger zufrieden – nicht zufrieden) sind in einer Vier-Felder-Matrix abgetragen. Als Standortvorteile werden Faktoren mit hoher Relevanz und Zufriedenheit definiert, als sekundäre Stärken Faktoren mit hoher Zufriedenheit und geringer Relevanz, als Optimierungspotential Faktoren mit geringer Relevanz und Zufriedenheit und als akuten Handlungsbedarf Faktoren mit hoher Relevanz und geringer Zufriedenheit.
Teilnehmende Unternehmen
Während die Umfrage gemessen an der Zahl der Betriebe die reale regionale Wirtschaft beim produzierenden Gewerbe inklusive Bau (Umfrage 26%; Real: 26%) und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern (Umfrage 6%; Real: 5%) sehr gut abbildet, kommt es beim Handel, Verkehr, Gastgewerbe (Umfrage 27%; Real: 40%) und bei den Dienstleistungen (Umfrage 41%; Real: 29%) zu Verschiebungen. Die Branchen Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und der Öffentliche Sektor wurden in der Standortumfrage nicht abgebildet.
Kleinstunternehmen (bis 9 Beschäftigte und bis 2 Mio. € Umsatz) Kleines Unternehmen (bis 49 Beschäftigte und bis 10 Mio. € Umsatz) Mittleres Unternehmen (bis 249 Beschäftigte und bis 50 Mio. € Umsatz) Großunternehmen (über 249 Beschäftigte oder über 50 Mio. € Umsatz)
Allgemeine Beurteilung des Wirtschaftsstandorts Fulda
Allgemeine Standortattraktivität
Insgesamt zeigt sich bei der allgemeinen Standortattraktivität ein positives Bild. Fulda ist als Mittelstadt im Herzen Deutschlands ein attraktiver Standort mit hoher Lebensqualität, der von Kultur über Gastronomie, bis hin zu vielfältigen Sportmöglichkeiten und einer qualitativ hochwertigen Schullandschaft viel zu bieten hat.
Größte Herausforderung ist die Verfügbar- und auch die Bezahlbarkeit von Wohnraum sowohl zur Miete als auch zum Kauf. Der Fachkräftemangel im Landkreis Fulda wird bis zum Jahr 2030 auf über 11.000 Personen ansteigen. Damit die Anwerbung aus anderen Landkreisen und auch aus dem Ausland gelingt, ist dringend neuer Wohnraum erforderlich. Die Erschließung neuer Wohnviertel wie beispielsweise am Waidesgrund und in Haimbach-Ost ist ebenso erfreulich wie der Bau neuer Studierenden- und Azubiwohnheime. Der Aus- und Neubau der ICE-Strecke Fulda-Frankfurt wird den Druck auf den Faktor Wohnraum weiter erhöhen, da die Pendlerströme zunehmen werden.
Wirtschaftliche Standortattraktivität
Trotz der anhaltenden Rezession wird die wirtschaftliche Standortortqualität des Landkreises Fulda in allen abgefragten Kategorien als sehr positiv bewertet.
Infrastruktur
Der Landkreis Fulda liegt im Herzen der Republik und ist exzellent an das nationale Verkehrsnetz angebunden, was die hohen Zufriedenheitswerte in fast allen Kategorien verdeutlichen. Allein die Faktoren Radverkehrsnetz und ÖPNV haben bei hoher Relevanz niedrige Zufriedenheitswerte, wobei es beim ÖPNV große Unterschiede zwischen Fulda und dem restlichen Landkreis gibt.
Beim ADFC-Fahrradklimatest hatten Fulda und andere Gemeinden zuletzt schlecht abgeschnitten. Landkreis und Stadt haben sich dieser Herausforderung jedoch angenommen und bauen das Radverkehrsnetz derzeit spürbar aus. Auch Angebote wie der digitale Mängelmelder, der auch den Radverkehr umfasst, gehen in die richtige Richtung.
Gewerbeflächen und -immobilien
Im Landkreis Fulda fehlt es an Gewerbe- und Büroflächen, was die niedrigen Zufriedenheitswerte verdeutlichen. Auf den ersten Blick wird die Relevanz über alle Branchen hinweg als niedrig eingeschätzt. Dies liegt jedoch an den gegenläufigen Effekten beim produzierenden Gewerbe und beim Handel, Verkehr, Gastgewerbe. Wird allein das produzierende Gewerbe isoliert betrachtet, so bleibt die Zufriedenheit niedrig, die Relevanz erhöht sich jedoch signifikant. D.h. das produzierende Gewerbe benötigt Gewerbeflächen, um weiter wachsen zu können. Im neuen Regionalplan sind neue Gewerbeflächen nicht im bedeutenden Maße ausgewiesen, was zukünftiges Wachstum begrenzen wird.
Arbeitsmarkt
Der Landkreis Fulda ist seit langem der Landkreis mit der geringsten Arbeitslosigkeit in ganz Hessen. Trotz zwei Jahren Rezession liegt die Arbeitslosenquote unter vier Prozent. Bis zum Jahr 2030 werden über 11.000 Fachkräfte fehlen. Gleichzeitig wird nirgendwo in Hessen so viel ausgebildet wie im Landkreis Fulda. Die Ausbildungsquote liegt bei 5,8 Prozent, auf einen Bewerber kommen fast zwei offene Ausbildungsplätze. Dieser Auszubildenden- und Fachkräftemangel spiegelt sich in der Relevanz und Zufriedenheit wider. Es besteht hier akuter Handlungsbedarf. Neben der Anwerbung von außerhalb des Landkreises wäre die Berufsorientierung über die Möglichkeiten der Ausbildung in allen Schulformen, insbesondere der Gymnasien, eine erste Maßnahme. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit den zuletzt stark gestiegenen Arbeitskosten gering. Dies zeigen auch die letzten Konjunkturberichte der IHK Fulda, in denen die Arbeitskosten jeweils von über der Hälfte aller befragten Unternehmen als eines der größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung angegeben wird.
Energie und Umwelt
Deutschland hat unter den entwickelten Volkswirtschaften mit die höchsten Energiepreise. Gegenüber Frankreich sind beispielsweise die Stromkosten mehr als doppelt so hoch. Für den industriell und mittelständisch geprägten Landkreis Fulda sind hohe Energiekosten ein Standortnachteil, was auch die anstehenden Schließungen einiger Industriebetriebe verdeutlicht. Die neue Bundesregierung muss die Absenkung der Stromsteuer und der Netzentgelte schnell umsetzen und den Ausbau der erneuerbaren Energien mit hoher Priorität vorantreiben. Auch der Umfang der Umweltschutzauflagen ist deutschlandweit ein Standortnachteil. Diese kommen vor allem aus Brüssel und Berlin und müssen von der neuen EU-Kommission und der neuen Bundesregierung angegangen werden.
Fazit
Die gute Nachricht: der Landkreis Fulda ist insgesamt eine attraktive Wirtschaftsregion, in der man gerne lebt und arbeitet! Doch bekanntlich ist das Bessere der Feind des Guten. Und so haben wir auch eine Reihe von Faktoren mit akutem Handlungsbedarf identifiziert, an denen alle regionalen Akteure gemeinsam arbeiten müssen. In vielen Bereichen sind die ersten Schritte bereits gegangen. Ob sich diese Anstrengungen positiv auswirken werden, werden wir in der nächsten Standortumfrage in 2030 messen.