Krieg dämpft Konjunkturerwartungen

Konjunkturbericht Frühsommer 2022 der IHK Fulda

„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hinterlässt erste Spuren in der Konjunktur der Region Fulda. Allerdings sorgt die deutliche Entspannung bei der Corona-Pandemie auch für Lichtblicke in einzelnen Branchen“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der zweiten Konjunkturumfrage 2022.

Aktuelle und zukünftige Geschäftslage

Die derzeitige Geschäftslage wird von 54 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Von einer schlechten Lage sprechen rund 16 Prozent. Im Januar lag dieser Wert bei knapp 18 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage ist mit 30 Prozent (Januar 2022: 31 Prozent) annähernd konstant. Die Erwartungen haben sich per Saldo deutlich eingetrübt: Eine schlechtere Lage erwarten 30 Prozent der Firmen (Januar 2022: 19 Prozent). 53 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Januar 2022 waren 57 Prozent dieser Ansicht. Knapp 17 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Januar 2022: 25 Prozent). Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 109,8 auf 99,6 Punkte gesunken ist.
Damit liegt er auf einem mittelmäßigen Niveau. Je nach Branche gibt es deutliche Unterschiede bei der Konjunktureinschätzung. Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage robust, allerdings hat sich der Ausblick stark verschlechtert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen rund drei Prozent der befragten Industriebetriebe (Januar 2022: zwei Prozent). Von einer guten Situation berichten 48 Prozent (Januar 2022: 47 Prozent). 61 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer in etwa gleichbleibenden, drei Prozent von einer eher günstigen sowie 36 Prozent von einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt ist der Geschäftsklimaindex der Industrie von 130,8 auf 99,2 Punkte eingebrochen. Im Handel hingegen stieg er von 95,6 auf 106,9 Punkte an. Auch im Gastgewerbe hat er sich erfreulicherweise von 41,6 auf 101,6 Punkte stark verbessert.

Gleichbleibende Beschäftigung erwartet

Weiterhin hoch ist die Investitionsbereitschaft: 21 Prozent (Januar 2022: 20 Prozent) der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 31 Prozent (Januar 2022: 34 Prozent) der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (77 Prozent) und Rationalisierung (31 Prozent). Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen, hält sich die Waage mit den Betrieben, die zusätzliche Beschäftigung planen (jeweils 12 Prozent). 24 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten (Januar 2022: 29 Prozent), 57 Prozent mit gleichbleibendem Volumen (Januar 2022: 62 Prozent) und 19 Prozent mit sinkenden Exporten (Januar 2022: 9 Prozent). Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden steigende Energie- und Rohstoffpreise (79 Prozent), der Fachkräftemangel (64 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen (49 Prozent) und eine schwindende Inlandsnachfrage (44 Prozent) von den Betrieben bewertet. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen rund 71 Prozent der befragten Unternehmen als unproblematisch, 17 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang jedoch ist keines von einer Insolvenz bedroht.

Kostenerhöhungen werden weitergegeben

52 Prozent der Unternehmen haben die Kostenerhöhungen bereits an ihre Kund:innen weitergegeben. Weitere 34 Prozent beabsichtigen, dies in näherer Zukunft zu tun. Vier Prozent der Unternehmen planen keine Weitergabe der Kostenerhöhungen, weitere sieben Prozent haben noch keine Entscheidung getroffen und nur zwei Prozent der befragten Unternehmen sind aktuell nicht von nennenswerten Kosten- und Preissteigerungen betroffen.
„Gesamtwirtschaftlich beobachten wir derzeit zwei gegenläufige Phänomene: Auf der einen Seite wirkt sich das weitgehende Ende der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie positiv auf die konjunkturelle Lage, insbesondere in den vormals stark betroffenen Branchen Handel und Gastgewerbe aus. Auch ist die derzeitige Lage über alle Branchen hinweg gut. Andererseits sorgt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine für enorme Preissprünge bei Rohstoffen und Energie sowie für Störungen in den Lieferketten. Die weitere regionale wirtschaftliche Entwicklung hängt stark davon ab, wie lange der Krieg andauern wird und wie schnell es gelingt, sich von der russischen Wirtschaft zu entkoppeln und zu welchem Preis“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.