Hessische Hausstiftung Museum Schloß Fasanerie: Kunstschätze aus China und Japan
Eichenzell. Diese Ausstellung dürfte auf überregionales und nationales Interesse stoßen: Unter dem Titel „Faszination Ostasien“ werden im Museum Schloss Fasanerie vom 28. Juni bis 5. Oktober herausragende Kunstschätze aus China und Japan gezeigt – viele davon erstmals öffentlich.
Präsentiert werden im historischen Badehaus, dem Ausstellungspavillon von Schloss Fasanerie, meisterhafte Lackarbeiten, seltene Schnitzobjekte und erlesenes Porzellan aus Ostasien – darunter auch Spitzenstücke aus dem kaiserlichen chinesischen Umfeld. Kunstwerke aus China und Japan faszinierten über Jahrhunderte die europäischen Höfe. Bereits im 15. Jahrhundert tauchten erste Kunstwerke von dort in europäischen Sammlungen auf.
Spätestens seit dem 16. Jahrhundert galten sie als Inbegriff von Exotik, Raffinesse und Weltgewandtheit und wurden gezielt nach Europa importiert. Im 17. Jahrhundert beherrschten niederländische Kaufleute diesen Markt und brachten ganze Schiffsladungen ostasiatischer Produkte nach Europa.
„Ihre Präsenz in Schlossausstattungen spiegelt aber nicht nur modische Strömungen wider, sondern auch koloniale und handelspolitische Verflechtungen“,
sagt Donatus Landgraf von Hessen.Im Besitz der familieneigenen Stiftung befindet sich ein überaus großer Bestand an sehr bedeutendem Kunsthandwerk aus Ostasien. Allein die Sammlung im Museum Schloss Fasanerie umfasst 1.300 Objekte asiatischer Kunst. Mit der diesjährigen Ausstellung werden nun erstmals 175 Objekte aus diesem reichen Bestand der Öffentlichkeit präsentiert – darunter die kostbarsten Stücke, aber auch solche, die sammlungsgeschichtlich besonders interessant sind.
„Denn nahezu jedes Kunstwerk steht in einem Zusammenhang mit Persönlichkeiten unserer Familie, die es einst erwarben oder als Geschenk bzw. Erbe erhielten“,
so Landgraf Donatus von Hessen.
Darüber hinaus beleuchtet die Ausstellung Überschneidungen wie auch kunstgeschichtliche Unterschiede zwischen China und Japan und zeigt, dass sich schon früh ein globaler Handel mit Objekten entwickelte, die gezielt für den europäischen Markt gefertigt waren. So vermitteln die Exponate auch einen Einblick in einen Aspekt (vor)moderner Globalisierung: Die Porzellane und Lackobjekte zeugen von dem sehr regen Handel zwischen Europa und Asien. Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Markus Miller. Er freut sich, dass mit dieser Schau nun ein
Schlaglicht auf Teile dieses überaus großen Bestands geworfen wird.
Schlaglicht auf Teile dieses überaus großen Bestands geworfen wird.
„Denn wissenschaftlich erfasst war bisher nur ein sehr kleiner Teil; im Zuge der Vorbereitung von Ausstellung und Katalog haben wir zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen“,
sagt der Museumdirektor. „Auch zur Herkunft von vielen Objekten wurde neues erforscht. Das ist hin und wieder schwierig, da in Inventaren des 18. und 19. Jahrhunderts viele Stücke nur sehr allgemein beschrieben sind.“ Fachwissenschaftliche Unterstützung erhielt das Team von Schloss Fasanerie durch zwei Spezialistinnen: Dr. Monika Kopplin aus Münster, Expertin für asiatische und europäische Lackkunstwerke, befasste sich mit diesem Sammlungsteil und Annette Mertens aus Rathenow im Havelland kümmerte sich um die Porzellanobjekte. Auch manches Stück, das bisher im Depot des Schlosses geschlummert hat, da man sich dessen Werts und Bedeutung nicht bewusst war, hat nun den Weg in die Ausstellung
gefunden.
gefunden.
Einige Schnitzlackobjekte und Porzellane wurden für die Ausstellung von der hauseigenen Restauratorin Wibke Hartmann restauriert – wie zum Beispiel die große „Mondvase“ mit Darstellung von Fischen aus dem frühen 18. Jahrhundert. Ein bisher unpubliziertes und sehr besonderes Exponat in der Ausstellung. Sie beeindruckt nicht nur durch ihre imposante Größe, die bereits eine technische Meisterleistung darstellt, sondern auch durch ihre bemerkenswert gut proportionierte Form und Dekoration. Porzellan, Lackkunst und Schnitzarbeiten Spitzenstück aus dem kaiserlichen Umfeld ist eine frühe chinesische – blau-weiß bemalte Schale.
„Ein absolutes Highlight“,
so Dr. Markus Miller. Die kleine fein getöpferte Schale mit blütenförmig faconiertem Rand stammt aus der Zeit der Ming-Dynastie unter Kaiser Xuande und ist in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden. Auf den ersten Blick eher unscheinbar ist die Schale eines der wertvollsten Exponate der Ausstellung, denn sie wurde für den kaiserlichen Palast angefertigt und ist mit einer „Sechszeichenmarke“ datiert. Ein herausragendes Beispiel japanischer Herkunft ist die große, sehr fein getöpferte Kakiemon Deckelvase, die das Plakat der Ausstellung schmückt und ebenfalls ursprünglich nicht für den Export nach Europa bestimmt war.
Neben Porzellan werden Werke aus drei Jahrhunderten Lackkunst präsentiert – mit Schwerpunkt auf Exportstücke für Europa. Darunter herausragende Schatullen mit Namban-Lack und chinesische Möbel mit feiner Kanton-Lackmalerei. Deutlich wird, wie stark sich die Produktion in China und Japan an den Anforderungen des europäischen Marktes orientierte – bis hin zu einer frühen Herstellung von Massenware im 19. Jahrhundert. Gezeigt wird unter anderem ein sehr bedeutender chinesischer Stapelkasten mit Perlmutteinlagen. „Eine weitere neue Entdeckung, die bisher im Depot schlummerte, ist ein Kabinettschrank, von dem wir jetzt wissen, dass es sich um ein Geschenk des japanischen Kaisers Meiji an die Kronprinzessin des Deutschen Reiches anlässlich ihrer Silberhochzeit handelt.“ Gezeigt werden außerdem herausragende Beispiele ostasiatischer Schnitzkunst aus Nashorn und Elfenbein, gefertigt im China des 17. und frühen 18. Jahrhunderts.
Im Fokus stehen die ästhetischen Qualitäten dieser Werke, die durch ihre außergewöhnliche handwerkliche Ausführung bestechen – besonders das kunstvoll gearbeitete Rhinozeroshorn, das durch seine symbolische Bedeutung beeindruckt. Die verschiedenen sehr wertvollen Objekte erfordern verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Gezeigt haben das drei spektakuläre Einbruchsdiebstähle in europäischen Museen in den Jahren 2022 und 2023, so z. B. im Kölner Museum für ostasiatische Kunst, wobei Porzellan in Millionenwert gestolen wurden. „Entsprechend haben wir uns sicherheitstechnisch aufgestellt.“ Neue Vitrinen mit Sicherheitsverglasung, eine zusätzlich verstärkte Alarmanlage und eine permanente Überwachung des Ausstellungsgebäudes über Kameras bieten hohen Einbruchsschutz. „Diese Kameratürme sind nicht unbedingt eine Zierde für den Park von Schloss Fasanerie, erschienen uns aber – angesichts des Wissens um die Einbrüche der letzten Jahre – ein Gebot der Stunde zu sein.“ Dass die Ausstellung mit solchen Exponaten Aufmerksamkeit über regionale Grenzen hinaus erregen wird, ist sich Dr. Markus Miller sicher.
„Für jeden ist es interessant. Natürlich für Menschen, die sich für asiatische Kunst interessieren, aber man lernt auch viel über die Geschichte von Werken, die gezielt importiert wurden.“
Darüber hinaus wird sie auf internationales Interesse stoßen, da die Ausstellung einen bisher nur in Fachkreisen bekannten Teil der Kunstsammlung des Museums präsentiert. Übrigens: Angeboten werden auch wieder öffentliche Führungen – immer sonntags um 15 Uhr – sowie Abendführungen mit anschließendem Sektempfang an bestimmten Terminen unter dem Titel „Zwischen Bambus und Bläschen“. Zusätzlichen Einblick in die Kunstschätze aus China und Japan bekommen Besucherinnen und Besucher mit einem Film, der während der Öffnungszeiten im historischen Badehaus läuft. Museumsdirektor Dr. Markus Miller, Kunsthistoriker Andreas Dobler sowie die Spezialistinnen Dr. Monika Kopplin und Annette Mertens stellen mehrere herausragende Objekte der Ausstellung vor.
Weitere Informationen unter www.schloss-fasanerie.de
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