Deutschland wählt

Philipp Kratzer (FDP) im Interview

Die Bundestagswahl steht vor der Tür, und mit ihr rückt auch die Frage in den Mittelpunkt, welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft unseres Landes getroffen werden. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die konkreten Standpunkte der Parteien – WRF hat dazu sechs Direktkandidat:innen* zu den drängendsten Themen der Wirtschaft befragt. Hier im Interview: Philipp Kratzer von der FDP.

Für Unternehmen gilt der Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen: Allein auf dem Fuldaer Arbeitsmarkt werden bis 2028 rund 10.000 Fachkräfte fehlen. Was sind Ihre Ansätze, um dieser Situation entgegenzuwirken?

Zuwanderung von Fachkräften ist unabdingbar. Damit wir attraktiv für kluge Köpfe und fleißige Hände in der Welt sind, brauchen wir effiziente Behörden, radikal vereinfachte Migrationsverfahren und Steueranreize. Außerdem werden Menschen durch Aus- und Umbildung zu Fachkräften. Daher ist für uns Liberale die Stärkung von Bildung ein Kernanliegen. Wir wollen Menschen wieder für Ausbildungsberufe begeistern und dafür die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung weiterentwickeln und die Potentiale beruflicher Bildungszentren heben.

Kleine und mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Gerade sie leiden an dem hohen Bürokratieaufwand. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um KMU dahingehend zu entlasten?

Portrait Philipp Kratzer
© privat
Es gehört leider zum Selbsterhalt von Verwaltung und Politik zu Regulieren. Nur wir Liberale wollen Regelwerke überprüfen und im Zweifel abschaffen. Konkret müssen wir Berichtspflichten aus dem Green Deal streichen, das Steuersystem, den Datenschutz und das Vergaberecht vereinfachen. Echte Entlastung in diesen Bereichen geht nur über radikale Reformen. All die Herzensprojekte von Linken und Grünen führen uns an den Rand des etatistischen Kollaps. Bei einer starken AfD bleiben diese Parteien in Verantwortung. Es braucht daher eine liberale Kraft!

Im Landkreis Fulda sind zahlreiche Rohstoffe verfügbar. Wie stehen Sie zur Nutzung dieser Ressourcen – insbesondere mit Blick auf regionale Erschließungs- und Erweiterungsprojekte?

Alle nutzbaren Rohstoffe in der Region müssen erschlossen und gefördert werden. Das bringt Wohlstand in der Region und macht Deutschland und Europa resilient. Meist handelt die Politik gegenteilig: Das Lieferkettengesetz der GroKo sorgt etwa dafür, dass sich nur noch große Unternehmen den Handel mit einzelnen Lieferanten in wenigen Ländern leisten können. Denn diversifizierte Lieferketten können KMU kaum überwachen. Resilienz stärken wir also durch Nutzung eigner Rohstoffe. Kurze Lieferwege auch für Rohstoffe können zudem Treibhausgase reduzieren.

Die heimische Produktion wird nicht zuletzt aufgrund hoher Energiekosten zunehmend teurer. Welche Lösungen schlagen Sie vor, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten?

Viele wollen die Energiepreise subventionieren und müssen daher Steuern erhöhen oder mit Schulden die Inflation treiben. Um Preise zu drücken, müssen wir jedoch das Angebot durch Ausweitung des Energiemix erhöhen. Als Europäer ist das unsere Pflicht, denn unsere Energieexperimente treiben die Preise in der EU. Wir wollen die Stromsteuer senken und perspektivisch abschaffen, Netzentgelte müssen flexibilisiert und die Kosten des Ausbaus sinken. Wir wollen Fracking ermöglichen und CO2 im Boden verpressen. Schließlich muss die Nutzung von Kernkraft und später Kernfusion möglich sein.

* WRF hat für diese Ausgabe alle Direktkandidat:innen der im Bundestag vertretenen Parteien kontaktiert. Bis zum Druckzeitpunkt hat sich „Die Linke“ trotz mehrfacher Anfragen nicht zurückgemeldet.