Karte, Klick, Gesicht: Wie zahlen wir morgen?
Trotz des digitalen Fortschritts zückt die deutsche Kundschaft nach wie vor gern den Geldschein: Laut Bundesbank wurden 2023 noch 51 Prozent aller Zahlungen im stationären Handel bar abgewickelt.
Doch das Bargeld verliert in Deutschland nach und nach an Boden, gleichzeitig hinken wir im europäischen Vergleich den skandinavischen Ländern, wo bargeldloses Bezahlen längst zum Alltag gehört, deutlich hinterher. So machen Barzahlungen in Schweden beispielsweise nur noch rund acht Prozent der Transaktionen aus – teilweise wird dort gar kein Bargeld mehr akzeptiert.
Junge Kunden sind digital affin
Wie der Payments Europe Report 2025 zeigt, nutzten 93 Prozent der Deutschen im Jahr 2023 mindestens einmal eine Karte zum Bezahlen. Besonders gefragt war dabei die Debitkarte: Ihr Anteil lag bei 27 Prozent, Tendenz steigend. Die Corona-Pandemie, verbesserte Terminal-Infrastruktur und das kontaktlose Zahlen mit Giro- oder Kreditkarte haben den Wandel beschleunigt. Dennoch gibt es kulturelle Vorbehalte: Viele Kundinnen und Kunden empfinden Bargeld weiterhin als sicherer, transparenter und unabhängiger. Doch gerade junge Zielgruppen erwarten heute maximale Flexibilität beim Bezahlen – ob online oder im Geschäft. Laut Payments Report sehen über 70 Prozent der befragten Händler in modernen Zahlungsmethoden einen direkten Einfluss auf Kundenzufriedenheit und Umsatzentwicklung.
Innovationen schaffen neue Wege
Parallel zur fortschreitenden Digitalisierung entwickeln sich auch die Zahlungsmethoden rasant weiter. Mobile Payment, also das bargeld- und kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone oder der Smartwatch, gehört für viele Kundinnen und Kunden bereits zum Alltag. Self-Checkout-Kassen ermöglichen es, Einkäufe eigenständig und ganz ohne Kassenpersonal zu scannen und zu bezahlen. Einen weiteren Innovationsschub bringt das biometrische Bezahlen: Hier ersetzen Fingerabdruck, Gesichtserkennung (Face ID) oder Iris-Scan klassische Authentifizierungsverfahren wie PIN oder Unterschrift – sicher, schnell und bequem. Auch „Buy Now, Pay Later“ (BNPL)-Modelle finden zunehmend Einzug im stationären Einzelhandel. Hier wählen Kundinnen und Kunden an der Kasse die BNPL-Option und entscheiden sich direkt am Kartenterminal oder per App für einen Dienst wie Klarna, Scalapay oder PayPal. Sie erhalten die Ware sofort, zahlen aber erst später oder in flexiblen Raten.
Wandel in regionalem Tempo
Der Weg zur digitalen Bezahlgesellschaft in Europa ist geebnet, doch jedes Land geht ihn in seinem eigenen Tempo. Während Skandinavien längst nahezu bargeldlos funktioniert, bleibt Deutschland ein Sonderfall mit tief verwurzelter Bargeldtradition. Dennoch zeigen die aktuellen Entwicklungen: Auch hierzulande treibt der Mix aus neuen Technologien, Effizienzdenken und verändertem Kundenverhalten den Wandel spürbar voran.
WRF