„Wir haben einfach Bock“
Seit dem 1. Dezember steht Felix Wessling an der Spitze von City Marketing Fulda e. V. – einem unabhängigen Verein, der sich als Plattform für Austausch, Ideen und Aktionen versteht. Im Gespräch mit WRF spricht der Kult-Gastronom über seine ersten Monate im Amt, die zukünftige Ausrichtung des Vereins und darüber, wie in Fulda ein neues „Wir-Gefühl“ entstehen kann.
Felix, seit Dezember bist du Vorsitzender des Fuldaer City Marketing-Vereins. Was möchtest du in dieser Rolle bewegen?
Ich sehe mich nicht als Einzelperson an der Spitze, sondern als Teil eines Teams, das Fulda mit frischen Ideen und einer klaren Haltung stärken will. Der Verein lebt vom Miteinander – und genau das spiegelt sich auch im neuen Vorstand wider. Unsere größte Stärke sind die unterschiedlichen Blickwinkel und Expertisen, die wir mitbringen: Anja Halemba, die mit Halemba Style einen nachhaltigen Conceptstore führt, steht für den Einzelhandel und Peter Hügel ist als Vertreter der Stadt ein wichtiger Verbindungspunkt zur Verwaltung. Sebastian Brähler bringt als Geschäftsführer von kaleidos:code seine digitale Kompetenz ein – das Unternehmen hat unter anderem die doyo App für Stadtführungen und die neue Website www.spuere-fulda.de entwickelt. Maren Siemon ist mit ihrer Marketingagentur Lab36 der kreative Kopf und ich kenne mich – zumindest ein bisschen – mit Gastronomie aus.
Wir verstehen uns nicht als klassisches Entscheidungsgremium, sondern als Bindeglied zwischen den Gewerbetreibenden in der Innenstadt und der Stadt Fulda. Die inhaltliche Arbeit liegt beim eingespielten Kernteam rund um Edi Leib, die das City Management leitet. Und alles das funktioniert so gut, weil wir im Vorstand auf Augenhöhe zusammenarbeiten, unterschiedliche Blickwinkel mitbringen und einfach richtig Lust haben, gemeinsam was zu bewegen. Das macht nicht nur Sinn – das macht auch Spaß.
Wir sehen die Fuldaer Innenstadt als Gesamtpaket.
Das City Marketing setzt sich für einen resilienten innerstädtischen Handel und ein attraktives Einkaufserlebnis ein. Wo seht ihr aktuell die größten Chancen – und wo die Herausforderungen?
Wir sehen die Fuldaer Innenstadt als Gesamtpaket. Die Menschen kommen nicht nur zum Shoppen, sondern auch wegen Gastronomie, Kultur, Veranstaltungen oder einfach, weil es schön ist, durch die Stadt zu schlendern. Genau da liegt auch unsere Chance: Wer Fulda als Erlebnis wahrnimmt, kommt wieder und bleibt länger. Herausforderungen? Natürlich. Leerstände schnell wiederbeleben, gutes Personal finden, wirtschaftliche Rahmenbedingungen verbessern – und dabei nicht den Kopf verlieren.
Der Countdown läuft – Fulda ist 2026 Gastgeber des Hessentags. Seid ihr in die Vorbereitung und Gestaltung eingebunden?
Gibt es schon konkrete Ideen oder Projekte? Wir stehen mit der Stadt im Austausch und haben bereits erste Einblicke in die Planungen erhalten. Positiv: Die Hessentagsstraße führt vom Bahnhof direkt durch die Innenstadt – eine Chance, Fulda als offene und lebendige Stadt zu präsentieren. Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass durch die Verkaufsstände und Bühnen keine bestehenden Geschäfte blockiert oder verdeckt werden. Gemeinsam mit dem Stadtmarketing-Team haben wir den Hessentag in Bad Vilbel besucht und dort erlebt, wie kontraproduktiv das sein kann. Deshalb setzen wir uns dafür ein, sensible Standorte zu vermeiden und stattdessen weitläufigere Plätze zu nutzen. Wichtige Orte, an denen Kunst, Kultur und Gewerbe zusammenwirken können, sind beispielsweise am Universitätsplatz, im Museumshof, am Bonifatiusplatz und im Schlosshof. Und: Auch wenn der Hessentag keine kurzfristige Umsatzrakete ist, kann er viel für das Image und die langfristige Frequenz tun. Diese Chance gilt es sinnvoll zu nutzen.
Auch wenn der Hessentag keine kurzfristige Umsatzrakete ist, kann er viel für das Image und die langfristige Frequenz tun.
Ihr setzt einen Schwerpunkt auf die Verbindung von Menschen, Kultur und Events. Was dürfen wir in den kommenden Monaten erwarten: Gibt es neue Formate oder frische Impulse für bestehende Events?
Die Ideen für unsere Innenstadt-Events entstehen im Kernteam vom Stadtmarketing und Citymanagement – dort, wo ganzjährig mit viel Erfahrung, Kreativität und Praxisnähe gearbeitet wird. Viele Formate sind bereits fest etabliert, wie etwa das Stadtfest oder die Aktion StadtLesen, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Fulda stattgefunden hat. Neu in diesem Jahr ist das Straßenkunstfestival „Fulda staunt – Alles.Außer.Gewöhnlich“, das mit dem Kulturamt der Stadt realisiert wird. Vom 12. bis 14. September verwandelt sich Fulda in eine große Bühne mit Artistik, Musik, Theater und überraschenden Momenten – mitten in der Stadt. Ende Juli ist das Genuss Shopping in Kooperation mit dem Genussfestival gestartet, an dem viele Mitgliedsbetriebe mit eigenen Aktionen, kreativer Schaufenstergestaltung oder kleinen Events beteiligt sind. Das alles bringt Atmosphäre, stärkt den Zusammenhalt und macht Lust auf Innenstadt.
Wie motiviert ihr eure Mitglieder dazu, sich in die Vereinsarbeit einzubringen? Was ist euch im Austausch mit ihnen besonders wichtig?
Wir haben den Innenstadt-Stammtisch neu aufleben lassen – ein lockeres Feierabendformat ohne PowerPoint und Rednerpult. Das kommt an, auch bei Mitgliedern, die sonst eher zurückhaltend sind. Manchmal reicht ein entspanntes Gespräch bei einem Getränk, um neue Ideen entstehen zu lassen. Klar merken auch wir: Nicht jeder kann oder will sich dauerhaft engagieren. Aber wir wollen zeigen, dass Mitmachen auch Spaß machen kann und dass sich Beteiligung lohnt. Was uns als neuen Vorstand auszeichnet? Wir bringen unterschiedliche Blickwinkel und Expertisen mit und vor allem ein richtig gutes Miteinander im Kernteam. Da wird gelacht, diskutiert, angepackt. Kein Pflichttermin, sondern echte Lust auf Stadt. Und ja – wir haben einfach Bock!
WRF