Blitzumfrage: Regionale Wirtschaft bewertet Landesregierung – Bürokratieabbau, Bildung und Infrastruktur im Fokus
Die IHK Erfurt hat im Zeitraum vom 30.09. bis 12.10.2025 eine Blitz-Umfrage zur Bewertung der wirtschaftspolitischen Arbeit der neuen Thüringer Landesregierung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Die Erwartungen der Wirtschaft an die Politik sind hoch – besonders bei Bürokratieabbau, Infrastrukturinvestitionen und Bildung sehen die Unternehmen akuten Handlungsbedarf.
Gegenwärtige Wirtschaftspolitik erhält mittelmäßige Schulnote
Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der neuen Landesregierung vergaben die Unternehmen die Durchschnittsnote 3,6.
Dabei ging das Meinungsspektrum weit auseinander:
Fortschritte aus Sicht der Betriebe
Gefragt nach sichtbaren Fortschritten wurde die Möglichkeit einer eigenen Freitext-Bewertung (32%) am häufigsten genutzt: Vielfach befand sich in den Antworten Ernüchterung darüber, dass noch keine Fortschritte im Unternehmensalltag spürbar wären.
Aus den vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten wurden folgende Fortschritte ausgewählt:
-
Stärkung der Innovationskraft und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (17%)
-
Modernisierung der Öffentlichen Verwaltung und Abbau von Bürokratie (17%)
-
Digitalisierung sowie Investitionen in Infrastruktur und Mobilität (16%)
-
Stärkung der Fachkräftegewinnung, -sicherung und -entwicklung (13%)
-
Versorgung mit bezahlbarer und nachhaltiger Energie (6%)
Handlungsbedarfe weiter konsequent angehen
Gefragt danach, in welchen Bereichen sich die Landesregierung weiter engagieren sollte, zeigte sich folgendes Bild:
-
Modernisierung der Öffentlichen Verwaltung und Abbau von Bürokratie (27 %),
-
Digitalisierung sowie Investitionen in Infrastruktur und Mobilität (22%)
-
Versorgung mit bezahlbarer und nachhaltiger Energie (21%)
-
Stärkung der Innovationskraft und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (18%)
-
Stärkung der Fachkräftegewinnung, -sicherung und -entwicklung (11%)
Maßnahmen, die mit hoher Priorität schnell angegangen werden müssen
Zum Abschluss der kurzen Befragung konnten die Unternehmen Maßnahmen auswählen, die aus Ihrer Sicht mit höchster Priorität angegangen werden sollen.
Die TOP-Prioritäten:
-
Vereinfachung, Bündelung und Digitalisierung von Verwaltungs-, Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie der öffentlichen Auftragsvergabe
-
Erleichterungen bei Berichts-, Melde- und Dokumentationspflichten
-
Erhöhung der Qualität schulischer Bildung und praxisnaher Berufsorientierung
-
Erhöhung der Investitionen in Infrastruktur und Stärkung des ÖPNV
Auch die Stärkung der dualen Ausbildung und Berufsschulen sowie die Verbesserung der Fachkräftezuwanderung und Anerkennung beruflicher Qualifikationen spielten eine wichtige Rolle, bleiben jedoch in der Wertung hinter den oben genannten Schwerpunkten zurück.
Fazit: Unternehmerische Realität ernst nehmen
Die Mehrheit der befragten Unternehmen nimmt erste Schritte in die richtige Richtung wahr, aber die spürbare Entlastung im unternehmerischen Alltag scheint noch nicht einzutreffen. Die befragten Unternehmen erwarten, dass die Regierung noch mehr Umsetzungskraft zeigt – vor allem bei Verwaltungsmodernisierung, Entlastung von Bürokratie, Erhöhung der Schulqualität, Schaffung bezahlbarer und nachhaltiger Energie sowie Verbesserung von Infrastruktur und ÖPNV.
Die Relevanz der Umfrage, wenngleich sie nicht repräsentativ ist, ist hoch: Die Bewertungen der engagierten Unternehmerinnen und Unternehmer – vor allem aus dem Ehrenamt der IHK Erfurt (Vollversammlung, Fachausschüsse, Regionale Wirtschaftsbeiräte, Netzwerk Mittelstand, etc.) - spiegeln die Bedürfnisse und Belastungen der hiesigen Unternehmerschaft.
Die IHK Erfurt wird diese Signale in die politische Arbeit einbringen und sich weiterhin für praxisnahe, planbare und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen stark machen.
Hintergrundinformationen zur Befragung
An der Blitz-Umfrage haben sich 75 Mitgliedsunternehmen der IHK Erfurt, vorwiegend aus dem aktiven Ehrenamt, beteiligt. Der Mittelstand ist bei den Rückmeldungen besonders stark. Rund 55% der Befragten leiten Kleinst- und Kleinunternehmen, weitere 36% mittlere Unternehmen. Auch Großunternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt (9%). Das Gros der Antworten stammte von Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Dienstleistungen und Handel.