Tourismustag Niedersachsen 2022

Rückblick Tourismustag 2022

Von Neustart bis Nachhaltigkeit: Unter diesem Motto trafen sich am 5. und 6. Mai 2022 rund 150 Teilnehmende aus der Hotel- und Gaststättenbranche, von Tourismusorganisationen sowie aus Politik und Verwaltung beim 19. Tourismustag Niedersachsen in Goslar. Bei der zweitägigen Veranstaltung, die von der IHK Niedersachsen (IHKN) organisiert wurde, drehte sich in diesem Jahr alles um die Frage, wie sich die Branche in der Pandemie neu aufgestellt hat und vor welchen Herausforderungen sie aktuell steht.
„Zweieinhalb Jahre Corona – das bedeutet ausgefallene Veranstaltungen, Gäste, die nicht anreisen durften, Restaurants, die geschlossen bleiben mussten. Kurzum: Tourismus auf Sparflamme“, so Kerstin Kontny, Sprecherin der Federführung Tourismus der IHK Niedersachsen (IHKN) in ihrer Begrüßungsrede. „Zwei Jahre Pandemie mit all ihren Auswirkungen haben aber auch gezeigt, wie wandlungsfähig die Branche insgesamt und die einzelnen Unternehmen sind. Sie haben neue Geschäftsfelder entdeckt und erschlossen. Kurz gesagt: Unsere Betriebe in Niedersachsen haben Unternehmergeist bewiesen“, so Kontny weiter. Aber zwei Jahre Pandemie haben auch dazu geführt, dass Politik und Wirtschaft näher zusammengerückt sind. „Halten Sie auch in Zukunft an diesen Formaten fest, suchen Sie das Gespräch und den Austausch. Die Wirtschaft ist bereit dazu“, appellierte Kontny an die Vertreter der Politik.
Ähnlich äußerte sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann in seinem Grußwort: „Die Corona-Pandemie hat das stetige Wachstum der Tourismusbranche vor zwei Jahren zwar gebremst, doch wir sollten uns unseren Optimismus nicht nehmen lassen: Seit Ausbruch der Pandemie befindet sich der Binnentourismus im Höhenflug. 72 Prozent der Bundesbürger planen in diesem Jahr einen Inlandsurlaub. 2019 lag dieser Anteil nur bei 39 Prozent. Die Deutschen nehmen ihre Heimat als ernsthafte Alternative zu fernen Reisezielen wahr – nicht nur wegen der Corona-Krise, sondern auch aus Klimaschutzgründen. Was uns über die Pandemie hinaus vor Herausforderungen stellt, ist der Fachkräfte- und Personalmangel. Mehr als 330.000 Arbeitsplätze – und damit 7,9 Prozent der Beschäftigten in Niedersachsen – hängen direkt und indirekt mit dem Tourismus zusammen. Damit ist die Tourismuswirtschaft die sechstgrößte Branche in Niedersachsen. Wir müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um dem steigenden Bewusstsein für nachhaltiges und qualitatives Reisen gerecht zu werden – und wir brauchen gute Rahmenbedingungen, damit die Branche nicht nur für Gäste, sondern auch für Arbeitnehmer attraktiv bleibt. Ich bin überzeugt davon, dass wir diese Herausforderungen meistern können, denn das Reiseland Niedersachsen bietet vom Harz bis zur Küste abwechslungsreiche Urlaubsmöglichkeiten.“
Als größtes Risiko für die Geschäftstätigkeit sieht das Gastgewerbe in Niedersachsen derzeit die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, Lohnkosten und den Personalmangel, so eine Zwischenauswertung der aktuell noch laufenden Saisonumfrage der IHKN. Danach können zwei Drittel der Unternehmen im Gastgewerbe offene Stellen längerfristig nicht besetzen, da sie kein passendes Personal finden. „Hier ist die Politik gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Kontny.
Rückblick auf den Tourismustag Niedersachsen
Zu Beginn des diesjährigen Tourismustages vertiefte Minister Dr. Althusmann die Themen mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Ute Mushardt von den Nordseeferienhöfen Mushardt und Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus, Mario Krar vom Hotel Leuchtfeuer, Joachim König vom Hannover Congress Centrum (HCC) und Patrick Erdmann, Student Tourismusmanagement (B.A.) an der Hochschule Harz schilderten ihre Erfahrungen aus der Praxis und gaben konkrete Beispiele, an welchen Schrauben die Landespolitik drehen müsste. In einer zweiten Runde stellten sich die tourismuspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen den Fragen der Tourismusunternehmerinnen und -unternehmer.
Am zweiten Tag präsentierte Thorsten Glaß von der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN) die Ergebnisse des zweiten Tourismus-Satellitenkontos und damit die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Niedersachsen. Anschließend stand eine Keynote von Prof. Dr. Harald Zeiss auf dem Programm, der sich seit 2011 an der Hochschule Harz in Wernigerode mit den Forschungsschwerpunkten Nachhaltigkeit und internationaler Tourismus beschäftigt. Unter dem Titel „Genug für alle für immer?“ ging er der Frage nach, wie man Tourismus und Nachhaltigkeit vereinen kann. „Nachhaltiger Tourismus ist nicht eine Frage des Ob sondern des Wie. Beim Wie sind wir noch ganz am Anfang und müssen viel schneller werden, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können”, so Prof. Dr. Zeiss.
Im Anschluss warteten sechs hochkarätig besetzte Foren auf die Teilnehmer. Experten aus Deutschland und den Niederlanden tauschten sich zum Thema „Besucherlenkung – langfristige Entwicklung oder Eintagsfliege“ aus. Daneben gab es ein Forum unter Leitung von Prof. Dr. Harald Zeiss zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit. „Hier haben wir unter anderem das Projekt der TMN zu Klimaauswirkungen in unterschiedlichen niedersächsischen Regionen gemeinsam mit dem Tourismusverband Harz näher beleuchtet“, so Kontny. Ein weiteres Panel beschäftigte sich unter Leitung von Wilhelm Loth von der Insel Norderney mit dem Thema „Gesundheitstourismus neu gedacht“. In der zweiten Runde gab Jan Steffen von eTo Personalmarketing Tipps zur Personalsuche und das Thema Innenstädte stand auf dem Programm. Darüber hinaus diskutierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Teilbranchen, welche Lehren sie aus der Krise ziehen konnten, welche Trends auch nach Corona bleiben und welche Chancen sich daraus für die Unternehmen ergeben.
Kooperationspartner des 19. Tourismustags Niedersachsen sind der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Niedersachsen, die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH, der Heilbäderverband Niedersachsen und der Tourismusverband Niedersachsen. Ideell unterstützt wird die Veranstaltung von den kommunalen Spitzenverbänden. Die GOSLAR marketing GmbH ist zusammen mit der Stadt Goslar für das touristische Rahmenprogramm und die Abendveranstaltung verantwortlich.