Tourismus & Handel: Synergien für lebendige Innenstädte
Welche Bedeutung hat der Tourismus in unserer Region? Wie wirkt sich der Tourismus auf den Einzelhandel aus? Wie können Tourismus und Einzelhandel voneinander profitieren? Und wie können Synergien für lebendige Innenstädte geschaffen werden? Diese Fragen waren Thema beim Forum der Handels- und Gewerbevereine am 8. April 2024.
Dass der Tourismus ein zentraler Wirtschaftsfaktor in Ostfriesland ist, machte Wiebke Leverenz von der Ostfriesland Tourismus GmbH in ihrem Vortrag deutlich. Auf Basis aktueller Zahlen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e. V. (dwif) zeigte sie: Über 2,1 Milliarden Euro Umsatz wurden 2022 durch touristische Aktivitäten in der Stadt Emden und den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund erzielt – davon allein 486 Millionen Euro im Einzelhandel. Der Tourismus schafft ortsgebundene Arbeitsplätze, sichert Einkommen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro und generiert relevante Steueraufkommen. Sowohl das Gastgewerbe als auch Dienstleister und Einzelhändler profitieren unmittelbar von Übernachtungs- und Tagesgästen.
Doch wie lassen sich diese Potenziale für den Handel gezielt ausschöpfen? Antworten darauf lieferte Christopher Schmidt von der CIMA Beratung + Management GmbH. Er stellte heraus, dass Tourismus und Einzelhandel zunehmend zusammengedacht werden müssen – etwa im Rahmen sogenannter „shoppingtouristischer Attraktivitätsstrategien“. Eine zentrale Erkenntnis: Einkaufen ist zwar selten der Hauptreisegrund, hat aber für viele Gäste eine hohe Relevanz während des Aufenthalts – insbesondere für die unter 50-Jährigen. Wichtig ist deshalb, vor allem online sichtbar zu sein: Informationen zu Events, Öffnungszeiten, Parkmöglichkeiten oder gastronomischen Angeboten werden vor der Reise fast immer digital gesucht.
Um die Innenstadt als attraktiven „Third Place“ – also Aufenthaltsort jenseits von Wohnen und Arbeiten – zu gestalten, braucht es laut CIMA vielfältige Maßnahmen: grüne Aufenthaltsräume, regionale Produkte, gute Erreichbarkeit, digitale Sichtbarkeit sowie authentische Erlebnisse. Gerade die Kombination aus Erlebnis-Shopping, Gastronomie und Veranstaltungen könne Innenstädte stärken und Gäste wie Einheimische begeistern.
Besondere Bedeutung haben auch crossmediale Strategien, wie etwa die Integration von Einkaufsvorteilen in Gästekarten, digitale Einkaufsführer oder Erlebnisführungen durch inhabergeführte Läden. Entscheidend sei das Zusammenspiel von Online-, Offline- und Kooperationsmaßnahmen – mit dem Ziel, eine lebenswerte, wirtschaftlich starke Innenstadt zu schaffen, in der Tourismus und Einzelhandel Hand in Hand gehen.