Leerstand nutzen, Attraktivität steigern
Was tun gegen leere Läden, bröckelnde Fassaden und sinkende Besucherzahlen in den Innenstädten? Beim IHK-Forum Innenstadt am 16. Juni 2025 in Emden suchten Expertinnen und Experten nach Antworten. Drei zentrale Botschaften zogen sich durch den Nachmittag: Leerstand kostet, Mut lohnt – und Stadtentwicklung ist vor allem eine Frage der Haltung.
Wenn Geschäfte schließen, bleiben mehr als nur Schaufenster leer. Leerstand zieht Leerstand nach sich, mindert die Aufenthaltsqualität und gefährdet langfristig die wirtschaftliche Stabilität ganzer Innenstädte. Das wurde beim IHK-Innenstadtforum mit dem Thema „Leerstand nutzen, Attraktivität steigern“ in Emden deutlich. Vertreter aus Wirtschaft, Stadtmarketing und der Initiative „Die Stadtretter“ diskutierten mit Unternehmern, Gewerbevereinen und Kommunen über die Zukunft der Zentren. Kerstin van der Toorn, IHK-Abteilungsleiterin für Handel und Tourismus, stellte aktuelle Studien und Projekte der IHK vor – darunter eine neue Toolbox für das „Heimatshoppen“ und die große Zentrenstudie für Niedersachsen und Bremen. Die Ergebnisse zeigen: Die Zahl der Innenstadtbesucher sinkt, vor allem junge Zielgruppen kehren den Zentren den Rücken. Hauptgründe: fehlende Mobilitätskonzepte, ein unattraktives Angebot und eine sichtbar abnehmende Aufenthaltsqualität. „Leerstand verstärkt sich selbst – dem müssen wir aktiv begegnen“, so van der Toorn.
Wie das gelingen kann, zeigte Stefan Müller-Schleipen von der Initiative „Die Stadtretter“ – mit drastischen Worten und klarem Appell. „Leerstand ist wie Karies – erst unsichtbar, dann schmerzhaft. Und wenn er sich ausbreitet, stirbt die Straße.“ Müller-Schleipen fordert Städte und Citymanager auf, Verantwortung zu übernehmen, kreative Nutzungen zuzulassen und bei Bedarf selbst zum Akteur zu werden. Best-Practice-Beispiele gibt es genug: von temporären Pop-Ups mit klaren Qualitätskriterien bis hin zur aktiven Unterstützung von Unternehmensnachfolgen.
Wie mutige Stadtentwicklung aussehen kann, zeigte Daniel Freimuth am Beispiel der Stadt Hanau. Die Stadt kaufte zentrale Immobilien, nutzte Vorkaufsrechte strategisch und setzte auf einen breiten öffentlichen Dialog. Mit Erfolg: Leerstände wurden beseitigt, das Stadtbild verbessert, private Investitionen ausgelöst. Freimuths Credo: „Stadtentwicklung ist eine Frage der Haltung – und der Entschlossenheit.“