Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein

IHK-Konjunkturbericht - Jahresbeginn 2025

Strukturkrise belastet regionale Wirtschaft immer mehr
– keine Trendwende in Sicht

Die Wirtschaft in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zeigt zu Beginn des Jahres 2025 keine Anzeichen einer Erholung. Aus der anfänglichen Konjunkturkrise hat sich eine tiefgreifende strukturelle Krise entwickelt. Der Konjunkturbericht basiert auf einer Umfrage in den ersten drei Januar-Wochen, an der sich mehr als 800 Unternehmen mit mehr als 80.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft als exportorientierter Industriestandort erweist sich zunehmend als nicht mehr wettbewerbsfähig. Das trifft unsere außenhandelsorientierte Region besonders hart“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen.
„Die Unternehmen berichten deshalb weiterhin von einer schlechten Geschäftslage und blicken zunehmend pessimistisch auf das laufende Jahr.“
Aktuell bewerten nur 22 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, während 30 Prozent eine schlechte Lage melden. Der Geschäftslageindikator – also die Differenz beider Werte – liegt bei minus 8 Punkten. Damit befindet er sich zum dritten Mal in Folge im negativen Bereich. Er zeigt jedoch eine leichte Verbesserung gegenüber der vorherigen Umfrage im Oktober 2024 (minus 11 Punkte).
„Die Erwartungen für das laufende Jahr deuten jedoch nicht darauf hin, dass es noch im Jahr 2025 zu einer spürbaren Trendwende kommen wird"
Im Gegenteil, erstmals in der fast 40-jährigen Geschichte des gemeinsamen IHK-Konjunkturberichts der IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein gehen die Unternehmen nun zum dritten Mal nacheinander pessimistisch in ein neues Jahr. Nur 15 Prozent von ihnen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, gut 30 Prozent dagegen mit einer Verschlechterung. Der Geschäftserwartungsindikator liegt damit bei minus 16 Punkten. Das ist deutlich niedriger als im vergangenen Herbst mit minus 3 Punkten, was zarte Hoffnungen auf ein Ende der Talfahrt genährt hatte. Zudem betrachten mittlerweile 63 Prozent der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als besonderes Risiko für ihr Geschäft – ein Anstieg um 15 Prozentpunkte innerhalb weniger Monate und zugleich der höchste Wert seit Beginn der Erhebung. Damit sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen inzwischen das größte Geschäftsrisiko, noch vor der weiterhin schwachen Inlandsnachfrage.
„Die Unternehmen sind nicht überzeugt, dass sich bei den größten Problemfeldern, wie etwa der überbordenden Bürokratie, der schleppenden Infrastrukturentwicklung, der hohen Steuerlast oder der Sicherung der Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen zügig nach der Bundestagswahl grundlegend etwas ändern wird. Während es im Herbst noch Hoffnungen auf wirtschaftspolitische Reformen gab, sorgt der politische Stillstand in Berlin nun für zunehmenden Frust in der Wirtschaft.“
Dazu kommt, dass die demografische Entwicklung die Sozialversicherungssysteme immer mehr belastet. Die Beitragssteigerungen führen zu weiter steigenden Lohnzusatzkosten. Daher betrachtet mittlerweile die Hälfte aller Unternehmen die Arbeitskosten als Risiko für ihre Geschäfte – ebenfalls ein Rekordwert. Auch aus dem Ausland erwarten die Unternehmen keine Impulse. Die Wahl von Donald J. Trump dürfte den Protektionismus fördern und könnte zu einem neuen Handelskrieg zwischen den USA und China führen – eine große Herausforderung für eine Exportnation mit schwindender Wettbewerbsfähigkeit. Inzwischen nimmt auch der Druck auf dem Arbeitsmarkt zu: Der Anteil der Unternehmen steigt, die ihre Beschäftigtenzahl verringern müssen. Das könnte sich in diesem Jahr auch negativ auf die Arbeitslosenquote in der Region auswirken, die zwar im Langfristvergleich noch niedrig ist, aber seit rund zwei Jahren eine steigende Tendenz zeigt.
"Zu befürchten ist eine strukturelle Abwärtsspirale. Denn wenn die Angst vor einem wirtschaftlichen Abstieg weiter wächst, bremst das auch die ohnehin schwache Konsumneigung der Bevölkerung.“
Die konjunkturelle Schwäche zeigt sich zum Jahresbeginn 2025 in nahezu allen Branchen. So berichten in der Industrie auch die Investitionsgüterproduzenten von einer schlechteren Lage, was auf eine insgesamt sehr niedrige Investitionsneigung im Land hindeutet. Auch im Baugewerbe überwiegen erstmals seit 15 Jahren die negativen Lageeinschätzungen gegenüber den positiven. Der Großhandel verzeichnet die schlechteste Geschäftslage aller Branchen. Produktionsorientierte Großhändler sind in den Sog der Industrie geraten, konsumorientierte Großhändler spüren die weiterhin schwache Konsumneigung der Privaten Verbraucher.
Die wachsenden Existenzängste in der Bevölkerung reduzieren deren Konsumlaune weiter und sorgen so im Einzelhandel für eine anhaltend schlechte Geschäftslage und pessimistische Erwartungen. Einzige Ausnahme bei den Branchen sind die Dienstleister, deren Lage sich im Vergleich zum Herbst etwas aufgehellt hat. Besonders Logistikdienstleister haben ihre Lagebewertung nach oben korrigiert. Angesichts ebenfalls sehr pessimistischer Erwartungen rechnen die Dienstleistungsbranchen insgesamt jedoch nicht damit, dass sie kurzfristig als Konjunktur- oder Beschäftigungsmotor wirken können.
„Mittelfristige Chancen für die regionale Wirtschaft ergeben sich vor allem dann, wenn die künftige Bundesregierung die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu einer zentralen Priorität im Koalitionsvertrag macht und entsprechende Schritte einleitet."