Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein
Konjunktur zu Jahresbeginn 2024
Regionale Wirtschaft erwartet Krisenjahr
Die Unternehmen in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein erwarten ein weiteres konjunkturell schwieriges Jahr. Während sich die Geschäftslage der Betriebe in der Region im Vergleich zum Herbst noch einmal geringfügig verschlechtert hat, sind die Erwartungen für das Jahr 2024 deutlich pessimistischer als noch vor drei Monaten. Das sind wesentliche Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein. Gut 800 Betriebe mit zusammen etwa 85.000 Beschäftigten haben bis Ende Januar daran teilgenommen.
„Immerhin bleibt die Geschäftslage minimal im positiven Bereich, obwohl die Betriebe seit Frühsommer 2022 durchgehend pessimistische Erwartungen gemeldet hatten“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf.
Angesichts dieser Krise erwartet der IHK-Hauptgeschäftsführer von der Politik endlich wirtschaftspolitische Weichenstellungen, um die Unternehmen zu entlasten und zu stärken.
Konkret bewerten 25,7 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage gut, 24,6 Prozent bewerten sie schlecht. Allerdings: Nur noch 13,8 Prozent der Unternehmen rechnen im Jahr 2024 mit einer Verbesserung der Geschäftslage, 34,6 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Im Herbst war noch ein Anteil von 19,3 Prozent der Unternehmen optimistisch, und nur 31,1 Prozent der Betriebe waren pessimistisch.
„Die verschlechterten Geschäftserwartungen sind insbesondere auf die politische Krise in Deutschland zurückzuführen“, erläutert Berghausen. „Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum rechtswidrigen Haushaltgebaren der Bundesregierung hat die Politik keinen klaren wirtschaftspolitischen Weg aufgezeigt und so die Unsicherheit auf Seiten der Wirtschaft und Verbraucher weiter geschürt.“
Dies belegen auch die Umfragedaten: Die IHKs haben die Unternehmen nach den wesentlichen Geschäftsrisiken für die kommenden Monate gefragt. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden zunehmend als Geschäftsrisiko wahrgenommen. Insgesamt knapp mehr als die Hälfte der Betriebe teilten diese Auffassung – bei nur geringen Unterschieden zwischen den Branchen. Dieser Wert war seit Spätsommer 2011 nur zweimal höher – im Zuge der Eurokrise 2012 und im Jahr 2020, als die Politik während der Pandemie massiv in wirtschaftliche Prozesse eingegriffen hat.
„Die Betriebe befürchten trotz der versprochenen Entlastungen unter dem Strich eher weitere Belastungen. Sie sehen nicht, dass die strukturellen Probleme des Landes, wie etwa die überbordende Bürokratie, die marode Infrastruktur oder die unsichere Energieversorgung, entschlossen genug angegangen werden“, erklärt Berghausen.
Auch die globalen Rahmenbedingungen sind nicht investitions- und wirtschaftsfreundlich: Ein Ende des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist nicht in Sicht. Die Situation im Nahen Osten ist durch den Überfall der Hamas auf Israel eskaliert.
„Und bei den Wahlen für das Weiße Haus und das EU-Parlament muss befürchtet werden, dass Siege von Populisten und Protektionisten den freien Handel weiter erschweren werden“, erläutert Berghausen.
Angesichts derart schwieriger Rahmenbedingungen im In- und Ausland halten sich die Unternehmen mit ihren Investitionsplänen weiterhin zurück, anstatt mit zusätzlichen Investitionen den großen Herausforderungen der hiesigen Standorte im internationalen Wettbewerb und der klimaneutralen Transformation zu begegnen. Auch der Personalbedarf ist geringer. Gleichwohl ist nicht mit einem signifikanten Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Zu groß ist der immer noch allgegenwärtige Fachkräftemangel.
Beim Blick auf die Branchen bereiten den IHKs vor allem die energieintensive Industrie und die Einzelhändler Sorgen. „Die Hoffnung auf einen stärkeren privaten Konsum angesichts zurückgehender Inflation und höherer Löhne hat sich bislang nicht erfüllt“, erläutert Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.
„Die konsumnahen Branchen rechnen weiter nicht mit einer höheren Kaufbereitschaft der Menschen und sind dementsprechend pessimistisch.“
Da das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel allenfalls befriedigend war, wird auch die aktuelle Geschäftslage noch einmal schlechter beurteilt als in der Vorumfrage. Schlechte Werte meldet auch die energieintensive Industrie. Die Lage ist schlechter als in der Industrie insgesamt, die Kapazitätsauslastung ist noch geringer, und die Erwartungen sind pessimistischer.
„Das Ausmaß der strukturellen Probleme wird besonders deutlich, wenn 60 Prozent der energieintensiven Industrieunternehmen mit Aktivität im Ausland angeben, dass das bedeutendste Motiv ihrer Auslandsinvestitionen die Verlagerung des Produktionsstandorts aus Kostengründen ist“, sagt Berghausen. „Das ist ein klares Zeichen für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des Standorts - zumindest für diese nicht unbedeutenden Branchen.“
Dagegen beurteilen die Dienstleister insgesamt ihre Geschäftslage verhalten positiv. Gleichzeitig sind ihre Erwartungen für das laufende Jahr überwiegend skeptisch.
„Die Werte der Dienstleister sind zwar die günstigsten Werte aller Branchen, aber eine Konjunkturlokomotive sind die Dienstleister nicht mehr“, so Berghausen.
Hinter diesem Gesamtbild stehen erneut deutliche Unterschiede der einzelnen Branchen. Wie zuvor melden vor allem die Logistiker eine schlechte Lage und pessimistische Erwartungen. Zur konjunkturbedingt nachlassenden Nachfrage kommen Belastungen durch die hohen Energiepreise, die Straßenmaut und eine marode Infrastruktur hinzu. Die Nachfrage in der IT-Branche ist stabil, die in der Finanzbranche und bei den Beratern noch gestiegen. Diese drei Wirtschaftszweige urteilen deshalb positiv und sind für das laufende Jahr zuversichtlich.