Konjunkturbarometer der IHKs im Rheinland

Herbst 2025: „Kein Licht am Ende des Tunnels – Wirtschaft wartet weiter auf Impulse“

Die Wirtschaftslage in den sechs IHK-Bezirken der IHK-Initiative Rheinland* bleibt auch zum Herbst 2025 schlecht. Die Stimmung der mehr als 2.000 teilnehmenden Betriebe ist nach wie vor angespannt und es ist keine Trendwende in Sicht: 29,1 Prozent der Unternehmen stufen ihre Geschäfte als schlecht ein, nur 21,7 Prozent bezeichnen ihre Lage als gut. Der Geschäftslageindikator liegt somit bei -7,5 Punkten und damit weit unter dem langjährigen Durchschnitt von +12,8 Punkten.
Erwartungen bleiben negativ
Für das kommende Jahr erwarten die Unternehmen eine weitere Verschlechterung ihrer Situation: 26,2 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Geschäfte; nur 17,3 Prozent erwarten eine Verbesserung. Der Erwartungs-Saldo verbessert sich ganz leicht gegenüber der Frühjahrsbefragung (-13,8), bleibt aber mit -8,9 Punkten weiter negativ. Diese skeptische Sicht auf die Zukunft hält nun bereits das dritte Jahr in Folge an. In den vergangenen 20 Jahren gab es keine so lange anhaltende schlechte Phase. Zwar wurde die wirtschaftliche Entwicklung auch früher zeitweise pessimistisch eingeschätzt – meist über ein bis zwei Jahre hinweg – doch nun ist der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen zum siebten Mal in Folge negativ: Die Wirtschaft befindet sich in einer strukturellen Krise.
Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen
Trotz erster Reformen der Bundesregierung durch verbesserte Abschreibungen und der jüngsten Modernisierungsagenda sehen die Unternehmen noch keinen Silberstreif am Horizont. Das verloren gegangene Vertrauen in die Politik muss schnell zurückgewonnen werden. Das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität muss zu echten zusätzlichen Investitionen führen und darf nicht zur Quersubventionierung von Konsumausgaben führen, die keine nachhaltigen Effekte für die Wirtschaft bringen.
Wachstumsschwäche hält an
Zudem gibt es aktuell keine Anzeichen für ein Ende der Wachstumsschwäche: Der Konjunkturklimaindex bewegt sich mit 91,8 Punkten annähernd auf der Stelle und bleibt zum siebten Mal in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle (100) und deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 104,3.
Nachfrageschwäche bleibt bestehen
Eine schwache Wirtschaft hat eine geschwächte Nachfrage zur Folge: Der Auftragseingangsindikator ist mit -24,3 ausgesprochen schlecht: Nur 18,4 Prozent der Betriebe melden eine gute Auftragslage, während 42,7 Prozent von einer schlechten Lage berichten. Dieses Bild zeigt sich seit 2022 nahezu unverändert.
Weniger Aufträge, weniger Investitionen, weniger Beschäftigung
Die Fabriken sind nicht ausgelastet. Die Auslastung der Produktionskapazitäten liegt aktuell nur bei 72,4 Prozent – weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 77,5 Prozent. Die Zahl der Entlassungen und Insolvenzen nimmt zu. Die andauernden Probleme der deutschen Wirtschaft, fehlende Impulse aus dem Exportgeschäft und die anhaltende Verunsicherung hinsichtlich der Transformation in der Energiepolitik sorgen dafür, dass sich die Unternehmen mit Investitionen weiterhin stark zurückhalten. 29,9 Prozent der Unternehmen wollen in Zukunft weniger investieren, nur 22,9 Prozent planen einen Anstieg. Wer nicht investiert, glaubt nicht an eine gute Zukunft.
Reformbedarf: Jetzt handeln
Die wirtschaftliche Lage ist trotz vielversprechender Ankündigungen der neuen Bundesregierung kritisch – die Probleme müssen jetzt entschlossen angegangen werden. Die Betriebe brauchen echte Reformen: Dazu gehören niedrigere Energie- und Arbeitskosten sowie im internationalen Vergleich weniger Steuer- und Bürokratielasten. Die Wirtschaft wartet weiter auf Impulse aus Berlin.
Top-Wirtschaftsrisiken
Diese schwache Einschätzung zeigt sich auch bei den Top-Wirtschaftsrisiken: Die Sorge vor einer schwindenden Inlandsnachfrage führt die Liste der Geschäftsrisiken an. Mit 59,7 Prozent ist es das meistgenannte Risiko, eng gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (58,3 Prozent). Die hohen Arbeitskosten liegen mit 50,7 Prozent auf Platz 3, nicht zuletzt wegen des steigenden Mindestlohns. Als Folge rechnet gut ein Drittel der Betriebe mit einem Anstieg auch in den höheren Lohngruppen.
Zu hohe Energiepreise und Exportprobleme
Hohe Energie- und Rohstoffkosten (47,1 Prozent) schwächen die heimischen Unternehmen zusätzlich – besonders die energieintensiven Industrien, bei denen der Lagesaldo mit -30,3 deutlich schlechter ausfällt als im Durchschnitt aller Branchen (-7,5). Nach wie vor belastet auch der globale Zollkonflikt unsere Volkswirtschaft. Der Exportindikator ist seit drei Jahren negativ und zeigt keine Anzeichen von Besserung: Immer mehr Betriebe erwarten, dass sie künftig weniger exportieren werden.
Fachkräftemangel bleibt drängend
Trotz Arbeits- und Fachkräftemangel wollen viele Unternehmen ihr Personal reduzieren: 22,2 Prozent wollen Stellen abbauen, 12,4 Prozent planen, zusätzliches Personal einzustellen. Die Auswirkungen der Rezession auf den Arbeitsmarkt halten sich aber noch in Grenzen. Die hohen und weiter steigenden Arbeitskosten machen es den Unternehmen jedoch zunehmend schwer, international konkurrenzfähig zu bleiben. Neben den Tarifabschlüssen spielen dabei auch die hohen Steuern und Abgaben eine immer bedeutendere Rolle.
Schwerpunkt: Fachkräfte
36,7 Prozent aller Unternehmen haben Probleme bei der Stellenbesetzung. In der Logistikbranche sind es sogar knapp 50 Prozent. Händeringend werden Mitarbeiter mit dualer Berufsausbildung und Meister gesucht: 64,3 Prozent der Betriebe in der Elektroindustrie geben an, offene Stellen nicht mit ausgebildeten Mitarbeitern besetzen zu können. Im Groß- und Einzelhandel sieht es ähnlich aus. In der IT-Branche werden vor allem Mitarbeiter mit Hochschulabschluss gesucht. Dort geben 88,2 Prozent der Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung mit diesem Qualifikationsniveau zu haben. Knapp zwei Drittel aller Unternehmen rechnen daher mit weiter steigenden Arbeitskosten. Gut die Hälfte stellt sich auf eine Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft ein und etwa ein Drittel rechnet als Konsequenz sogar mit einer Einschränkung der Tätigkeiten. Um den Druck durch den Arbeits- und Fachkräftemangel zu senken, befürwortet die Mehrheit der Betriebe (67,9 Prozent) steuerliche Vorteile für Beschäftigte, die über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten. Gut die Hälfte wünscht sich, ältere, gut ausgebildete Mitarbeiter einfacher weiter beschäftigen zu können, beispielsweise durch Wegfall von Beiträgen zur Renten- und Arbeitslosenversicherung.
*Der IHK-Initiative Rheinland gehören folgende Industrie- und Handelskammern an: Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Mittlerer Niederrhein (seit Herbst 2011), die Bergische IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid (seit Herbst 2011) sowie die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg (seit 2016). Die IHK Köln war seit Gründung bis Ende 2023 Mitglied.

Das vollständige Konjunkturbarometer Rheinland inklusive des Branchenreports stellen wir bei Interesse gerne zur Verfügung.