Pressemitteilung Nr. 71 vom 20.12.24
IHK-Fachkräftereport: Fachkräftemangel trotz trister Konjunktur bedeutendes Geschäftsrisiko
Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage stellt aktuell der Fachkräftemangel das zweitgrößte Geschäftsrisiko für die Betriebe dar. Vor allem Arbeitskräfte mit einer dualen Berufsausbildung werden gesucht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf bei knapp 800 Unternehmen aus der Region. „Unser Report zeigt ganz klar, dass Unternehmen bessere Rahmenbedingungen brauchen, um schneller und zielgenauer Fachkräfte rekrutieren zu können, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.
Die Zahlen aus der IHK-Umfrage verdeutlichen die aktuelle Problemlage bei der Fachkräftesuche. 50,3 Prozent der Betriebe sehen im Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden ein wesentliches Geschäftsrisiko für die kommenden zwölf Monate. Nur die Entwicklung der Inlandsnachfrage stellt ein noch größeres Risiko dar. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Bedeutung des Risikos dabei fast verdoppelt. „Ungeachtet der momentan schlechten Geschäftslage bleibt der Fachkräftemangel für die Betriebe eines der bedeutendsten Risiken“, unterstreicht Berghausen.
Besonders gravierend ist das Problem in der Bauwirtschaft. Dort sehen 61 Prozent der Betriebe im Fachkräftemangel ein wesentliches Geschäftsrisiko. Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau 2019 ist der Anteil der Unternehmen, die offene Stellen längerfristig (länger als zwei Monate) nicht besetzen können, deutlich angestiegen. Im Herbst 2024 gaben dies gut 46 Prozent der Betriebe an. Im Dienstleistungssektor waren es 49 Prozent der Befragten, im produzierenden Gewerbe etwa die Hälfte der Unternehmen.
Grundsätzlich suchen Unternehmen dabei über alle Qualifikationsstufen hinweg oftmals erfolglos nach Arbeitskräften. Die größten Schwierigkeiten melden Unternehmen, die Beschäftigte mit Abschlüssen suchen. Für Berufsausbildungsabschlüsse, also Fachwirt, Meister oder eine duale Berufsausbildung, melden 47 Prozent beziehungsweise 49 Prozent der befragten Unternehmen einen Misserfolg bei der Suche. Deswegen liegt nach Auffassung des IHK-Hauptgeschäftsführers in der dualen Berufsausbildung ein Schlüssel zur Linderung des Fachkräftemangels im eigenen Betrieb. „Mit der Ausbildung junger Menschen sichern sich die Unternehmen einen wichtigen Baustein ihrer Zukunft, nämlich ihre klugen Köpfe“, sagt Berghausen.
Die Unternehmen wurden auch danach gefragt, welche Veränderungen der Rahmenbedingungen sie sich wünschen, um eine bessere Versorgung mit Fachkräften zu erreichen. Die Antworten zeigen, vor welchen Herausforderungen die Betriebe in den einzelnen Branchen stehen und welche Lösungen sie sich wünschen. Über der Hälfte der befragten Unternehmen ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden von Bürokratie entlastet werden. Außerdem sind knapp 47 Prozent für die Stärkung der Beruflichen Bildung. Auch weniger gesetzliche Vorgaben bei Arbeitszeiten würde die Situation für die Unternehmen verbessern.
Die Umfrage zeige zudem, dass die Anreize zur Arbeitsaufnahme von Arbeitslosen gestärkt werden sollten. 35,1 Prozent der Unternehmen sind schließlich auch erfolglos bei der Suche nach Arbeitskräften ohne Berufsausbildung. „Gerade in Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel sollte die Grundsicherung dazu beitragen, dass erwerbsfähige Leistungsbeziehende einen besseren Weg in eine nachhaltige und möglichst existenzsichernde Beschäftigung finden“, empfiehlt IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen.
Gleichzeitig weist der IHK-Hauptgeschäftsführer darauf hin, dass die IHK die Bedarfe ihrer Mitgliedsunternehmen sehr gut kennt und diese aktiv unterstützt, wenn es um das Finden, Binden sowie Entwickeln und Fördern von Fachkräften geht. Die IHKs bieten umfassende Services, Angebote, Beratungs- und Fördermöglichkeiten, Projekte und Veranstaltungen und vieles mehr zu den Themen Aus- und Weiterbildung, Fachkräftemonitoring, Rekrutierung, internationale Fachkräftegewinnung, Inklusion, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gesundheit im Betrieb, mehr Frauen in Beruf und Führung, Vielfalt und personalattraktive Unternehmenskultur, so Berghausen.
Vorschläge zur Fachkräftemobilisierung gibt es im Fachkräftereport 2024/2025 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).