Fachkräftereport Rheinland

Die IHK-Initiative Rheinland* hat heute (15.07.2025) in Düsseldorf ihren aktuellen Fachkräftereport bei Konecranes vorgestellt. Nordrhein-Westfalens Wirtschaft steht vor einer großen Herausforderung: Bis 2030 werden rund 735.000 Erwerbstätige fehlen. Ein Problem, das sich weiter verschärfen wird.
„Die Konjunktur hellt sich gerade ein wenig auf. Die Betriebe wollen gerne durchstarten. Aber es fehlt an Personal, in allen Branchen. Das berichten uns die Unternehmen aus dem Rheinland“, betont Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK. „Viele ‚Boomer‘ der 60er-Jahrgänge gehen jetzt in den Ruhestand. Ihnen folgen weniger junge Menschen. Sprich: es gibt weniger Arbeitskräfte. Hinzu kommt: Viele Jugendliche streben ins Studium statt in die Ausbildung. Obwohl eine praxisnahe Ausbildung im Betrieb oft die bessere Karriere bietet. Wir als IHKs klären auf und beraten. Wir brauchen dazu Rückendeckung aus Politik und Schule. Nur mit Fachkräften können unsere Unternehmen Erfolg haben und nur so können sie die Transformation schaffen.“
„Die betriebliche Ausbildung ist nach wie vor der verlässlichste Weg zur Fachkräftesicherung im Rheinland“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Darum ermuntern wir die Unternehmen, weiter konsequent ausbilden. Denn sie verschaffen sich nicht nur einen langfristigen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte – sie steigern auch ihre Arbeitgeberattraktivität“, so Berghausen weiter. An ausbildungsinteressierte Jugendliche zu kommen, bleibt für Ausbildungsbetriebe schwierig – vor allem für kleinere Betriebe und im ländlichen Raum.
Neben der dualen Ausbildung gilt es auch, im Betrieb vorhandene Fachkräfte gezielt zu entwickeln und Weiterbildung als strategische Investition im Rahmen der Personalentwicklung zu begreifen und durch entsprechende Rahmenbedingungen bessere Beschäftigungs-möglichkeiten für Frauen, Ältere und Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Das weltweit tätige Industrieunternehmen Konecranes setzt in seiner Fachkräftestrategie den Schwerpunkt darauf, Mitarbeitende zu fördern und als Arbeitgeber attraktiv zu sein. „Wir richten unseren Fokus gezielt darauf, Weiterbildung als strategische Investition zu verstehen und Chancengleichheit aktiv zu fördern. Zukunftsfähige Unternehmen investieren nicht nur in Maschinen, sondern vor allem in Menschen – durch Weiterbildung, Vielfalt und echte Entwicklungschancen“, sagt Daniela Komolafe, Managerin Talent Acquisition, Recruiting & Engagement für Konecranes in Deutschland.
„Wir verfolgen eine langfristige Personalplanung und bilden seit Jeher nur für den eigenen Bedarf aus“, sagt Tanja Walterscheidt, Senior Talent Acquisition Specialist bei Konecranes. Eine betriebliche Ausbildung ist und bleibt das beste Fundament für eine Karriere in einem technischen oder kaufmännischen Berufsbild und ist auch ein idealer Anknüpfungspunkt für ein späteres Studium.“
Auch internationale Fachkräfte sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Fachkräftestrategie. „Hierbei geht es sowohl um die bessere berufliche Integration bereits in Deutschland lebender Ausländerinnen und Ausländer mit und ohne Fluchthintergrund als auch um die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein.
Dazu wurde unter dem Titel „Move to the Rhineland“ eigens ein Film produziert, der teils mit einem Augenzwinkern Lust aufs Arbeiten im Rheinland machen soll. Fachkräfte aus Australien, Indien, Pakistan, Iran, Bali, Russland, aus dem Kosovo und Peru berichten über das Leben und Arbeiten im Rheinland. Die beteiligten Unternehmen waren das Forschungszentrum Jülich, die Deutsche Telekom (Bonn), Bönders GmbH (Krefeld), das Elisabeth-Krankenhaus (Mönchengladbach), das Maritim Hotel in Königswinter, die Siempelkamp Giesserei GmbH (Krefeld), Thyssen Krupp (Duisburg) und die Henkel AG & Co. KGaA (Düsseldorf). Laut Fachkräftereport gehören Indien, gefolgt von der Türkei und der Russischen Föderation sowie der Kosovo zu den häufigsten Herkunftsländern ausländischer Fachkräfte.
Fachkräftesicherung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Fachkräftesicherung ist nicht nur eine Aufgabe der Betriebe, sondern ist wesentlich auf passende Rahmenbedingungen angewiesen. Hier sehen die sechs Industrie- und Handelskammern im Rheinland folgende zentrale Handlungsfelder, in denen Politik diese Rahmenbedingungen optimieren muss:
1. Bürokratie abbauen – Zeit für Fachaufgaben schaffen
Die IHKs fordern die Reduzierung von Berichts- und Nachweispflichten für Betriebe.
2. Berufliche Bildung stärken – Gleichwertigkeit sichern
Die IHKs fordern eine bessere Ausstattung der Berufsschulen, die Weiterbildung des Aufstiegs-BAföG und die Sichtbarmachung der Gleichwertigkeit beruflicher Abschlüsse.
3. Arbeitsmarkt flexibilisieren – Gestaltungsspielräume schaffen
Die IHKs fordern eine Flexibilisierung der gesetzlichen Höchstarbeitszeiten und die rechtliche Sicherung von Vertrauensarbeitszeit.
4. Internationale Fachkräfte leichter gewinnen – Verfahren beschleunigen
Die IHKs fordern ein digitales und transparentes Verwaltungssystem mit klaren Zuständigkeiten sowie funktionierende Welcome-Services vor Ort.
5. Anreize zur Arbeitsaufnahme verbessern – Potenziale aktivieren
Die IHKs fordern stärkere Anreize zur Arbeitsaufnahme, um mehr Menschen in Arbeit zu bringen.
6. Betreuungsinfrastruktur ausbauen – Vereinbarkeit ermöglichen
Die IHKs fordern den massiven Ausbau flexibler Kinderbetreuung und Pflegeangebote, damit mehr Frauen und pflegende Angehörige ihre Erwerbstätigkeit ausweiten können.
*Der IHK-Initiative Rheinland gehören folgende Industrie- und Handelskammern an: Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Mittlerer Niederrhein (seit Herbst 2011). die Bergische IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid (seit Herbst 2011) sowie die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg (seit 2016), die IHK Köln war seit Gründung bis Ende 2023 Mitglied.