Initiative Willkommenslotse
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Azubis aus Drittstaaten
Am 11. Dezember veranstalteten die drei Willkommenslotsen in der IHK Düsseldorf eine Informationsveranstaltung für Unternehmen zur Gewinnung von Auszubildenden aus Drittstaaten. Rund fünfzig Unternehmensvertretern wurde die aktuelle gesetzliche Lage erläutert, bevor sich Agenturen vorstellten. Diese Agenturen vermitteln junge Menschen von Marokko bis Japan an Unternehmen zwecks Ausbildung. Die Agenturen stellten ihre Arbeitsweise vor. Anschließend konnten die Teilnehmenden bei einem Markt der Möglichkeiten mit den Agenturen und miteinander in den Austausch gehen und ihre Fragen vertieft besprochen.
Aktueller Hinweis zur Sonderregelung Ukraine
Die Sonderregelungen für den vorübergehenden Schutz von Ukrainerinnen und Ukrainern in der EU werden verlängert. Das hat der Europäische Rat am 13. Juni 2024 beschlossen. Rund eine Million Schutzsuchende aus der Ukraine können somit bis mindestens März 2026 in Deutschland bleiben. Nun muss die Entscheidung noch in deutsches Recht umgesetzt werden – aktuell gilt der „vorübergehende Schutz“ (nach § 24 AufenthG) bis zum 3. März 2025. Dieser Status erlaubt es den Betroffenen, in Deutschland zu leben und zu arbeiten, ohne dass sie dafür extra Anträge stellen müssen.
Aufgaben des Willkommenslotsen
Willkommenslotsen sind die die Schnittstelle zwischen den Unternehmen und den Geflüchteten als auch den Jobcentern, Arbeitsagenturen und Berufskollegs.
Unternehmen und Geflüchtete erhalten praktische Unterstützung bei alltäglichen Fragen rund um die Themen „Ausbildung, Beschäftigung und Qualifizierung“ von Geflüchteten sowie Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Förderung einer Willkommenskultur im Betrieb steht im Vordergrund der Beratung, um dadurch eine erfolgreiche betriebliche und soziale Integration der Geflüchteten in den Unternehmen zu erreichen.
Zudem werden auf Wunsch Flüchtlinge in Praktikums- und Ausbildungsverhältnisse an Unternehmen vermittelt.
Die Willkommenslotsen der IHK Düsseldorf informieren und beraten auch ukrainische Geflüchtete und interessierte Arbeitgeber auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch, Türkisch und Arabisch.
Unterstützungsangebote für Geflüchtete
- Informationen zur dualen Berufsausbildung in Deutschland und in der Region
- Verweisberatung zu allen wichtigen Themen
- Vermittlung von Kontakten zu Trägern von Integrations- und Qualifizierungsmaßnahmen
- Vermittlung von Praktika, Einstiegsqualifikationen und Ausbildungsplätzen
- Bewerbertage für Geflüchtete
- Koordinierte Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort (insbesondere Arbeitsagenturen, Jobcentern, Ausländerbehörden, BAMF-Außenstellen, Integrationsdiensten, Kreisen und Kommunen)
Vor der Aufnahme einer Tätigkeit oder Ausbildung, muss die Ausländerbehörde zustimmen. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) empfiehlt jedoch den Bundesländern, bereits bei Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach §24 AufenthG die Beschäftigung zu erlauben, auch wenn noch kein Arbeitsplatzangebot vorliegt. Leistungen der Beratung und Vermittlung nach dem SGB III durch die Agenturen für Arbeit können ebenfalls beantragt werden.
Unterstützungsangebote für Unternehmen
- Informationen zu Praktika, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung
- Informationen zu finanziellen Fördermöglichkeiten
- Beantwortung individueller Fragen
- Informationsveranstaltungen für interessierte Unternehmen
- Ausbildertreffen - Erfahrungsaustausch mit betrieblichen Ausbildern
- Vermittlung von Flüchtlingen in Praktika, Einstiegsqualifikation und Ausbildung
Veranstaltungen
Junge Geflüchtete und ihre Eltern kennen das deutsche Ausbildungssystem aus ihren Heimatländern nicht. Deshalb informieren die Willkommenslotsen regelmäßig Geflüchtete in mehreren Sprachen über das System der dualen Ausbildung, Ausbildungsberufe, Chancen und Perspektiven mit einer Ausbildung.
Elterncafe
Das Elterncafe findet alle zwei Monate für geflüchtete Eltern, Erziehungsberechtigte und ehrenamtliche Begleiter in der IHK Düsseldorf statt. Der Verein Düsseldorf-aktiv.net und die IHK Düsseldorf informieren gemeinsam. Im Vordergrund stehen Informationen und Vertrauen. Dabei unterstützen muttersprachliche Ausbildungsbotschafter/innen; das sind Personen mit Fluchthintergrund, die bereits die ersten Schritte in eine Ausbildung bewältigt habe. Durch ihre Übersetzungshilfe (Arabisch, Persisch, Ukrainisch) ist die Sprachbarriere an diesem Abend gut zu bewältigen.
Bewerbertag
Regelmäßig laden die Willkommenslotsen zehn bis fünfzehn interessierte Bewerberinnen und Bewerber zu einem ganztägigen Informationsaustausch ein. Der Tag dient der Information über die Ausbildungs- und Arbeitsaufnahme sowie dem Kennenlernen der Bewerber für die Vermittlung an Unternehmen.
Messen
Die Willkommenslotsen nehmen regelmäßig an Messen und Börsen in der Region teil, auf denen sie ihren Vermittlungsservice vorstellen und mit Bewerbern in Kontakt kommen.
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Best Practice – Erfolgsgeschichten
- Nachhaltige Förderung
„Mama, ist das ein Feuerwerk am Morgen?“„Nein, mein Schatz, das ist kein Feuerwerk.“„Mama, werden wir alle sterben?“„Ja, mein Schatz, wir werden alle irgendwann sterben, aber nicht heute.“Auch für Familie Molokova war der Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 ein Wendepunkt in ihrem Leben. Zu Fuß überquerte Olga Molokova schon im März 2022 mit einem Rucksack, zwei Kindern und zwei Haustieren die Grenze nach Bulgarien. Hier erreichte sie ein denkwürdiger Anruf:„Hallo, Molokova, hier ist Natascha. Wir haben zusammen an der Uni studiert. Brauchst du Hilfe?“Dieser Anruf führte die Familie nach Düsseldorf, wo sie zunächst bei bei deutschen Freunden der Studienkollegin unterkamen. Trotz des Schrecks, wie schwer es ist, als erwachsene Person Deutsch zu lernen, erreichte Olga Molokova im Deutschkurs schnell B1-Niveau. Für einen weiteren Deutschkurs wollte das Arbeitsamt keine Förderung genehmigen, sondern forderte Olga Molokova auf, sich einen Job zu suchen.„Obwohl Natascha mir eine Stelle in ihrer Apotheke anbot, konnte ich mir nicht vorstellen, in meinem erlernten Beruf als Apothekerin zu arbeiten. Schließlich konnte ich nicht mal fehlerfrei “Guten Tag” sagen.“Aufgrund ihrer Verunsicherung suchte Olga Molokova Beratung und wandte sich an den Willkommenslotsen der IHK Düsseldorf. Georg Judin informierte sie über ihre Optionen und zeigte ihr die langfristigen Vorteile davon auf, in ihrem erlernten Beruf tätig zu sein. Dafür bedurfte es eines weiteren fachspezifischen Sprachkurses und einer kostenpflichtigen Approbationsprüfung auf Deutsch. Auch wenn die Anerkennung der Approbation und deren sprachliche Vorbereitung zunächst Kosten für die Agentur erzeugten, so der Willkommenslotse, würden sich die Kosten aufgrund der guten Berufsaussichten und der persönlichen Zielstrebigkeit von Olga Molokova mittelfristig amortisieren. Dieser Argumentation schloss sich die Agentur schließlich an und genehmigte die notwendige Förderung.„Ich arbeite als Apothekerin unter Aufsicht und mache dazu den Kurs für pharmazeutisches Deutsch, der oft bis tief in die Nacht geht. Es gibt keine Garantie. Aber ich erinnere mich an die Worte aus dem Film Einer flog über das Kuckucksnest: „Ich habe es zumindest versucht.“Natalia Karpenko, Inhaberin der Schlossapotheke, und ihre Studienkollegin und Mitarbeiterin Olga Molokova freuen sich über ihre Zusammenarbeit.Foto: Georg Judin/IHK DüsseldorfText: Georg Judin/Ulla Backes/IHK Düsseldorf
- Gleichklang
Gleichklang bei Taktzeit
Semen Masikevych stammt aus Odessa in der Ukraine, wo er nach seiner Schulausbildung erfolgreich ein Grafikdesign-Studium abschloss. Seinen Berufsweg startete er noch in der Ukraine mit der Programmierung von Game-Assets für Spiele. Später entwickelte er 3D-Umgebungen und war für die Modellierung und Texturierung zuständig. Über seine Motivation sagt Semen:„Ich liebe es einfach, mit meiner Erfahrung im Medienbereich und meiner Leidenschaft etwas unglaublich Schönes zu schaffen, etwas, das andere erfreut und ermutigt.“Nach seiner Ankunft in Deutschland und einem Sprachkurs nahm er ab 2023 an verschiedenen Projekten im Grafikdesign teil. Parallel dazu bewarb er sich vielfach, aber erfolglos, um eine Festanstellung.„Die erste Zeit (in Deutschland) habe ich mit dem Erlernen der Sprache verbracht. Danach begann ich, nach einem Job zu suchen, was viel schwieriger war, als ich dachte. Insgesamt habe ich mehr als 40 Bewerbungen geschrieben, und auf die meisten habe ich nicht einmal eine Antwort erhalten.“Das Blatt wendete sich, als er auf einer Jobmesse den Willkommenslotsen der IHK Düsseldorf, Georg Judin, kennenlernte. Dieser schlug ihm eine andere Strategie vor und überzeugte Semen, es zunächst mit einer Bewerbung für eine Ausbildung zum Mediengestalter zu versuchen.„Dann hatte ich das Glück, an einer Veranstaltung der IHK teilzunehmen, bei der ich Herrn Georg Judin kennenlernte. Er gab mir einige Ratschläge und half mir, meinen Lebenslauf zu überarbeiten. Schließlich gab er meine Kontaktdaten an die Firma Taktzeit weiter.“Der Geschäftsführer von Taktzeit, einer mittelständischen Marketingagentur in Düsseldorf-Grafenberg, Till Belkoura, und Georg Judin vereinbarten für Semen nicht nur ein Vorstellungsgespräch, sondern auch ein flexibles Vorgehen. Je nach Verlauf eines vierwöchigen Praktikums sollte entweder eine Ausbildung oder ein Traineeprogramm folgen. Aus Semens Sicht entwickelte sich der Kontakt zum großen Lauf:„Nach einem Telefonat mit dem Geschäftsführer, Herrn Till Belkoura, vereinbarten wir ein Vorstellungsgespräch. Und es hat geklappt! Nach einem Monat Praktikum wurde ich als Trainee in die Kreationsabteilung aufgenommen. Und bisher läuft alles großartig!“Für Till Belkoura war nach kurzer Zeit klar, dass Semen keine Ausbildung benötigt, da er über profunde berufliche Kenntnisse verfügt. Deswegen erfolgte die Aufnahme in ein Traineeprogramm mit der Aussicht auf eine baldige Übernahme. Eine echte Win-win-Situation für Semen und seinen Arbeitgeber, der eine gut ausgebildete und schnell integrierbare Fachkraft gewonnen hat.„Ich bin unglaublich froh, hier zu sein, und sehr dankbar den Menschen, die mir dabei geholfen haben“, ist Semens Fazit. Und Till Belkoura ergänzt: “Ich bin jeden Tag froh, ihn hier zu haben!”Ruckzuck wurde aus dem Praktikanten ein Trainee und Vollzeitmitarbeiter: Semen Masikevych und Till Belkoura, Geschäftsführer der Agentur Taktzeit, gemeinsam am Arbeitsplatz.
Text: Ulla Backes/IHK DüsseldorfFoto: Georg Judin/IHK Düsseldorf - Von der Schule in die Ausbildung
Aufgrund des Krieges sind seit Februar 2022 viele tausend Ukrainer nach Düsseldorf gekommen.Viele von ihnen sind Frauen und Kinder, die zunächst Sprachkurse absolvieren bzw. in den Schulen in internationalen Klassen beschult werden. Einer dieser Schüler ist Denis Slavov.Vom Schüler zum Azubi im Groß- und Außenhandel: noch schüchtern, aber voller Vorfreude startet Denis Slavov seine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandelsmanagement bei dem internationalen Unternehmen Sumitomo Corporation Europe Limited.„Mein Name ist Denis Slavov. Ich bin im Mai 2022 aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Im August bin ich auf das Neandertal Berufskolleg in Mettmann gegangen.”Für viele Kinder und Jugendliche sind die Sprachbarriere und die psychischen Belastungen durch Krieg und Flucht eine große Herausforderung. Das war auch bei Denis der Fall. Er zog schnell die Konsequenz und suchte für sich einen anderen Weg.„Aber weil ich mich in der Schule nicht so gut zurecht gefunden habe, habe ich die Schule nach einem Jahr verlassen und mich nach einer anderen Ausbildung umgesehen.”Denis setzte den Deutschunterricht privat fort und versuchte, selbständig eine Ausbildung zu finden. Er orientierte sich in verschiedenen Medien. Dabei las er im Internet einen Bericht über die Initiative Willkommenslotse. Er kontaktierte die IHK und lernte Georg Judin kennen, der als Willkommenslotse der IHK Ukrainerinnen und Ukrainer unterstützt, eine Ausbildung oder Arbeit zu finden.Georg Judin unterstützte Denis bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, fertigte Bewerbungsunterlagen mit ihm an und lud ihn zum Azubi-Speed-Dating ein. Für den minderjährigen Denis verlief der Prozess der Ausbildungssuche optimal, so wie er die Entwicklung beschreibt:„Nach einiger Zeit der gemeinsamen Bemühungen wurde ich von der internationalen Firma „Sumitomo Corporation" interviewt und unterschrieb einen Ausbildungsvertrag zum 1. August 2024 in dieser Firma für den Beruf des Kaufmanns im Groß- und Außenhandelsmanagement. Ich war sehr glücklich. Ich bin der IHK und meinem Tutor sehr dankbar für ihre Hilfe und kann die IHK sehr empfehlen, wenn man einen Ausbildungsplatz in Deutschland sucht.”Text: IHK-Redaktion
Bild: Denis Slavov (privat) - Chancengeber trifft Ausbildungsheldin
Immer mehr junge Geflüchtete fassen in Deutschland Fuß und starten in eine Ausbildung. Oft sind es technisch-gewerbliche Berufe oder Berufe in der Hotellerie oder der Gastronomie. Anders lief es für Khlud Khalil Hussein beim Turn- und Sportverein 08 Lintorf in Ratingen. Dort geht es nicht nur um Sport, der Verein versteht sich auch als Chancengeber. Die 19-Jährige Khlud absolviert bei dem Sportverein eine Ausbildung zur als Kauffrau im Büromanagement.Im Jahr 2016 kam Khlud nach einer langen und schwierigen Flucht mit ihren Eltern nach Deutschland. Hier fand sie eine neue Heimat, Schutz und Sicherheit – und konnte nach ihrer schulischen Laufbahn die Ausbildungssuche starten. Dabei knüpfte sie Kontakt zur Initiative Willkommenslotsen der IHK Düsseldorf. Beim Bewerbertag fiel ihr starkes Interesse für das Kaufmännische auf.Hochzufrieden sind die neue Auszubildende des Turn- und Sportvereins 08 Lintorf Khlud Khalil Hussein an ihrem Arbeitsplatz, ihr Ausbilder Tom Matzaitis und der Willkommenslotse der IHK, Rachid El-Mellah.Schon bei einer kurzen Aushilfstätigkeit beim Turn- und Sportverein 08 Lintorf beeindruckte Khlud ihren Ausbilder Tim Matzaitis mit ihrem Auftreten, auch persönlich passte es.„Wir haben Khlud Khalil Hussein als eine sehr offene und ehrliche Persönlichkeit kennen gelernt und der erste Eindruck war echt super. Sie hat eine hohe Auffassungsgabe und arbeitet selbstständig“, so Matzaitis.Am Ende der Aushilfstätigkeit war für den Ausbilder klar, dass Khlud mit ihrem Eifer und Engagement genau die richtige Kandidatin ist:„Auch wenn Sie am Anfang etwas schüchtern war, erledigte sie bereits viele Verwaltungsaufgaben und Telefonate sehr sicher“, so Matzaitis weiter.Das Resultat ist, dass die junge Frau nach der Ausbildungszusage zur Kauffrau für Büromanagement bereits die Probezeit mit Bravour hinter sich gebracht hat. Und sie hat noch weitergehende Ziele.„Khlud strebt nach der Ausbildung eine Tätigkeit beim Sportverein an. Außerdem möchte sie die IHK Düsseldorf als Ausbildungsbotschafterin unterstützen und jungen Menschen mit Fluchtgeschichte für die duale Ausbildung gewinnen und mehrsprachig beraten“,freut sich der Willkommenslotse Rachid El Mellah über die neu gewonnene Unterstützerin.Text: IHK-Redaktion
Foto: Wilfried Meyer