Sächsische Wirtschaft in schwierigem Fahrwasser

Während sich die Geschäftslage der sächsischen IHK-Unternehmen im Frühjahr 2025 weiter eingetrübt hat, ist zumindest bei den Geschäftsprognosen ein leichter Aufwärtstrend zu verzeichnen. In der Folge steigt der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen in sächsischen Unternehmen gleichrangig berücksichtigt, leicht an und steht mit nunmehr 100 Punkten einen Punkt über dem Frühjahrswert des Vorjahres. Zu Jahresbeginn 2025 hatte der Wert bei 97 Punkten gelegen. Trotz der leichten Verbesserung liegt der Index weiter unter dem langjährigen Mittelwert (seit dem Jahr 2000) von 109 Punkten.
Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, die im April 2025 durchgeführt wurde, basieren auf den Antworten von rund 1.500 Unternehmen mit fast 86.000 Beschäftigten aller Wirtschaftsbereiche.

Geschäftslage und Erwartungen

Die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen hat sich weiter leicht verschlechtert. Nur noch knapp ein Drittel (32 %) der Firmen berichtet von guten Geschäften, während mehr als jede fünfte (22 %) eine schlechte Lage konstatiert. Der Lagesaldo sinkt daher um einen auf aktuell 10 Punkte (Frühjahr 2024: 12 Punkte). Geringe Lageverbesserungen im Vergleich zum Jahresbeginn vermelden lediglich die Bauwirtschaft (Zuwachs um 5 Punkte), das Dienstleistungsgewerbe (+3 Punkte) und der Handel (Einzelhandel +4 Punkte, Großhandel +2 Punkte).
Bei den Geschäftserwartungen ist ein sichtbaren Anstieg im Vergleich zum Jahresbeginn 2025 zu vermelden. Dieser zeigt sich in allen Wirtschaftsbereichen, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung. 18 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer Lage, ein gutes Viertel (26 %) rechnet mit Verschlechterungen. Dadurch steigt der Prognosesaldo um 8 auf nunmehr
-8 Punkte. Die Prognosen fallen damit auch besser aus als vor einem Jahr (Saldo: -12 Punkte).

Branchenüberblick

In der sächsischen Industrie gibt es bei der Lage nur wenig Bewegung. 26 % melden gute, 25 % schlechte Geschäfte. Die schwache Auslastung der Produktionskapazitäten und zunehmende Handelshemmnisse wirken negativ. Der Saldo der Geschäftserwartungen verbessert sich im Vergleich zur Vorumfrage um 7 auf nunmehr -10 Punkte. Der größte Risikofaktor für die weitere Entwicklung sind die Arbeitskosten (72 %). Zudem bereiten nach wie vor die schwache Inlandsnachfrage (66 %) und die hohen Energiepreise (63 %) Sorgen.
Im Baugewerbe ist eine leichte Verbesserung zum Jahresbeginn zu verzeichnen. 33 % melden gute, 17 % schlechte Geschäfte. Der Lagesaldo steigt um 5 auf 16 Punkte. Im Vergleich zum Frühjahr 2024 (Saldo: 27 Punkte) bleibt der Wert jedoch deutlich zurück. Waren vor einem Jahr noch bei deutlich über der Hälfte der Baufirmen die Baukapazitäten zu 85% und mehr ausgelastet, so ist dies aktuell nur noch bei 47 Prozent der Firmen der Fall. Auch die Ertragslage entwickelte sich durch stetig gestiegene Kosten ungünstig. Circa jede fünfte Baufirma gibt an, derzeit mit Verlust zu wirtschaften. Dennoch blicken die Baubetriebe etwas weniger pessimistisch in die Zukunft. 15 % Optimisten stehen zwar immer noch 24 % Pessimisten gegenüber, der Saldo ist jedoch erstmals seit langem wieder einstellig. Stützend dürften die stetig sinkenden Zinsen und die Aussicht auf die vom Bund geplanten Investitionen in die Infrastruktur sein.
Die Geschäftslage im Dienstleistungsgewerbe verbessert sich ebenfalls im Vergleich zur Vorumfrage. 46 % berichten über gute, 13 % über schlechte Geschäfte. Der Saldo von 33 Punkten stellt erneut den höchsten Wert aller Wirtschaftsbereiche dar. Die Dienstleister verzeichnen per Saldo gestiegene Umsätze, jedoch sind die aktuellen Auftragseingänge rückläufig. Der Saldo der Geschäftserwartungen dreht erstmals seit einem Jahr wieder in den positiven Bereich (+ 1 Punkt).
Die Lageeinschätzungen im Handel haben sich im Vergleich zur Vorumfrage etwas verbessert. 25 % guten stehen 29 % Meldungen mit schlechter Lage gegenüber. Auch im Vergleich zum Vorjahr ist eine geringe Verbesserung zu verzeichnen. Sparneigung und Kaufzurückhaltung der Verbraucher sowie schwache Konjunktur in Industrie und Bau belasten dennoch die Einzel- bzw. Großhändler. Umsätze und Ertragsentwicklung waren in beiden Sparten rückläufig. 28 Prozent der Einzelhändler und 25 Prozent der Großhändler wirtschaften derzeit mit Verlust. Die Prognosen fallen entsprechend zurückhaltend aus. Nur 10 % der Einzelhändler gehen von besseren Geschäften aus, 34 % erwarten eine weitere Verschlechterung (Großhandel 21 % zu 35 %).
Im Verkehrsgewerbe hat sich die Lage gegenüber der Vorumfrage eingetrübt. Nach einer leichten Entspannung zu Jahresbeginn haben sich Umsatz- und Ertragsentwicklung wieder spürbar verschlechtert. 20 % melden gute, 26 % schlechte Geschäfte. Die Geschäftserwartungen im Verkehrsgewerbe verbessern sich leicht. Dennoch herrscht aufgrund steigender Arbeitskosten, hoher Kraftstoffpreise und der ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Skepsis vor. So erwarten 16 % eine Verbesserung der Geschäftslage, 33 % gehen hingegen von einer Verschlechterung aus.
Die Geschäftslage im Gast-/Tourismusgewerbe verschlechtert sich deutlich und der Lagesaldo rutscht in den negativen Bereich (-3 Punkte). Die Branche meldet rückläufige Umsätze und deutlich schlechtere Erträge. Fast zwei Drittel der Betriebe sind davon betroffen. Beinahe jedes dritte Unternehmen arbeitet derzeit nicht kostendeckend. Aber auch in diesem Wirtschaftsbereich schwächt sich der Pessimismus ab. Der Prognosesaldo klettert auf -12 Punkte, bleibt damit zwar deutlich negativ, liegt aber sieben Punkte höher als vor einem Jahr und neun Punkte über dem Jahresbeginn.

Investitionen und Beschäftigung

Die Seitwärtsbewegung der Geschäftslage, verstärkte Umsatzrückgänge und eine verschlechterte Ertragsentwicklung aller Wirtschaftsbereiche tragen aktuell zu einer fortgesetzten Investitionsschwäche bei. Auch die wiederholte Lockerung der Geldpolitik der EZB und die Ankündigung des Investitionspaketes des Bundes in die Infrastruktur lassen bisher keine verstärkten Investitionsaktivitäten erkennen. Fast die Hälfte der Unternehmen plant keine (23 %) oder abnehmende Investitionen (26 %). Lediglich 15 Prozent der Betriebe planen in den nächsten Monaten mehr für Investitionen auszugeben als zuletzt. Am wahrscheinlichsten sind Investitionszuwächse in den kommenden Monaten im Dienstleistungsgewerbe.
Die festgefahrene konjunkturelle Situation und die stetige Verschlechterung der Geschäftslage führen zu einer negativen Beschäftigtenentwicklung in allen Wirtschaftsbereichen. Nachfragerückgänge, geringere Auslastungen und steigende Kosten, insbesondere der Arbeitskosten, hinterlassen Spuren am Arbeitsmarkt. Kritisch ist dabei auch die geplante Erhöhung des Mindestlohnes zu sehen. 65 Prozent der Unternehmen setzen auf gleichbleibende Belegschaftszahlen. 14 Prozent planen ihre Beschäftigtenzahlen zu erhöhen. Dem gegenüber stehen 21 Prozent an Firmen, die mit einer Abnahme rechnen. Einzig im Dienstleistungsgewerbe sind derzeit moderate Ausweitungen der Beschäftigung zu erwarten. Am meisten überwiegen die rückläufigen Personalplanungen im Einzelhandel und im Verkehrsgewerbe.