08. Januar 2025, Nummer 01

IHK-Unternehmensbefragung zur Brückensperrung in Bad Schandau macht wirtschaftliche Auswirkungen deutlich

Umsätze und Aufträge rückläufig, Kosten steigen ++ sensibler Faktor Personal ++ Saisonbeginn 2025 wird Nagelprobe für Tourismuswirtschaft ++ ein Drittel glaubt an maximal ein Jahr Durchhaltevermögen ++ Kernforderung Behelfsbrücke in 2025
Am 7. Januar 2025 fand im Parkhotel Bad Schandau das zweite Treffen der Fokusgruppe zur Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau statt, welche die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden im November 2024 ins Leben gerufen hatte, um eine koordinierende Rolle zwischen Politik, Verwaltung, Verbänden, Verkehrsträgern und Gewerbetreibenden einzunehmen.
Im Rahmen des Treffens wurden durch die Kammer die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zu den Auswirkungen der Brückensperrung vorgestellt, die im Zeitraum 20. Dezember 2024 bis 3. Januar 2025 in Bad Schandau und den angrenzenden Kommunen durchgeführt wurde. Insgesamt beteiligten sich daran 391 Betriebe, wobei die höchsten Rücklaufzahlen aus der Tourismuswirtschaft (29 %), den personennahen Dienstleistern (18 %) und dem Einzelhandel (16 %) zu verzeichnen waren.
Die Ergebnisse machen signifikante Auswirkungen der Brückensperrung auf den Geschäftsbetrieb der regionalen Wirtschaft deutlich. So sanken bei 61 % der Befragten die Umsätze seit Sperrung, bei 28 % sogar stark bis sehr stark. Parallel dazu vermelden 65 % der Unternehmen Auftragsrückgänge, 28 % in deutlichem Umfang. Sieben von zehn Betrieben müssen verlängerte Lieferzeiten in Kauf nehmen und erhöhte Transportkosten zahlen, bei 43 % in erheblichen Größenordnungen.
Auf diese Auswirkungen reagieren die Unternehmen mit unterschiedlichen Maßnahmen. 36 % haben ihre Liefer- und Produktionspläne angepasst, 32 % setzen Fahrzeuge beiderseits der Elbe ein, 21 % haben ihre Öffnungszeiten angepasst, genauso viele haben die Lagerkapazitäten erhöht.
Ebenso deutlich fallen die Auswirkungen im Personalbereich aus. 72 % der Befragten geben verlängerte Arbeitswege und Fahrtzeiten für ihre Beschäftigten an, nicht selten zwischen 30 und 60 Minuten je Richtung. Kündigungen oder vermehrte Krankmeldungen aus diesem Grund spielen mit neun bzw. sechs Prozent der Meldungen zwar noch eine untergeordnete Rolle, die zunehmende Unzufriedenheit in den Belegschaften ist nach Aussage der Unternehmen aber spürbar. Für die Unternehmen stellen sich wiederum Herausforderungen, Öffnungs-/Arbeitszeiten abzudecken (30 %) sowie Zusatzinvestitionen zu tätigen (30 %), um Personalwohnungen anzumieten, zusätzliche Fahrzeuge und Arbeitsmittel, zum Beispiel für die Arbeit im Homeoffice, bereitzustellen.
Unter den antwortenden Unternehmen herrscht Konsens, das der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle für den Fortgang ihres Geschäftsbetriebes spielt. So rechnet knapp ein Drittel (31 %) damit, aufgeben zu müssen, wenn binnen Jahresfrist keine alternative Elbquerung ermöglicht wird. Als erster kritischer Indikator wird insbesondere in der Tourismuswirtschaft der Beginn der Frühjahrsaison rund um Osten angesehen.
Von Seiten der Politik erwarten sich 41 % der betroffenen Unternehmen finanzielle Unterstützung für Mehraufwendungen, 33 % sehen den Erlass von Gebühren bzw. Abgaben als hilfreich an, jeweils 31 % der Forderungen zielen auf die Schaffung zusätzlicher Parkplätze in Elbnähe und zusätzliche Transportmöglichkeiten durch en ÖPNV. Insbesondere für den Güterverkehr wären Verbesserungen an den bestehenden Umleitungen wichtig (26 %).
Die rund 400 beteiligten Unternehmen nutzten rege die Möglichkeit, sich neben den gestellten Fragen verbal zu ihrer speziellen Betroffenheit und ihren Forderungen zu äußern. Aus diesen Rückmeldungen kristallisiert sich eine klare Kernforderung heraus. Demnach muss es gelingen, im Jahr 2025 eine Behelfsbrücke zu errichten und zumindest für PKW und Kleintransporter in Betrieb zu nehmen.