Atempause und Handlungsdruck - IHK Dresden bewertet US-EU Zoll Deal

Dr. Andreas Sperl, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden, äußert sich zum neuen Zoll-Deal mit den USA:
Eine echte Eskalation bleibt erst einmal aus und die avisierten 30 Prozent ab August sind auch vom Tisch. Der neue Deal verschafft unseren Unternehmen also durchaus eine gewisse Atempause und bringt mehr Planungssicherheit als bislang, auch, wenn noch nicht alle Details bekannt sind.
Der Preis dafür ist allerdings hoch. 15 Prozent Basiszoll und zusätzliche Strafzölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium werden die Chancen für unsere Produkte auf dem US Markt senken. Voraussichtlich wird es Unternehmen geben, deren US-Geschäft mangels Nachfrage sinkt, andere, die dem US-Markt ganz den Rücken kehren müssen, aber auch diejenigen, die erhöhte Zölle auf Preise umlegen können, zumindest solange, wie US-Importeure gleichwertige Produkte nicht woanders günstiger beziehen können oder entsprechende Kapazitäten direkt in den USA aufgebaut worden sind. Nachdem wir die neuen Eckdaten kennen, befragen wir unsere exportorientierten Unternehmen jetzt noch einmal im Detail zu den erwarteten Auswirkungen.
Trotz der neuen Vereinbarung sehe ich weiteren Handlungsdruck bei der deutschen Politik. Rund zehn Prozent der sächsischen Exporte gingen 2024 in die USA. Mit einem Warenwert von über fünf Milliarden Euro belegte der US-Markt damit Rang zwei hinter China. Der überwiegende Teil der Exporte waren Erzeugnisse des Fahrzeugbaus, den Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Elektrotechnik. Allein diese Zahlen machen die Bedeutung des amerikanischen Marktes für unseren Standort deutlich. Weiter mit den USA zu verhandeln und einen neuen Anlauf für ein umfassendes, faires und zukunftsgerichtetes Handelsabkommen zu nehmen, halte ich für überaus wichtig. Das schließt nicht aus, sich aktiv um neue Märkte zu bemühen und weitere Freihandelsabkommen anzustreben. So lassen sich nicht nur Risiken diversifizieren sondern auch zusätzliche Geschäftschancen eröffnen. Über all dem steht aber die Notwendigkeit, hier im eigenen Land für wettbewerbsfähige Standortbedingungen zu sorgen, die eigene Investitionen anreizen und Lust auf eine erfolgreiche Zukunft machen.