14.05.2025
Sächsisches Kompetenzzentrum für Berufliche Feststellungsverfahren
Anerkennung für Berufsprofis
Etwa 21 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland sind alte Hasen in ihrem Beruf, haben aber keine passende Ausbildung dafür abgeschlossen. Damit haben sie geringere Aufstiegschancen im Job und verdienen im Durchschnitt etwa 700 Euro weniger als ihre ausgebildeten Kollegen. Die IHK Dresden prüft und bescheinigt die langjährige Erfahrung von Berufsprofis im Beruflichen Feststellungsverfahren. Seit dem 1. April ist sie dafür Sächsisches Kompetenzzentrum und damit bundesweit die erste Einrichtung, welche die berufliche Anerkennung zentral für ihre Region umsetzt.
Getestet und für gut befunden
Das Berufliche Feststellungsverfahren (BVaDiG) ist seit dem 1. Januar 2025 Teil des Berufsbildungsgesetzes. Seitdem können sich Arbeitnehmer ihre berufliche Erfahrung regulär in einem Beruf prüfen und bestätigen lassen. Von 2018 bis 2024 hat die IHK Dresden das Anerkennungsverfahren bereits im Pilotprojekt “ValiKom-Transfer” erfolgreich in Sachsen umgesetzt. Der ValiKom-Transfer war in Deutschland, insbesondere in Sachsen, mit Hunderten von Berufszertifizierungen so erfolgreich, dass das Verfahren nun bundesweit Gesetz geworden ist. Ein Erfolg, der auch dem intensiven Engagement der IHK Dresden auf politischer Ebene zu verdanken ist.
Karrierewege ermöglichen
Ohne das passende Zeugnis ist es in Deutschland schwer, die Karriereleiter aufzusteigen oder fest Fuß im Berufsleben zu fassen. Ein Nachteil auch für die Unternehmen:
In den nächsten fünf Jahren gehen viele Mitarbeiter in leitenden Positionen in den Ruhestand. Gleichzeitig gibt es ein riesiges internes Potenzial von Berufsprofis, die nachrücken könnten, aber ohne entsprechenden Abschluss nicht dürfen. »Die Berufliche Feststellung ist in diesem Fall die optimale Lösung, um Stellen aus den eigenen Reihen qualifiziert zu besetzen
, erklärt Dr. Thomas Hesse, Referent für Berufliche Feststellungsverfahren bei der IHK Dresden.
Abschluss mitten im Berufsleben
Die Anerkennung ist besonders gefragt bei Menschen, die beruflich mitten im Leben stehen. Das Durchschnittsalter der Antragsteller beträgt etwa 43 Jahre mit knapp 13 Jahren Berufserfahrung.
Am gefragtesten ist die Berufliche Feststellung in der Hotellerie und Gastronomie, bei kaufmännischen Berufen, in der IT sowie beim Maschinen- und Anlagenführer.
Wir bringen mit dem Verfahren einen riesigen Erfahrungsschatz aus theoretischem und praktischem Berufswissen ans Licht. Für Menschen ohne Abschluss ist es eine unglaublich befreiende Erfahrung, endlich ein Zeugnis als Anerkennung ihres Wissens in den Händen zu halten
, erklärt Dr. Hesse. Gründe für den fehlenden Berufsabschluss gibt es viele, weiß er zu berichten: von lähmender Prüfungsangst, jugendlichem Leichtsinn bis zu familiären oder gesundheitlichen Problemen. Außerdem gibt es viele Arbeitnehmer, die einen Beruf gelernt haben, jedoch später in einem anderen Beruf arbeiten. Auch Mitarbeitern mit Uniabschluss, die in einem studienfremden Beruf arbeiten, fehlt oft die offizielle Anerkennung ihrer beruflichen Praxis.
Individuelle Beratung und Betreuung
Das berufliche Feststellungsverfahren wird aktuell für 21 IHK-Berufe angeboten und dauert sechs bis acht Monate. Auf jeden Antragsteller wird individuell eingegangen, daher kann die Dauer des Verfahrens variieren.
Wir prüfen alle Berufsbildpositionen, also die Ausbildungsinhalte, die während einer betrieblichen Ausbildung gelehrt werden. Dabei legen wir mit den Prüfern fest, welche Prüfungen theoretisch oder praktisch erfolgen
, erklärt Dr. Hesse. Die Kosten für die Anerkennung reichen dabei von 1.750 bis 2.500 Euro. Unternehmen können die Kosten steuerlich als Weiterbildungskosten für ihre Mitarbeiter absetzen.
Mission Anerkennung
Für das Management und die Beaufsichtigung der Beruflichen Feststellungen ist IHK-Experte Dr. Hesse in ganz Sachsen in den unterschiedlichsten Betrieben vor Ort aktiv. Er kann aus dem Pilotprojekt “ValiKom Transfer” von vielen Erfolgsgeschichten und namhaften Unternehmen berichten. Im Mittelpunkt stehen aber für ihn die Menschen, die eine Anerkennung ihrer beruflichen Erfahrung wünschen.
Ich finde es bewundernswert, was diese Menschen an ihrem Arbeitsplatz leisten. Die Anerkennung ihrer detaillierten Berufserfahrung, für die sie am Ende im besten Fall ein Zeugnis in der Hand halten, ist eine große Motivation. Auch für die Personalwirtschaft ist das Berufliche Feststellungsverfahren ein absoluter Mehrwert – eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Mit dem neu geschaffenen Sächsischen Kompetenzzentrum für Berufliche Feststellungsverfahren wird diese Mission nun noch sichtbarer.
Berufliche Feststellungen/Validierungen in den Berufen Verkäufer sowie Kaufmann im Einzelhandel bei H&M Dresden.
Berufliche Feststellungen/Validierungen im Beruf Fachkraft im Gastgewerbe im Restaurant Alberthafen Dresden & PHILIPPUS Leipzig.
Berufliche Feststellungen/Validierungen in den Berufen Maschinen- und Anlagenführer (Schwerpunkt: Druckweiter- und Papierverarbeitung) sowie Fachlagerist in der Pinovis GmbH & Co.KG