Jubiläum

50 Jahre IHK-Bildungszentren

Im Jahr 1966 haben die überbetrieblichen Lehrwerkstätten der IHK Darmstadt ihre Arbeit aufgenommen. Viele tausend Auszubildende in industriellen Metall- und Elektroberufen haben dort seither ihr Handwerkszeug für den Beruf erlernt.

Wie es begann

Partner für hochwertige Ausbildung

Mit dem Feilen an einem Stück Stahl geht es los und endet nach drei Jahren an einer hochmodernen Maschine in der industriellen Fertigung. Dieser Werdegang eines typischen Auszubildenden in den IHK-Bildungszentren Bergstraße und Odenwald zeigt die Spanne, in der sich die duale Ausbildung bewegt. Und er zeigt auch die Herausforderungen, denen sich die beiden IHK-Bildungszentren heute stellen müssen.
1966 haben die überbetrieblichen Lehrwerkstätten der IHK Darmstadt ihre Arbeit aufgenommen. Feilen, fräsen, drehen, bohren – sowohl manuelle als auch maschinelle Fertigkeiten stehen seither auf dem Programm. Die technischen Anforderungen haben deutlich zugenommen und die Struktur der dualen Ausbildung hat sich stark verändert. Längst sind die IHK-Einrichtungen zu Bildungszentren geworden, die den Azubis ein Wissen vermitteln, das viele Betriebe nicht mehr alleine leisten könnten. Seit vielen Jahren bieten die Bildungzentren auch Fachkräften ein attraktives Weiterbildungsangebot.       
Was bringt die digitale Zukunft? Die technischen Entwicklungen haben ein rasantes Tempo aufgenommen. Ein Ziel ist, Industrie 4.0 in den Bereich der Grundausbildung zu übernehmen. Dazu entwickeln die Bildungszentren neue Schulungskonzepte, um die Mitarbeiter fit für die Digitalisierung zu machen.
Es wird sich in den nächsten Jahren vieles ändern, aber eines bleibt gleich: Die Bildungszentren werden den kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region bei einer hochwertigen Ausbildung weiterhin als hilfreicher Partner zur Seite zu stehen.

Stimmen von ehemaligen Auszubildenden

„Die Bildungszentren sind eine gute Sache"

Was ich in der Metallgrundausbildung im IHK-Bildungzentrum Odenwald in Erbach gelernt habe, brauche ich heute noch in meinem Beruf und kann es auch den Lehrlingen weitergeben. Ich habe Werkzeugmacher gelernt und war mit 16 dort, von 1987 bis 1988. Wir schicken unsere Azubis auch ins IHK-Bildungszentrum zum Metallgrundkurs. Heute ist der in Module gegliedert, sie sind immer mal wieder ein Vierteljahr dort. Wenn sie zurück in den Betrieb kommen, können sie schon einmal die Grundlagen. Das finde ich sehr gut, denn die im Betrieb jedem einzelnen Schritt für Schritt zu vermitteln, wäre praktisch gar nicht zu machen. Ich könnte mich nicht laufend darum kümmern, das wäre zu zeitaufwendig, da käme ich nicht mehr zu meiner anderen Arbeit. Im IHK-Bildungszentrum gehen sie auf die Auszubildenden ein, wenn einer ein Problem hat oder etwas nochmals erklärt bekommen muss. Die Auszubildenden machen dort auch die Prüfungsvorbereitung. Ich finde, die Bildungszentren der IHK sind eine gute Sache. Das sollte schon so weitergeführt werden.

"Es war eine sehr vertraute Atmosphäre"

Das Anfangsjahr meiner Ausbildung zum Industriemechaniker Maschinen- und Systemtechnik fand im IHK-Bildungszentrum Bergstraße in Heppenheim statt. An die Zeit von 1988 bis 1989 erinnere ich mich gerne zurück. Es war eine sehr vertraute Atmosphäre und ein tolles Team. Unser Ausbilder Reinhard Mager hat mich nachdrücklich geprägt, insbesondere wegen seiner warmherzigen und konsequenten Art. Wir waren keine einfache Truppe, 17 Jahre alt und mitten in der Sturm- und Drangzeit. Mit Jugendlichen in diesem Alter umzugehen ist schon eine Kunst. In schwierigen Situationen hat Herr Mager fair und enorm souverän reagiert, und da passierten wirklich dicke Dinger. Beispielsweise ereignete sich mein erster Arbeitsunfall in dieser Zeit. Damals gab es dort noch eine waagerechte Stoßmaschine, ein echtes Ungetüm. Oben wurde das Material abgetragen und vorne kamen heiße Metallspäne heraus. Ich war neugierig und wollte nachsehen, was da genau passiert und prompt brannte sich ein Span in meine Stirn. Die Narbe sieht man heute noch. Aber ich habe daraus auch fürs Leben gelernt.

„Ich habe da gelernt, sorgfältig zu arbeiten“

Unsere Azubis verbringen heute die ersten Monate ihrer Ausbildung im Bildungszentrum der IHK. Ich halte es nach wie vor für wirklich wichtig. Hier in meiner Abteilung kann ich die Zeit gar nicht dafür aufbringen, ihnen jeden Handgriff so gründlich zu vermitteln. Ich selbst war vom August 1983 bis Sommer 1984 im Bildungszentrum in Erbach. Als ich Werkzeugmacher lernte, war ich 16. Gerade am Anfang war die Feilerei schon ungewohnt und sehr anstrengend. Man hat Blasen an den Händen bekommen und die Hände mit Papier oder irgendetwas umwickelt, um sie ein bisschen zu polstern. Man hat auch viel Geduld gebraucht, gerade beim Feilen. Wenn man da zu grob heranging und versuchte, das schnell vom Tisch zu haben, dann führte das nur dazu, dass man das Ganze nochmals machen musste, weil es nicht in Ordnung war und man es nicht abgenommen bekam. Ich habe da gelernt, sorgfältig zu arbeiten und mit Bedacht an die Teile heranzugehen. Das mache ich heute noch so. Wenn man sich am Anfang etwas mehr Zeit lässt und mit Ruhe arbeitet, ohne Ausschuss zu produzieren, hat man im Endeffekt mehr erreicht.

„Auch Soft Skills haben wir dort erlernt“

In meiner Ausbildung zum Mechatroniker habe ich zwischen 2012 und 2015 mehrere Module im Bildungszentrum in Erbach absolviert. Zu Beginn war ich 21. Besonders prägend war im ersten Modul die Disziplin, die geherrscht hat. Die Ausbilder stellten schon höhere Ansprüche, um gerade die Berufseinsteiger auf den richtigen Weg zu führen. Arbeitsbeginn war morgens um 7.15 Uhr. Wer da nicht pünktlich da war, also zum Beispiel zwei Minuten zu spät kam, hat sich im Meisterbüro wiedergefunden. Jeden Abend wurde auch alles blitzblank geputzt, und wenn ein Werkzeug fehlte, musste es die ganze Gruppe suchen. Sie haben uns fachlich viel beigebracht. Zwei aus meiner Berufsschulklasse lernten nicht im Bildungszentrum, da merkte man die Unterschiede. Die beiden haben die Ausbildung dann abgebrochen. Auch Soft Skills haben wir dort erlernt: sich mit den Kollegen zu verstehen, dass auch ein gutes Betriebsklima herrscht. Man kam ja in eine Gruppe, die sich vorher nicht kannte. Sich auf andere einzustellen, flexibel zu sein, das kann man immer im Leben anwenden, wenn man in neue Situationen kommt.

„Für die weiteren Lebenswege war es wichtig“

Mit 15 habe ich meine Ausbildung zum Werkzeugmacher begonnen. In meinem Lehrjahr waren wir etwa 35 Auszubildende im IHK-Bildungszentrum in Heppenheim. Dort ging es 1969 sehr geordnet zu. Der Ausbilder war natürlich auch streng gewesen, er hat sein Pensum durchgezogen, trotzdem war er gerecht. In den Betrieben lief das damals noch anders. Wenn die Azubis in den Betrieben gelernt haben, dann wurden die zum größten Teil für alle möglichen Tätigkeiten missbraucht, die nicht zur Ausbildung gehörten. Oder für Arbeiten, die sonst keiner machen wollte. Ohne die Zeit im Bildungszentrum wäre es sehr schwer gewesen, sich die fachlichen Grundfertigkeiten anzueignen. Für die weiteren Lebenswege war es aber wichtig, dass man das anständig gelernt hat. Insofern war dieses Jahr in der Lehrwerkstatt eine wichtige Basis für den Beruf. Wir sind immer gemeinsam zum Mittagessen gegangen, da hat der Ausbilder großen Wert darauf gelegt. Außerdem erinnere ich mich noch an das Fußballturnier zwischen den beiden Bildungszentren Bergstraße und Odenwald im zweiten Halbjahr. Das fanden wir toll.

„Die Feilerei war schon recht heftig“

Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir Würfel und U-Stahl feilen mussten. Ich habe bei Bosch in Erbach Industriemechaniker Fachrichtung Geräte- und Feinwerktechnik gelernt und kam erst einmal zur einjährigen Metallgrundausbildung ins IHK-Bildungszentrum Odenwald. Das war 1989, da war ich 16. Die Feilerei war schon recht heftig. Bei mir hat das sechs Wochen gedauert, bis aus einem Stückchen U-Stahl ein Werkzeughalter wurde. Damals war das extrem lästig – wozu denn Feilen? Daneben steht eine Fräsmaschine, da fräst man einmal darüber und dann ist das erledigt. Aber wir durften erst später an die Maschinen. Erst im Nachhinein haben wir das verstanden. Aber im Endeffekt brauche ich die handwerklichen Fertigkeiten heute noch. Ebenso die Erfahrungen mit der Biegetechnik – wie man ein Blech anreißen muss, damit die richtigen Außenkonturen und Maße herauskommen. Das mache ich noch ab und zu, wenn es darauf ankommt. Ich finde, es war eine sehr gute, fundierte Ausbildung. Auf das, was ich im IHK-Bildungszentrum gelernt habe, kann ich heute noch darauf zurückgreifen.

Die Bildungszentren heute

IHK-Bildungszentrum Bergstraße in Heppenheim

IHK-Bildungszentrum Odenwald in Erbach