Wirtschaftspolitische Forderungen

Die Forderungen der IHK Darmstadt für Südhessen zur Landtagswahl

Am 8. Oktober 2023 wird in Hessen der neue Landtag gewählt. Die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar hat in zehn Punkten zusammengefasst, welche Themen in der nächsten Legislaturperiode aus Sicht der südhessischen Wirtschaft vorangetrieben werden müssen.

Pressemitteilung vom 28. September 2023

Wenn am 8. Oktober eine neue Landesregierung in Hessen gewählt wird, setzt die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar darauf, dass zehn zentrale Forderungen der IHK Darmstadt, die auf regionale Projekte und Initiativen zurückgehen, umgesetzt werden:
  1. Reallabor Unternehmensnachfolge umsetzen. Die KfW schätzt, dass es bis Ende 2025 rund 600.000 Unternehmen geben wird, die eine Nachfolge suchen. Doch stehen potenzielle Nachfolger vor vielen bürokratischen Hürden. Obwohl sie ein bestehendes Unternehmen übernehmen, müssen sie alle Genehmigungen und Nachweise neu erbringen, als wären sie ein Neugründer. Hier setzt die Idee der IHK an: In einem Reallabor erhalten Nachfolger eine Schonzeit von bis zu fünf Jahren, in der ihnen weniger Bürokratie und Haftungsrisiken aus der Zeit des Vorgängers auferlegt werden.
  2. Die Förderung für Innenstadtentwicklung fortführen. Innenstädte stehen unter massivem Veränderungsdruck, Zunehmende Leerstände gefährden die Attraktivität der Innenstädte. Angesichts dieser Umbrüche ist es wichtig, dass die Landesregierung Programme wie „Zukunftsfähige Innenstadt“ fortführt bzw. ausweitet, um den Umbruch zu begleiten. Kommunen müssen weiter unterstützt werden, den Weg hin zur ‚Innenstadt der Zukunft‘ positiv zu gestalten. Aus eigener Kraft heraus werden die meisten Kommunen das nicht stemmen können.
  3. Infrastruktur für den Odenwald ausbauen. Im Ranking unter anderen Regionen fällt der Odenwaldkreis hinsichtlich der Erreichbarkeit ab. Der Kreis hat aber einen vergleichsweise hohen Industriebestand. Daher muss die Verkehrsinfrastruktur mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten. Eine Kapazitätserhöhung auf der Odenwaldbahn, eine Stärkung der Ost-West Verbindung durch den Ausbau der B 45 zwischen Dieburg und Groß-Umstadt sowie eine Stärkung der Nord-Süd Verbindung durch den Ausbau der B 38 sind dringend notwendig.
  4. Schieneninfrastruktur erweitern. Um den gewachsenen Mobilitätsbedürfnissen der Menschen in der Metropolregion FrankfurtRheinMain gerecht zu werden, den Umstieg für Pendler auf den ÖPNV zu erleichtern und somit den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, muss die Schieneninfrastruktur ausgebaut werden: Daher sollte die Linie S2, die derzeit in Dietzenbach endet, bis Dieburg oder ergänzend bis Darmstadt verlängert werden. Ebenso erstrebenswert ist eine Optimierung der Dreieichbahn als zweigleisige elektrifizierte Schienenverbindung zwischen Frankfurt Hauptbahnhof über Ober-Roden nach Dieburg. Beide Maßnahmen ergeben eine integrierte Lösung und tragen perspektivisch zu einem Ringschluss im Streckennetz um Frankfurt bei.
  5. Gründerzentren institutionell fördern. Im Darmstädter HUB31 können Gründer ihre Ideen weiterentwickeln, sich vernetzen und Erfahrungen austauschen. Über 110 Start-ups haben sich seit dem Start vor sechs Jahren ins HUB31 eingemietet. Fast alle sind noch am Markt. Projektinitiatoren sind die Stadt Darmstadt und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar. Um das Gründerökosystem mit seinen zahlreichen Gründerzentren und Innovationen aus Start-ups weiter auszubauen und das Profil der Gründerzentren in Südhessen noch stärker herauszubilden, ist eine planbare und intelligente Förderung dringend notwendig. Auch sind weitere Akzelatorenprogramme erstrebenswert.
  6. Reallabor Fachkräftezuwanderung starten. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft wird bis zum Jahr 2035 die Zahl der Erwerbstätigen bundesweit um drei Millionen sinken. Daher sind neue Ansätze zur Fachkräftegewinnung gefragt. Die IHK Darmstadt möchte vor diesem Hintergrund in einem Reallabor testen, ob neue Konzepte zur Arbeitsmarktintegration von Asylbewerbern tauglich sind. Dafür sollte zunächst ein Landkreis exemplarisch ausgewählt werden, in dem die bestehenden Hürden für Menschen mit Fluchthintergrund bei der Integration in Ausbildung und Arbeit gesenkt werden. Die IHK bietet an, dieses Projekt federführend zu leiten.
  7. Berufsorientierung vor allem an Gymnasien intensivieren. Das hessische Kultusministerium sieht für alle allgemeinbildenden Schulen vor, Schülerinnen und Schüler auf den Übergang in die Berufswelt vorzubereiten. Doch findet Berufsorientierung, vor allem an Gymnasien, oft nur unzureichend statt. Die Folgen sind ein deutlicher Rückgang bei den Ausbildungszahlen und ein sich fortschreibender Fachkräftemangel. Daher muss die Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen konsequent durchgeführt und gemonitort werden. Das Land Hessen muss dafür nur seine eigene Verordnung zur Berufsorientierung nachhalten.
  8. Verbundausbildung wieder finanziell unterstützen. Mit der Verbundausbildung wurde es kleinen Betrieben erleichtert, auch dann auszubilden, wenn sie selbst nicht alle notwendigen Ausbildungsinhalte abdecken können. Im Verbund unter anderem mit den IHK-Bildungszentren werden diese Ausbildungsinhalte über eigene Werkstätten gewährleistet. Die Förderung durch das Land Hessen ist wiederaufzunehmen, um kleineren und spezialisierten Betrieben die Möglichkeit zu geben, selbst ihre Fachkräfte von morgen auszubilden.
  9. Mit Transformation der Wirtschaft Schritt halten. Die Wirtschaft befindet sich im Umbruch. Megatrends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz oder Resilienz der Wertschöpfungs- und Lieferketten fordern Unternehmen große Anstrengungen ab. Damit der Umbruch am Standort Südhessen gelingen kann, sind die behördlichen Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern: Genehmigungsverfahren müssen digitalisiert, automatisiert und damit beschleunigt werden, um unter dem Transformationsdruck der Wirtschaft Schritt halten zu können. Bürokratische Hürden sind auf ein Minimum zu reduzieren. Ferner muss die Landesregierung darauf hinwirken, dass mehr Flächen für Gewerbe und Wohnungsbau ausgewiesen werden.
  10.  Länderübergreifend strategische Themen angehen. Mit dem länderübergreifenden Strategieforum für die Metropolregion FrankfurtRheinMain ist ein Think Tank für wichtige Zukunftsfragen der Metropolregion entstanden. Im Fokus steht die Infrastruktur, beispielsweise wurde ein länderübergreifendes Mobilitätskonzept beauftragt. Die IHK Darmstadt erwartet als integraler Bestandteil der beiden Metropolregionen FrankfurtRheinMain und Rhein-Neckar, dass strategische Themen auch in Zukunft gemeinsam weiterentwickelt werden. Die Zusammenarbeit der neuen Landesregierung mit Vertretern aus Kommunen und Wirtschaft muss fortgeführt und intensiviert werden.
Patrick Körber
Geschäftsbereichsleiter, Pressesprecher
Bereich: Kommunikation und Marketing