Zoll-Deal mit den USA schafft keine Erleichterung bei südhessischen Unternehmen

Die vorläufige Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit sorgt für keine wesentliche Erleichterung südhessischer Unternehmen. Stattdessen überwiegen Sorgen. Das zeigt eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich knapp hundert exportorientierte Unternehmen aus Südhessen beteiligt haben. Die Einschätzung der Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar zeigen die Übereinstimmung mit dem bundesdeutschen Stimmungsbild. Insgesamt wurden 3.500 Betriebe befragt.

Pressemeldung vom 5. August 2025

DIHK-Blitzumfrage / Südhessen mit starkem US-Geschäft besonders betroffen / Unternehmen kämpfen mit wachsenden Belastungen, Investitionen geraten weiter ins Stocken / Diversifizierung der Märkte
Die vorläufige Einigung zwischen der EU und den USA im Zollstreit sorgt für keine wesentliche Erleichterung südhessischer Unternehmen. Stattdessen überwiegen Sorgen. Das zeigt eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich knapp hundert exportorientierte Unternehmen aus Südhessen beteiligt haben. Die Einschätzung der Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar zeigen die Übereinstimmung mit dem bundesdeutschen Stimmungsbild. Insgesamt wurden 3.500 Betriebe befragt.
Eine wirtschaftliche Entlastung durch die Zolleinigung erwartet so gut wie niemand: Nur fünf Prozent der befragten Betriebe rechnen mit positiven Effekten. Über die Hälfte (58 Prozent) befürchtet neue Belastungen. Bei Unternehmen mit direktem US-Geschäft geben dies sogar drei Viertel (74 Prozent) an. „Die handelspolitischen Unsicherheiten belasten unsere Mitgliedsunternehmen besonders. Niemand weiß, was morgen passiert. Die Zusatzzölle von 10 Prozent beeinträchtigen das US-Geschäft schon jetzt erheblich. Und für über die Hälfte der befragten Unternehmen bedeutet der Deal mit in Zukunft 15 Prozent Zoll natürlich eine deutliche Belastung“, sagt Axel Scheer, Außenhandelsexperte der IHK Darmstadt.

USA sind wichtigste Exportnation

„Für südhessischen Unternehmen, die Außenhandel betreiben, sind die USA die bedeutendste Exportnation. Da zudem Südhessen einen vergleichsweise hohen Exportanteil gegenüber dem Bundesschnitt hat, treffen die hohen Zölle unsere Unternehmen besonders“, so Scheer. Der US-Markt ist der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt für hessische Unternehmen. 2024 gingen Waren im Wert von 9,3 Milliarden Euro in die USA. Das sind 11,7 Prozent aller hessischen Exporte. Insbesondere chemische und pharmazeutische Erzeugnisse mit einem Wert von 4,2 Milliarden Euro und Maschinen mit einem Wert von 1,0 Milliarden Euro spielen eine wichtige Rolle als Exportgüter.
Für südhessischen Unternehmen, die Außenhandel betreiben, sind die USA die bedeutendste Exportnation. Da zudem Südhessen einen vergleichsweise hohen Exportanteil gegenüber dem Bundesschnitt hat, treffen die hohen Zölle unsere Unternehmen besonders.

Axel Scheer

Die Zollpolitik führt bereits jetzt zum Auftragsrückgang bei den Unternehmen. 40 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem amerikanischen Markt gesunken ist und sie weniger US-Geschäft haben. Doch natürlich treffen die höheren Zölle nicht nur die südhessischen Unternehmen, sondern auch die Kunden in den USA. „Je nach Geschäftsbeziehung und Marktsituation entscheidet sich, wer die Zölle tragen muss. Über die Hälfte der befragten südhessischen Unternehmen erhöht die Preise und gibt die Zölle an die US-Kunden weiter. Ein Viertel der Unternehmen muss die Kosten selbst tragen, und das andere Viertel teilt sich die Zollkosten“, sagt IHK-Teamleiter Scheer.
Die größte Belastung für diese Unternehmen ist die anhaltende handelspolitische Unsicherheit – insbesondere die Sorge vor weiteren Zollmaßnahmen. 80 Prozent der Befragten geben dies als zentrales Problem an.
Für weitere Unruhe sorge Donald Trumps jüngste Ankündigung, importierte Pharmaprodukte mit bis zu 250 Prozent Zöllen zu belegen. „Nahezu täglich werden neue Zölle mit unvorstellbaren Größenordnungen in den Raum gestellt, die eine Planbarkeit des USA-Geschäfts nahezu unmöglich macht“, beschreibt IHK-Experte Scheer die aktuellen Herausforderungen.
So hinterlassen die handelspolitischen Unsicherheiten auch in der globalen Marktstrategie deutscher Unternehmen deutliche Spuren: 54 Prozent der befragten Unternehmen mit direktem US-Geschäft geben an, weniger mit den USA handeln zu wollen. 26 Prozent reduzieren ihre US-Investitionen oder legen sie auf Eis.
„Unsere Unternehmen reagieren auf die unberechenbare Zollpolitik der USA und versuchen, sich weniger vom Exportgeschäft mit den USA abhängig zu machen“, berichtet Axel Scheer von der IHK Darmstadt. Mehr als die Hälfte der befragten südhessischen Unternehmen geben an, neue Märkte ins Visier zu nehmen. 41 Prozent der Unternehmen planen insbesondere im EU-Binnenmarkt ihre Aktivitäten zu verstärken. Danach folgen der asiatisch-pazifische Raum (20 Prozent), weitere europäische Länder außerhalb der EU wie Kanada, die Schweiz oder Großbritannien.

Partnerschaft zwischen EU und USA braucht wieder Verlässlichkeit

„Trotz aller Herausforderungen bleibt der transatlantische Markt für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar,“ sagt DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. „Was Unternehmen jetzt benötigen, ist ein verlässlicher Kurs. Statt ständiger Richtungswechsel braucht es endlich Stabilität – wirtschaftspolitisch wie handelspolitisch.“ Ihr Appell an die Politik: „Verlässlichkeit und Berechenbarkeit müssen wieder das Fundament der transatlantischen Partnerschaft werden – Symbolpolitik auf dem Rücken der Unternehmen gefährdet genau das. Der Standort USA darf keine wirtschaftliche Wundertüte werden.“
Patrick Körber
Geschäftsbereichsleiter, Pressesprecher
Bereich: Kommunikation und Marketing