Weiterentwicklung der IHK-Immobilie sowie weitere Unterstützung des HUB31 beschlossen

Zwei zukunftsweisende Entscheidungen hat die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar in ihrer Sitzung am Donnerstag getroffen: Die IHK-Immobilie in der Rheinstraße in Darmstadt wird teils abgerissen und neu gebaut, teils kernsaniert. Zudem wird die IHK das Darmstädter Technologie- und Gründungszentrum HUB31 weitere fünf Jahre finanziell unterstützen. Wie Unternehmen von Bürokratie entlastet werden können, diskutierten die Unternehmensvertreter*innen mit Manfred Pentz, dem hessischen Minister für Entbürokratisierung.

Pressemeldung vom 5. Dezember 2025

Die IHK-Vollversammlung – das ehrenamtliche Parlament der südhessischen Wirtschaft – hat einstimmig die Weiterentwicklung der IHK-Immobilie in der Rheinstraße 89 in Darmstadt beschlossen. Die Unternehmensvertreter*innen entschieden, dass die hinteren Gebäudeteile aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die parallel zur Rheinstraße verlaufen, abgerissen und durch ein neues Seminar- und Veranstaltungsgebäude ersetzt werden sollen. Der vordere Gebäudeteil aus dem Jahr 1994 soll kernsaniert und zukünftig ausschließlich als Bürogebäude genutzt werden.
Erste Überlegungen zur Weiterentwicklung der Immobilie wurden bereits vor rund zehn Jahren angestellt. Laut diversen Gutachten weist insbesondere der ältere Gebäudeteil kostenintensiven Instandsetzungs- und Sanierungsbedarf auf. Die technische Infrastruktur ist zudem in der gesamten Immobilie am Ende ihres Lebenszyklus angekommen. Die aktuellen gesetzlichen Anforderungen an energetische Standards müssten ebenfalls in der gesamten Immobilie kostenintensiv und mit Eingriffen in die Bausubstanz umgesetzt werden.

„Ein Teil-Neubau am gleichen Standort ist die wirtschaftlichste Lösung“

„Insgesamt ist der Gebäudekomplex so nicht zukunftsfähig“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann. Die IHK hatte daher die verschiedenen Optionen – beispielsweise eine Sanierung im Bestand oder einen Neubau an einem anderen Standort –intensiv prüfen lassen. „Zahlreiche Gutachten und Machbarkeitsstudien sind zu dem gleichen Ergebnis gekommen: Eine vollständige Kernsanierung aller drei Gebäudeteile ist unwirtschaftlich, stattdessen ist ein Teil-Neubau am gleichen Standort die wirtschaftlichste Lösung“, so Lippmann. Der IHK-Bauausschuss, der mit ehrenamtlich tätigen Unternehmensvertreter*innen vornehmlich aus der Baubranche besetzt ist, hatte daher diese Lösung empfohlen.
Im Frühjahr 2025 hatte die Vollversammlung einem Ideenwettbewerb für die Weiterentwicklung der IHK-Immobilie zugestimmt. Eine Fachjury hatte anschließend die Einreichungen von acht Architekturbüros sorgsam geprüft und Siegerentwürfe ausgewählt. In der Jury waren unter anderem IHK-Präsident Christian Jöst und IHK-Vizepräsident Rainer Fischer, der auch dem IHK-Bauausschuss vorsteht. Das Nutzungskonzept sieht vor, dass das neue Gebäude ausschließlich für die über 3.600 jährlichen Veranstaltungen von IHK und anderen Trägern wie Workshops, Netzwerktreffen, Seminare oder Prüfungen genutzt wird. Dabei wird eine DGNB-Zertifizierung im Gold-Standard angestrebt. Mit diesem Zertifikat zeichnet die DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) nachhaltige Gebäude anhand ökologischer, ökonomischer und weiterer Kriterien aus.
Die IHK setzt zudem auf Flächeneffizienz: Durch eine geschickte Raumaufteilung und flexibel nutzbare Räume soll der neue Gebäudeteil kleiner ausfallen als bisher. Die Büroflächen, die sich künftig nur noch im kernsanierten, vorderen Gebäudeteil befinden, werden ebenfalls reduziert. „Da mobiles Arbeiten in den letzten Jahren zugenommen hat, können wir Bürofläche einsparen“, erläutert Lippmann. „Dies verringert neben den Baukosten auch die jährlichen Energiekosten.“ Auch die Umsetzung der aktuellen energetischen Anforderungen trägt zur Senkung der laufenden Kosten bei. Insgesamt hat die Vollversammlung für den Abriss sowie die Bau- und Sanierungsmaßnahmen Investitionen in Höhe von 60 Millionen Euro genehmigt. Hierin ist ein Risikopuffer enthalten. Der Baustart ist für 2027 geplant; die IHK wird während der Bauphase ein Übergangsquartier beziehen. Über die nächsten Schritte wird die IHK beizeiten informieren.

IHK Darmstadt führt Unterstützung des HUB31 fort

Eine weitere zukunftsweisende Entscheidung hat die IHK-Vollversammlung für das HUB31 getroffen. Die Unternehmervertreter*innen beschlossen mit großer Mehrheit, die finanzielle Unterstützung von 2026 bis 2030 fortzuführen. „Wir wollen die Erfolgsgeschichte des HUB31 fortschreiben“, sagt IHK-Präsident Christian Jöst. „Gründerinnen und Gründer entwickeln Innovationen, schaffen Arbeitsplätze und stärken so die Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit Südhessens. Das HUB31 leistet einen wertvollen Beitrag zu unserer Start-up-Region.“
Das Gründerzentrum wurde 2017 als gemeinsames Projekt der IHK und der Stadt Darmstadt eröffnet. Im Jahr 2023 erweiterte das HUB31 seine Flächen um knapp 1.000 auf 5.600 Quadratmeter. Zudem wurden die Hochschule Darmstadt und die Technische Universität Darmstadt neben der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar Mitgesellschafterinnen. Start-ups und Existenzgründer*innen können im HUB31 unterhalb des Marktpreises Büro-, Labor-, Lager-, Werkstatt- und Produktionsflächen anmieten. „Vor allem für technologieorientierte Start-ups sind die Zugänge zu Werkstattflächen und zu den Laboren im ‘Makerspace’ von LAB³ im HUB31 sehr wertvoll. Die Gründerinnen und Gründer profitieren zudem von dem Netzwerk und dem Zugang zum Gründerökosystem in der ganzen Metropolregion FrankfurtRheinMain“, sagt Jöst.
„Wir freuen uns, dass wir unsere erfolgreiche Begleitung der Start-ups fortführen können“, sagt Klaus-Michael Ahrend, der das HUB31 gemeinsam mit Laura Abascal leitet. „Unser Ziel ist es, die Gründerszene in Südhessen weiter zu stärken“, ergänzt Abascal. Dass die Investitionen in das Gründerzentrum nachhaltige Wirkung haben, belegt auch dessen aktuelle Bilanz: Von 152 Unternehmen, die seit 2017 im HUB31 unterstützt wurden, sind noch rund 90 Prozent am Markt. Diese Quote ist deutlich höher als der Durchschnitt: Laut dem KfW-Gründungsmonitor 2025 beenden bundesweit durchschnittlich rund ein Drittel der Gründerinnen und Gründer innerhalb von drei Geschäftsjahren ihre Existenzgründung. „Im HUB31 zahlen sich neben den guten Geschäftsmodellen der Start-ups auch die enge Betreuung sowie die Vernetzung mit Unternehmen und Wissenschaft aus“, erläutert Jöst.

Manfred Pentz diskutiert mit Unternehmensvertreter*innen über Bürokratieabbau

Ein Faktor, der dagegen die Innovationskraft der Unternehmen hemmt, ist überbordende Bürokratie. Mit Manfred Pentz, hessischer Minister für Entbürokratisierung, konnten die Unternehmensvertreter*innen der IHK-Vollversammlung darüber diskutieren, wie eine schlankere, moderne Verwaltung in Zukunft aussehen sollte. Pentz berichtete, welche Pflichten reduziert wurden: „Wir haben bereits einige tiefgreifende Änderungen in Sachen Bürokratieabbau durchgesetzt“, sagte der Minister. „Mit dem ersten Bürokratieabbaugesetz in Hessen haben wir über 120 Vorschriften in 90 Gesetzen abgeschafft oder vereinfacht. Diese Maßnahmen werden zum Jahresstart 2026 in Kraft treten.“ Zudem seien beispielsweise das Förderwesen und die Bauordnung entschlackt worden. Mit der Reform des Zuwendungsrechts sei darüber hinaus eine der größten Bürokratieabbaumaßnahmen der letzten Jahre umgesetzt worden. „Das entlastet Kommunen, Vereine, Unternehmen und die Verwaltung spürbar“, sagte Pentz. Abschließend gab er einen Ausblick in die Zukunft: „Wir arbeiten bereits an einem zweiten Bürokratieabbaugesetz“, so der Minister.
„Überbordende Bürokratie kostet die Betriebe jeden Tag wertvolle Arbeitszeit, die nicht für Innovationen oder Vertrieb eingesetzt werden kann“, kommentiert IHK-Präsident Jöst. „Wir als IHK begrüßen, dass Hessen mit dem bundesweit einzigen Minister für Entbürokratisierung an diesem Problem arbeitet. Zu ergänzen ist jedoch: Hessen kann mehr – und Hessen muss mehr. Bürokratieabbau darf nicht an Ressortgrenzen stehen bleiben, wenn das Land im Standortwettbewerb punkten will.“ Bürokratie erstrecke sich über alle Ministerien und Verwaltungsebenen hinweg. „Um die Unternehmen von der Flut an Anträgen, Vorschriften und Berichtspflichten zu entlasten, braucht es eine gemeinsame Anstrengung aller Behörden, von der kommunalen Verwaltung über die Landes- und Bundesebene bis hin zur EU. Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit von Südhessen und Deutschland erhalten.“
Julia van Lottum
Bereich: Kommunikation und Marketing
Themen: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Social Media