Deutliches Minus bei Exportdokumenten

Außenhandel in Südhessen ist rückläufig

Der Abwärtstrend im Außenhandel setzt sich in Südhessen auch 2023 fort. Lieferketten sind weiter gestört, die Nachfrage auf dem Weltmarkt ist insgesamt gesunken und die geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre beeinflussen ebenfalls den Welthandel,“ sagt Axel Scheer, Experte für Außenhandel bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar.

Pressemeldung vom 6. Januar 2024

„Zudem beobachten wir bereits seit Jahren weltweit zunehmenden Protektionismus und Abschottungstendenzen. Das alles belastet auch die südhessische Exportwirtschaft.“, sagt Scheer. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), sehen sich 56 Prozent der auslandsaktiven deutschen Unternehmen gegenüber dem Vorjahr mit neuen Hürden im Außenhandel konfrontiert – das ist der höchste Wert seit 18 Jahren. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in den Zahlen der durch die IHK Darmstadt ausgestellten Exportdokumente wider.  
Die IHK Darmstadt stellte im Jahr 2023 29.140 Außenhandelsdokumente aus und damit deutlich wenigen als im Vorjahr (2022: 32.151; Minus 9,4 Prozent). Die Auswirkungen der Krisen lassen sich auch an den Carnet A.T.A. ablesen, mit denen Waren ohne größere Zollformalitäten zeitweilig ausgeführt werden können. Dieses Dokument benötigen Unternehmen, wenn sie ihre Waren auf Messen ausstellen oder Servicetechniker ihre Ausrüstungen ins Ausland mitnehmen wollen. 2023 wurden 395 Carnet ausgestellt und damit 27 weniger als im Vorjahr (2022: 422 Carnet; Minus 6,4 Prozent).

Trügerische Exportzahlen

Besser fallen die vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die ersten neun Monate 2023 aus. Danach betrugen die hessischen Exporte von Januar bis September 59,88 Milliarden Euro (2022: 59,07 Milliarden Euro) und stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht um 1,37 Prozent. Importiert wurden Waren im Wert von 92,19 Milliarden Euro (2022: 96,64 Milliarden Euro) und damit 4,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Doch der Anschein trügt: „Dass die nominalen Werte sowohl beim Export als auch beim Import noch stabil sind, ist inflationsbedingt. Es sind die höheren Material-, Energie- und Logistikkosten, die für höhere Preise im Ein- und Verkauf sorgen. Aber die Menge der tatsächlich exportierten und importierten Waren, also der reale Export und Import, sinkt.“ sagt Scheer.

Starker Rückgang bei Exporten in USA

Die Exporte in die Länder der EU betrugen in den ersten neun Monaten 32,78 Milliarden Euro (2022: 32,42 Milliarden Euro) und sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu gleichgeblieben (plus 1,1 Prozent). Importiert wurden Waren im Wert von 42,31 Milliarden Euro (2022: 39,12 Milliarden Euro; Plus 8,15 Prozent).
Die Exporte in die USA sind deutlich zurückgegangen. Sie betrugen von Januar bis September 2023 7,83 Milliarden Euro und sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (8,48 Milliarden) um 7,7 Prozent gesunken. Die Importe haben leicht zugelegt. Importiert wurden in den ersten neun Monaten Waren im Wert von 11,46 Milliarden Euro (2022: 11,26 Milliarden Euro; Plus 1,8 Prozent.

Weiter hohe Exportquote in Südhessen

Die Exportquote im verarbeitenden Gewerbe liegt im Kammerbezirk der IHK Darmstadt bei 62,0 Prozent und ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozentpunkte gesunken (2022: 65,4). Sie liegt dennoch deutlich über der für Hessen (54,6 Prozent) und für Deutschland (50,5 Prozent).
„Die Exporte von chemischen und pharmazeutischen Produkten sind zwar rückläufig, aber immer noch stark gefragt im Ausland. Der Export von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen, elektrotechnischen Erzeugnissen und Maschinen hat zumindest nominal deutlich zugelegt.“ sagt Scheer.
Von Januar bis September wurden chemische und pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von 18,18 Milliarden Euro aus Hessen exportiert und damit 5,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (2022: 19,32 Milliarden Euro). Importiert wurden Waren im Wert von 15,95 Milliarden Euro (2022: 15,26 Milliarden Euro) und damit 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Maschinenbau vermeldet positive Zahlen. Die Exporte stiegen mit 7,03 Milliarden Euro (2022: 6,39 Milliarden Euro) um 10,0 Prozent. Die Importe sanken mit 8,58 Milliarden Euro (2022: 9,45 Milliarden Euro) um 9,2 Prozent.
Der Export von elektrotechnischen Erzeugnissen legte in den ersten neun Monaten mit 5,38 Milliarden um knapp 9,8 Prozent zu (2022: 4,9 Milliarden Euro). Beim Import beträgt der Zuwachs mit 13,13 Milliarden Euro 7,1 Prozent (2022: 12,26 Milliarden Euro).
Besonders gut lief es in der Automobilbranche. Dort stiegen die Exporte mit 5,89 Milliarden Euro (2022: 4,8 Milliarden Euro) um 22,7 Prozent. Die Importe stiegen mit 12,04 Milliarden Euro (2022: 9,83 Milliarden Euro) um 22,5 Prozent.

Frankreich zweitwichtigster Abnehmer/ Polen auf Rang drei/ Geschäfte mit China sinken weiter

Nach den USA bleibt weiterhin Frankreich zweitwichtigster Abnehmer. Sowohl die Exporte ins Nachbarland als auch die Importe aus Frankreich haben in den ersten neun Monaten zugelegt. Exportiert wurden in den ersten neun Monaten Waren im Wert von 4,73 Milliarden Euro (2022: 4,57 Milliarden Euro; Plus 3,5 Prozent) und für 7,53 Milliarden Euro importiert (2022: 6,28 Milliarden Euro; Plus 19,9 Prozent).  
Polen bleibt auf Rang 3 auch weiterhin ein wichtiger Handelspartner Hessens. Exportiert wurden von Januar bis September Waren im Wert von 3,6 Milliarden Euro (2022: 4,00 Milliarden Euro; Minus 10,0 Prozent) und für 3,12 Milliarden Euro importiert (2022: 2,56 Milliarden Euro; Plus 21,9 Prozent).  
Die Exporte nach China (Rang 6) sind in den ersten neun Monaten geschrumpft. Die Ausfuhren dorthin betrugen von Januar bis September 2,81 Milliarden Euro (2022: 2,90 Milliarden). Das ist ein Minus von 3,1 Prozent. Auch die Importe, die in der Handelsbilanz mit China eine weit größere Rolle spielen, sind rückläufig. Importiert wurden Waren im Wert von 8,78 Milliarden Euro (2022: 10,84 Milliarden Euro; Minus 19,0 Prozent).
Patrick Körber
Geschäftsbereichsleiter, Pressesprecher
Bereich: Kommunikation und Marketing