Pandemie, Krieg und die 3D’s

„Wir erleben eine Situation mit ganz vielen Unsicherheiten“

Unter dem Motto „Von 3G zu 3D“ diskutierten Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße, und Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar beim traditionellen Frühlingsgespräch der Wirtschaftsregion Bergstraße/Wirtschaftsförderung Bergstraße (WFB) insbesondere über die großen Themen Digitalisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung, aber auch über die wirtschaftlichen Folgen von Pandemie und Krieg.
Autor: Veronika Heibing, 5. April 2022
„Nach zwei Jahren Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine bleibt die Situation in der Wirtschaftsregion Bergstraße unübersichtlich und ernst. Auch wenn es schwerfällt, gilt es den Blick für andere Themen nicht zu verschließen. Je früher die Unternehmen große Themen der Gegenwart und Zukunft – Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung – anpacken, desto eher können die Betriebe diese als Chance nutzen“, fasste Dr. Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße (WFB) das Frühlingsgespräch der Wirtschaftsregion Bergstraße 2022 zusammen.
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Die Diskussion stand unter dem Motto „Von 3G zu 3D“: Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße und Aufsichtsratsvorsitzender der WFB, und Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, diskutierten unter der Moderation von Anke Seeling darüber, wie die regionale Wirtschaft nach zweieinhalb Jahren Pandemie mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine quasi nahtlos in die nächste Krise gerutscht ist: „Wir erleben eine Situation mit ganz vielen Unsicherheiten“, sagte Robert Lippmann. „Etwa zehn Prozent unserer rund 65.000 Mitgliedsunternehmen verfügen über direkte wirtschaftliche Kontakte in Russland und der Ukraine, darunter auch einige über Tochterfirmen oder Zulieferbeziehungen. In einer Mitgliederbefragung haben uns allerdings rund 85 Prozent der Betriebe mitgeteilt, dass sie durch die Folgen des Krieges betriebswirtschaftlich in irgendeiner Form betroffen sind – sei es durch Rohstoffmangel, gerissene Lieferketten oder explodierende Energiepreise.“
In Krisenzeiten die großen Themen, die die Wirtschaft gegenwärtig und zukünftig beschäftigen, nicht aus den Augen zu verlieren, ist eine Herausforderung, da waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Gerade Umwelt- und Klimaschutz drohen in solchen Situationen zurückgestellt zu werden, sagte Christian Engelhardt und mahnte: „Der Klimawandel ist eine große Bedrohung und darf nicht aus dem Blick geraten.“ Er verwies auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Kreises Bergstraße und das Ziel, den CO2-Ausstoß in der Region bis 2045 um 90 Prozent zu reduzieren. Robert Lippmann betonte, dass auch die Unternehmen intensiv daran arbeiten, ihre CO2-Bilanz zu verringern, und wies in diesem Zusammenhang auf die Ungleichzeitigkeit der Ziele von Wirtschaft und Finanzwesen hin: Denn im Rahmen von „Green Finance“ beziehungsweise „Sustainable Finance“ vernachlässigten Banken bei der Kreditvergabe Unternehmen, die vermeintlich weniger „grün“ erscheinen – dadurch fehlten diesen Betrieben am Ende die finanziellen Mittel, um wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität überhaupt tätigen zu können.

Digitalisierung und demografischer Wandel bleiben Dauerthema

Digitalisierung war ein weiteres großes Thema des Abends: „Die steht ganz oben auf unserer Agenda“ hob Landrat Christian Engelhardt hervor. Der Kreis baue das Glasfasernetz weiter aus Richtung Gigabitregion und sei Teil einer 5G-Modellregion im Mobilfunknetz. Zudem unterstütze die WFB in Kooperation mit dem Mittelstand Digital Zentrum Darmstadt, an der auch die IHK Darmstadt als Partnerin beteiligt ist, bei der digitalen Transformation. Robert Lippmann pflichtet dem Landrat bei, dass der Kreis Bergstraße in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt sei. Doch der Prozess sei ein Dauerthema und es gelte, weiter am Ball zu bleiben.
Ein Dauerthema ist auch der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel. In Hessen erwartet die IHK bis 2030 rund 350.000 fehlende Arbeitskräfte. Hinzukomme, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, dass die beiden vergangenen Jahre verlorene Jahre für die Bildung gewesen seien. Die Ursache sieht Robert Lippmann auch darin, dass die Berufsorientierungsmaßnahmen an Schulen während der Pandemie stark zurückgefahren oder teilweise sogar komplett eingestellt wurden. Der Übergang von Schule und Beruf müsse wieder in den Fokus gerückt und Schulleiter und Fachlehrer für dieses Problem sensibilisiert werden.
Die WFB hatte das Frühlingsgespräch am 31. März via Live-Stream aus der Behindertenhilfe Bergstrasse (bhb) in Lorsch übertragen und mit Unterstützung der Sparkasse Bensheim durchgeführt. Mehr als 2.500 Personen verfolgten die Veranstaltung an dem Abend live oder sahen sich im unmittelbaren Nachgang die Aufzeichnung an.
Informationen über die Wirtschaftsregion Bergstraße und über die Serviceleistungen der Wirtschaftsförderung Bergstraße gibt es auf der entsprechenden Website.
Matthias Voigt
Bereich: Kommunikation und Marketing
Themen: IHK-Magazin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit