Umfrageergebnis

Energiepreisanstieg verhindert wichtige Zukunftsinvestitionen

Fast alle Unternehmen müssen bei der Energiebeschaffung signifikant höhere Strom- und Gaskosten verkraften. Dies ist das Ergebnis einer IHK-Umfrage aus dem Februar 2022. Durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine sind die Energiepreise nochmals gestiegen. Die Ergebnisse kommentiert IHK-Energieexperte Dr. Niclas Wenz.
Viele Unternehmen klagen bei der Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar über die deutlich ansteigenden Energiepreise. Die IHK Darmstadt hat deshalb ihre Mitgliedsunternehmen vom 14. bis 24. Februar zu den Auswirkungen der Preissteigerung befragt. An der Umfrage haben sich 97 Unternehmen aus allen Branchen im Bezirk der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar beteiligt.
Die Auswertung zeigt, dass fast alle Unternehmen bei der Energiebeschaffung signifikant höhere Strom- und Gaskosten verkraften müssen. Auffallend ist zudem der extreme Anstieg bei den Gaspreisen. Hier zeigt die Auswertung, dass für jeden dritten Betrieb in Südhessen eine Verdopplung der Kosten bereits vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine Realität ist.
Die hohen Kosten bei der Gasbeschaffung treffen die Wirtschaft in Südhessen besonders, weil die Energieversorgung der Industriebetriebe überwiegend auf Gas basiert. Dies gilt auch für die Wärmeversorgung zahlreicher Wohn- und Bürogebäude, die in der Metropolregion Rhein-Neckar und Frankfurt-Rhein-Main zu großen Anteilen mit Gas versorgt werden. Im Ergebnis befürchten 27 Prozent der Unternehmen einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der hohen Kosten für Strom und Gas an ihrem Standort in Südhessen.
„Es ist davon auszugehen, dass die Betroffenheit im Mittelstand der Südhessischen Wirtschaft im Jahresverlauf weiter ansteigen wird, weil viele KMU noch alte Verträge mit ihren Versorgern haben, die jetzt nach und nach Auslaufen werden. Beim neuen Vertragsabschluss sind dann viele Unternehmen mit massiven Preissteigerungen konfrontiert“, sagt Dr. Niclas Wenz, Energieexperte bei der IHK Darmstadt.
„Es ist davon auszugehen, dass die Betroffenheit im Mittelstand der Südhessischen Wirtschaft im Jahresverlauf weiter ansteigen wird.”
- Dr. Niclas Wenz
Die Folgen der Energiepreissteigerung sind dramatisch, weil Kapital für den laufenden Betrieb gebunden ist, das eigentlich für Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen oder Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorgesehen war. So geben 22 Prozent der befragten Unternehmen an, Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen aufgrund der aktuellen Energiepreise zurückzustellen. Damit läuft die Wirtschaft aufgrund der Energieverteuerung Gefahr, ihre Zukunftsfähigkeit zu verlieren und Transformationsprozesse nicht rechtzeitig umsetzen zu können. Jetzt müssen kurzfristig Mehrkosten in der Energiebeschaffung bedient werden, anstatt in langfristige Solar- oder Effizienzprojekte mit Amortisationszeit von teilweise über 20 Jahren investieren zu können.
Die Negativspirale lässt sich nur mit dringend notwendigen kurzfristigen Entlastungen durchbrechen. Die Ankündigung der Bundesregierung, die EEG-Umlage nun schon zum 1. Juli auslaufen zu lassen ist aus IHK-Sicht richtig. Weiterhin könnte mit einer Reduzierung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, einer Senkung der Energiesteuer und einer Anpassung der Netzentgelte der Energiepreiskrise entgegengewirkt werden. „Wenn zusätzlich beispielsweise klimafreundliche Investitionen schneller abgeschrieben werden könnten, würde dies Anreize setzen, auch unter widrigen Bedingungen in die Zukunft zu investieren“, sagt IHK-Experte Dr. Wenz.