Wie Breitband langsam wird

Ist ein Ziel erreicht, ist das nächste nicht mehr weit: Entsprechend der Breitbandstrategie des Bundes für 2018 hat Südhessen das Versorgungsziel „50Mbit/s“ fast vollständig („flächendeckend“) bereits erreicht. Glasfaser liegt bis zu den Kabelverzweigern am Bordstein und von dort aus geht es über die Kupferleitungen des Telekom-Telefonnetzes in die Gebäude.
Das schafft bei Kupferleitungen in der „üblichen Länge“ eine maximale. Übertragungskapazität von 50 Mbit/s Download und 10 MBit/s Upload (VDSL). Bereits dies zählt als schnelles Internet. Sobald die Telekom ihr Vectoring aufgeschaltet hat, kommt Download auf 100 Mbit/s und Upload auf bis zu 40 MBit/s. Alles in trockenen Tüchern auch für Unternehmen? Wohl nicht, denn die Klagen darüber, dass trotz Breitbandausbau das Internet viel zu langsam ist, reißen nicht ab.

IP- Telefonie ist kein Problem

Eine Telefonleitung zum Gebäude arbeitet ungeteilt, das heißt sie steht exklusiv einem Anschluss zur Verfügung. Hieraus ergibt sich ein gravierender Unterschied zwischen Anschlüssen an Privathaushalte und Anschlüssen die zu Unternehmen führen. Dieser ist bedingt durch die Zahl der nutzenden Geräte. Selbst viele Firmentelefonate gleichzeitig zwingen einen VDSL-Anschluss zwar nicht in die Knie: Im unkomprimierten Codec G711 werden 82,2 KBit/s “verbraucht“, mit dem komprimierten G729-Codec sinkt dieser Wert auf 3,9 KByte/s. etwa ein 40stel des Unkomprimierten.
Kritisch wird es, wenn am VDSL-Router, der das Internet verteilt, viele Endgeräte hängen. Einfach einzusehen ist die Problematik, dass der Router langsamer ist, wenn viele Teilnehmer gleichzeitig Daten aus dem Internet bekommen. Dann teilt sich die Bandbreite einfach durch die Teilnehmer auf. Dabei spielt die interne Geschwindigkeit des kabelgebundenen „Hausnetzes“ keine Rolle, auch über 1GBit/s kann man sich also nicht freuen. Im Wlan gilt das sogar intern: Alle Geräte müssen sich die 54MBit/s teilen. Bei 10 WLAN-Teilnehmern hätte jeder entsprechend nur noch ~5Mbit/s.

Glasfaser ist teuer

Ein größeres Unternehmen kann kein „schnelles Internet“ über VDSL erwarten, wenn der gesamte Datenverkehr mit der Außenwelt über die besagten 50 Mbit/s. läuft. Selbst DSL Vectoring wird daran nicht viel ändern. Hier hilft in der Tat nur Glasfaser, die pro Leitung ein GBit/s ins Gebäude bringt. Nun ist nicht zu graben und die ohnehin vorhandene Telefonleitung zu nutzen aber viel billiger als Glasfasern zum Gebäude neu zu verlegen. Entsprechend teuer werden die Anschlüsse.
Da Internetdienstleister Privatunternehmen sind, werden sie diese nicht „verschenken“. Schon die Verlegung von Glasfaser bis zum Bordstein haben sich Telekom und Co. subventionieren lassen. Gewerbegebiete mit hoher Nachfrage nach Glasfaser bis zum Gebäude können ebenfalls auf Förderung hoffen. Ist aber Glasfaser bis ins Firmengebäude generell ein Fall für Subventionen?