Digitale Zahlungssysteme am "Point of Sale" (PoS)
Das bargeldlose Bezahlen ist heutzutage allgegenwärtig. Um Geld elektronisch, kontaktlos und zügig zu transferieren, werden in Sekundenbruchteilen unzählige digitale Prozesse aktiviert, um den fälligen Betrag zur Zahlung freizugeben.
Welches Zahlungsverfahren für den Kauf verwendet wird, hängt sowohl von den angebotenen Zahlungsarten als auch von den Vorlieben der Kunden ab.
Welches Zahlungsverfahren für den Kauf verwendet wird, hängt sowohl von den angebotenen Zahlungsarten als auch von den Vorlieben der Kunden ab.
Innovative Bezahlsysteme haben sich selten so schnell gewandelt wie im Moment. Insbesondere kontaktlose und mobile Bezahlverfahren sind ein vieldiskutiertes Thema im deutschen Einzelhandel. Allerdings ist die kundenfreundlichste Lösung nicht immer die kostengünstigste für das Unternehmen. Andererseits können gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von diesen Technologien profitieren. Es ist daher ratsam, sich einen guten Überblick über die Kosten und den Kundennutzen der einzelnen Zahlsysteme zu verschaffen.
Eine kurze Übersicht der wichtigsten Zahlsysteme sowie welche Karte sich für welchen Bezahlvorgang am besten eignet, haben wir hier zusammengetragen.
Hinweis: Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel geht auf seiner Internetsite im Detail auf die Merkmale des digitalen Bezahlens im Handel ein und stellt Infoblätter und Checklisten zum kostenfreien Download zur Verfügung.
Girocard
Die Girocard ist ein Debitzahlungssystem der deutschen Kreditwirtschaft, das seit 2007 unter diesem Namen bekannt ist. Früher wurde es als electronic-cash oder ec-Karte bezeichnet. Mit mehr als 100 Millionen ausgegebenen Karten und über 1 Million aktiven Terminals ist es das meistverbreitete Kartensystem in Deutschland. Die Girocard ist eine Debitkarte, was bedeutet, dass der Betrag nach dem Kauf direkt vom Girokonto abgebucht wird.
Verbrauchern stehen mit der Girocard zwei Services zur Verfügung: zum einen das sogenannte Girocard-Verfahren (ehemals „electronic cash“), das der Abwicklung von Kartenzahlungen am Verkaufsort dient, etwa der Ladenkasse (Point-of-Sale). Zum anderen ist die Bargeldbeschaffung an Geldautomaten mit dem „Deutschen Geldautomaten-System“ möglich.
Die Girocard wird von deutschen Kreditinstituten ausgegeben und ist üblicherweise mit einem Girokonto verbunden. Die Zahlung erfolgt kontaktbasiert (durch Einstecken der Karte) oder kontaktlos (durch Auflegen der Karte oder eines Mobiltelefons) an einem POS-Terminal. Verifiziert wird die Zahlung durch Eingabe einer PIN - bei kontaktlosen Zahlungen bis 50 Euro kann die PIN entfallen.
Eine reine Girocard kann im Ausland nur sehr eingeschränkt verwendet werden. Deshalb sind die Karten oft mit einem Co-Badging mit Debit Mastercard, Visa Debit/V Pay, JCB oder Discover ausgestattet, um eine breitere Akzeptanz vor Ort zu gewährleisten. Weitere Informationen rund um die Girocard findest man auf der Website der Deutschen Kreditwirtschaft.
Debitkarte
Die Debitkarte ist ein vielseitiger Alltagsbegleiter, mit dem Kunden bequem online und in Geschäften einkaufen sowie an Automaten Geld abheben können. Die kontaktlose Funktionalität wird immer beliebter und ermöglicht einen schnelleren Bezahlvorgang. Der Kunde kann den Zahlungsvorgang durch die Eingabe der PIN oder durch seine Unterschrift bestätigen. Bei der SEPA-Lastschrift unterschreibt der Kunde anschließend auf dem Kassenbeleg oder einem Terminal und erteilt somit sein SEPA-Lastschrift-Mandat zum Einzug des fälligen Geldbetrags. Darüber hinaus kann das Debitkartensystem auch mit Apple Pay oder Google Pay genutzt werden. Ein weiterer Vorteil: Durch die Anbindung der Debitkarte an das Girokonto kann der Kunde seine Ausgaben leicht im Blick behalten.
Anbieter (Beispiel): Girocard, V-Pay, Mastercard Debit, Visa Electron, Visa Debit (seit 2020 in Deutschland)
Kreditkarte
Kreditkarten ermöglichen ebenfalls bargeldloses Einkaufen an den jeweiligen Akzeptanzstellen. Der Bezahlvorgang kann auch bei diesem Bezahlsystem entweder kontaktlos oder durch die Bestätigung des zu zahlenden Betrags über die PIN oder Unterschrift der Kunden erfolgen. Nach einer ersten Onlineprüfung wird der Geldbetrag vom Kreditinstitut bereitgestellt und üblicherweise monatlich an einem Stichtag vom Girokonto abgebucht. Bei einer revolvierenden Kreditkarte können Inhaber den monatlich fälligen Gesamtbetrag auch in Raten zurückzahlen.
Kreditkarten werden insbesondere im Ausland gerne akzeptiert, da die Ausfallquote eher gering ausfällt. Die meisten Kreditkarten sind außerdem mit der NFC-Technologie ausgestattet, die das kontaktlose Bezahlen ermöglicht. Auch das mobile Bezahlen über Apple Pay oder Google Pay ist an eine Kreditkarte geknüpft.
Anbieter (Beispiel): Visa, Mastercard, American Express, Diners Club, Discover, JCB, Union Pay
GeldKarte
Die GeldKarte ist ein bargeldloses Zahlungsmittel für Kleinbeträge, das mittels einer elektronischen Geldbörse (GeldKarte) an hierfür eingerichteten Terminals (GeldKarte-Terminals) genutzt werden kann. Die Geldbörsenfunktion steht allen Karteninhabern einer entsprechend ausgestatteten Bankkarte oder kontoungebundenen Karte zur Verfügung. In den Speicherbereich der Chipkarte mit der Anwendung GeldKarte kann ein bestimmter Geldbetrag geladen werden, der zur Zahlung von Waren im Handel und Dienstleistungsbereich abgebucht werden kann. Die Zahlung aus der GeldKarte erfolgt einfach und schnell offline ohne PIN-Prüfung.
Handelseigene Kundenkarten mit Zahlungsfunktion
Die handelseigenen Kundenkarten mit Zahlungsfunktion sind in ihrer Nutzung ähnlich oder gleich wie Debit- oder Kreditkarten. Der Kunde kann den Zahlungsvorgang durch die Eingabe der PIN oder durch seine Unterschrift bestätigen. Der erforderliche Geldbetrag wird anschließend entweder überwiesen oder nach Erteilung des Lastschriftmandats automatisch eingezogen. Einige Handelsunternehmen bieten darüber hinaus eigene Kundenkarten mit der Möglichkeit zur Ratenzahlung an. Zusätzlich profitiert der Nutzer meistens von weiteren Vorteilen und Leistungen wie Rabatten und Boni.
Anbieter (Beispiel): IKEA Family Card, Douglas Card, Breuninger Card, Payback Pay
Mobile Payment und händlereigene Apps
Das kontaktlose und mobile Bezahlen mit dem Mobiltelefon hat in der jüngeren Vergangenheit immer mehr an Beliebtheit gewonnen. Dabei können die Kunden die Zahlung über die Kontaktlos-Technologie (NFC) des Mobiltelefons sowie die Bereitstellung eines QR- oder Barcodes abwickeln. Die Zahlungsdetails sind bei diesem System in der Mobile-Payment-App des Smartphones hinterlegt. Während des Bezahlvorgangs hält man sein Mobiltelefon entweder nah an das Terminal oder an einen Scanner, um den Bezahlvorgang auszuführen.
Aktuell lassen sich die verfügbaren Bezahl-Apps in drei Gruppen einteilen:
- Digitale Geldbörsen, sogenannte „Wallets“, wie zum Beispiel Apple Pay oder Google Pay
- Händler-Apps, wie zum Beispiel der Netto App, Edeka App oder Lidl Pay
- Banking-Apps der Banken und Sparkassen
Die Freigabe des Bezahlbetrags erfolgt direkt bei der Entsperrung des Mobiltelefons zum Beispiel via Fingerabdruck oder Face-ID.
Um die Bezahlung mit dem Mobiltelefon via NFC-Technologie zu ermöglichen, wird allerdings ein geeignetes Lesegerät benötigt. Bei der Anschaffung eines neuen Zahlungsterminals sollte darauf geachtet werden, dass es über die aktuell gängigsten Funktionalitäten verfügt und zukünftig erweiterbar ist. Ein Gerät, welches eventuell nur die Girokartenzahlung akzeptiert und nicht NFC-fähig ist, stößt schnell an seine technischen Grenzen.
Self-Checkout – Selbstbedienungskasse und mobile Self-Scanning
Self-Checkout-Systeme (SCO-Systeme) ermöglichen es der Kundschaft, den Checkout-Prozess am Ende des Einkaufs ganz oder teilweise selbstständig durchzuführen. Sie werden häufig als zusätzliche Checkout-Methode neben den herkömmlichen Kassen angeboten und sind momentan vor allem bei großen Einzelhändlern zu finden. Doch auch kleine und mittlere Unternehmen können vom Self-Checkout profitieren. Angesichts des zunehmenden Personalmangels im Einzelhandel bietet der Self-Checkout der Kundschaft ein zusätzliches, reibungsloses Einkaufserlebnis (fast) ohne Kassenpersonal.
Beim Self-Checkout kann zwischen zwei Varianten unterschieden werden: dem stationären Self-Checkout per Selbstbedienungskasse (Scannen der Barcodes und anschließende Bezahlung) und dem mobilen Self-Scanning. Das mobile Self-Scanning funktioniert mit händlereigenem Handscanner oder per App mit kundeneigenem Mobiltelefon während des Einkaufs im Ladengeschäft.
Das Hauptargument, das für SCO-Systeme spricht, ist der zusätzliche Kundenservice. Für die Kundschaft fallen oftmals lange Wartezeiten weg. Auch spielt der Personalmangel im Handel eine immer größere Rolle. Durch den Einsatz von Self-Checkout-Systemen kann Personal eingespart werden, da das Kassenpersonal gleichzeitig mehrere SCO-Kassen beaufsichtigt.