Kreislaufwirtschaft

Automotive

Die Automotivebranche steht aktuell vor großen Herausforderungen: Transformationsprozesse zur Erreichung klimaneutraler Mobilität, Lieferkettenprobleme, Rohstoffpreise und Rohstoffknappheit stehen dabei ganz oben in der Liste.
Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, in geschlossenen Materialkreisläufen zu denken. Zunehmend findet auch hier ein Bewusstseinswechsel bei Kunden im B2B und B2C-Bereich statt. Aber auch für Mitarbeiter spielt der Nachhaltigkeitsgrad ihrer Arbeitgeber eine immer größere Rolle. Dies ist vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Aspekt.  
Betroffen sind alle Player in der automobilen Wertschöpfungskette: Engineering-Dienstleister, Zulieferer, Hersteller aber auch nachgelagerte Bereiche wie Werkstätten oder Verwerter.

Chancen für die gesamte Automotive-Lieferkette

Kreislaufwirtschaft schafft für Zulieferer und Hersteller den Rahmen, die im Fahrzeug verbauten Materialien wie Kunststoffe oder Metalle nachhaltiger und kostengünstiger zu produzieren, und Bauteile im Rahmen eines ganzheitlichen Recyclingprozesses einer erneuten Nutzung zuzuführen. Am Ende ist das Auto nicht Schrott, sondern Materialfundus für neue Fahrzeuge.
Dies setzt voraus, dass Produktkreisläufe im Entwicklungs- und Designprozess von Engineering-Dienstleistern mitgedacht werden. Neben ökologischen und ökonomischen Vorteilen der Kreislaufwirtschaft – bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten eines produzierenden Betriebes entfallen auf Materialien – ergeben sich für Betriebe dadurch Chancen, sich gegenüber der Konkurrenz abzuheben und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Recyclingfähigkeit wird schon in der Konstruktion zu einem der Bestimmungsfaktoren von Ressourcenökonomie und Rendite.

Erfolgsbeispiele

Schon heute gehen Unternehmen hier voran und liefern interessante Beispiele:
  • Der Autobauer Renault hat sein Montagewerk in Flins/ Frankreich zur Re-Factory umgebaut. 45.000 Fahrzeuge können pro Jahr für den Second-Hand-Markt aufgearbeitet werden und werden nicht der Schrottpresse zugeführt.
  • Volkswagen hat in Salzgitter eine Pilotanlage für das Recycling von Fahrzeugbatterien gebaut und für Zulieferbetriebe rückt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus.
  • Ein großes Potenzial steckt in den ausgedienten E-Fahrzeug-Batterien. So nutzen verschiedene Autobauer ausgemusterte Batterien als stationäre Stromspeicher. BMW hatte 2017 in Leipzig eine sogenannte Speicherfarm mit bis zu 700 BMW-i3-Akkus in Betrieb genommen, um die Energie aus vier werkseigenen Windrädern zwischenspeichern. Audi nutzt seit Ende 2021 Lithium-Ionen-Akkus aus Erprobungsfahrzeugen in seinen „Charging Hub“ genannten Schnellladestationen. Volkswagen ist 2023 mit seinem neuen „Power Center“ in Kassel in den Stromhandel eingestiegen. Ausgediente Akkus aus Elektrofahrzeugen sollen Strom für den Börsenhandel zwischenspeichern. Die Basis bilden ein stationäres Speichersystem aus e-up!-Batterien sowie eine neue, digitale Stromhandelsplattform.
  • Darüber hinaus eröffnet Kreislaufwirtschaft weitere Chancen für neue Geschäftsmodelle: Die Aufarbeitung gebrauchter Bauteile oder Wiederaufarbeitung gebrauchter Fahrzeuge, Werkstätten bietet Predicitive Maintenance die Möglichkeit, mit optimierter Wartung Ressourcen zu schonen.
  • Ein zukunftsweisendes Vorhaben ist das gemeinsame Projekt Ce:VersA – Circular Reverse Supply Chains in Automotives von Kühne Logistics University, Circularity e.V. und Encory GmbH zum Aufbau einer europäischen Allianz für mehr Kreislaufwirtschaft in der Lieferkette zwischen Automobilherstellern (OEMs), Komponentenherstellern (OESs) und Logistikunternehmen. In der sogenannten 'Reverse Supply Chain' sollen Sammlung, Screening, Kontrolle und Vertrieb von Automobilkomponenten für die Wiederaufbereitung und das Recycling branchenweit organisiert sein und von allen OEMs und OESs gemeinsam genutzt werden können.