Kosten und Liquidität in den Griff bekommen

Eine finanzielle Krise führt meist zu einem Vertrauensverlust bei Lieferanten oder Banken, weil Zahlungsziele wiederholt überschritten oder Kreditkonten häufig überzogen wurden. Wie Sie die Ursachen der Krise analysieren, Kosten sparen und wieder liquide werden, zeigen wir Ihnen hier.

Krisenursachen analysieren

Etablieren Sie in Ihrem Unternehmen dauerhaft ein einfaches Frühwarnsystem, das rechtzeitig vor Krisen warnt und mögliche Ursachen aufzeigt.

Wichtig ist, dass Sie in Ihrem Betrieb

  1. Kontrollmaßnahmen festlegen und verantwortliche Beschäfttigte bestimmen („wer kümmert sich um was?“) oder
  2. das Frühwarnsystem mit Ihrem/Ihrer Steuerberater*in abstimmen und überwachen.

Regelmäßige Maßnahmen des Frühwarnsystems

Lassen Sie sich monatlich eine betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) von Ihrem/Ihrer Steuerberater*in geben. Planen Sie die Kosten und vergleichen Sie regelmäßig Ihr Soll und Ist, um festzustellen, wo gegebenenfalls Kosten „aus dem Ruder laufen“.
  • Prüfen Sie, ob Ihre Produkte oder Dienstleistungen mit den Kundenwünschen noch übereinstimmen, beispielsweise durch Kundenumfragen. Fassen Sie bei Kundenabgängen nach und fragen Sie nach den Gründen.
  • Trennen Sie sich von Produkten oder Dienstleistungen, die Verluste erzielen.
  • Kontrollieren Sie Aufträge: Liegen Sie im Zeitplan, gibt es Unvorhergesehenes, stimmt die Kalkulation noch oder müssen Sie mit Verlust aus einem Auftrag rechnen? Korrigieren Sie die Buchhaltung zeitnah, damit die Zahlen in der BWA ein realistisches Bild zeigen. Hierzu gehört auch das Ausbuchen uneinbringlicher Rechnungen.
  • Kontrolle im Vertrieb: Liegen Reklamationen vor und warum? Erstellen Sie eine Mängelliste. Ist die Website auf aktuellem Stand? Sind die Beschäftigten vertriebsorientiert?
  • Agieren konkurrierende Unternehmen erfolgreicher, beispielsweise aufgrund zusätzlicher Services? Behalten Sie regelmäßig Ihre konkurrierenden Unternehmen im Auge.
  • Kontrollieren Sie täglich die Kontostände und die Höhe der offenen Forderungen und Verbindlichkeiten.
  • Prüfen Sie Forderungsrisiken: Hat sich die Bonität Ihrer Kundinnen und Kunden verschlechtert?
  • Achtung bei steigenden Vorrats- und Forderungsbeständen (siehe BWA/Saldenlisten): „Ladenhüter“, verschlechterte Zahlungsmoral der Kundinnen und Kunden?
  • Prüfen Sie: Stimmt Ihre Finanzierung noch mit Ihrem Bedarf überein?
  • Achtung bei personellen Veränderungen in Ihrer Bank: Vermeiden Sie, dass der Kontakt abbricht und Informationen/Vertrauen verloren geht.

Sparpotenzial nutzen

  • Bauen Sie Lagerbestände ab, um Kosten für Vorfinanzierung, Versicherung, Lagerpflege oder Miete zu sparen.
  • Reduzieren Sie die Anzahl ihrer Lieferant*innen, um durch größere Einkaufsmengen bessere Einkaufskonditionen zu erhalten.
  • Prüfen Sie gegebenenfalls mit Hilfe eines Energieberaters oder einer Energieberaterin, wo Energiekosten eingespart werden können.
  • Fahren Sie freiwillige Leistungen an Ihre Beschäftigte zurück.
  • Führen Sie ein Anreizsystem für Verbesserungsvorschläge ein, wie Kosten gespart werden können.
  • Nutzen Sie Kurzarbeitergeld, sofern möglich.
  • Verhandeln Sie Lohn- und Gehaltsverzicht mit Ihren Beschäftigten.
  • Falls erforderlich, trennen Sie sich rechtzeitig von Beschäftigten. Sollten Sie mehr als zehn Beschäftigte haben, ist das Kündigungsschutzgesetz anwendbar. Hier kann frühzeitige Beratung durch Jurist*innen vor hohen Abfindungszahlungen schützen.
  • Prüfen Sie kritisch die Höhe Ihrer notwendigen Privatentnahmen und Gehälter.
  • Machen Sie einen Versicherungs-Check: Welche Policen sind zwingend, worauf kann verzichtet werden?
  • Sparen Sie konsequent beispielsweise bei Telekommunikations- und Fahrzeugkosten oder Verbrauchsmaterial.
  • Rrichten Sie Werbung gezielt auf Ihre Zielgruppe aus.
  • Prüfen Sie, welche Räumlichkeiten nicht zwingend benötigt werden und untervermietet oder veräußert werden könnten.
  • Prüfen Sie, wo professionelle Fördermittelberateende helfen können, Kosten zu sparen oder auch wo externe Beratende unnötige Kosten verursachen. Ihre IHK kann Ihnen Experten*innen hierfür nennen.

Liquiditätsplan erstellen

Das Risiko, nicht mehr zahlungsfähig zu sein, tritt meistens nicht über Nacht ein. Um frühzeitig finanzielle Engpässe festzustellen, ist die Planung der verfügbaren flüssigen Mittel (Liquidität) für drei Monate äußerst wichtig.
Die Planung fängt mit dem Anfangsbestand der flüssigen Mittel an (Summe aller Kontostände) und summiert alle erwarteten Einzahlungen, beispielsweise aus Umsätzen, sowie erwarteten Auszahlungen, beispielsweise für Einkäufe, Tilgungen, Löhnen und gegebenenfalls Privatentnahmen bei Einzelunternehmen. Diesen Endbestand wird den eingeräumten kurzfristigen Kreditlinien (sofern vorhanden) gegenübergestellt. So lässt sich feststellen, ob planerisch noch freie Reserven bestehen oder die Kreditlinien voraussichtlich überzogen werden. Damit erhalten Sie die Möglichkeit, früher zu reagieren.
Der Liquiditätsplan sollte im ersten Monat wochengenau sein und rollieren, also monatlich angepasst werden. Wichtig ist, den Plan regelmäßig zu kontrollieren. In bedrohlichen Situationen muss die Planung häufiger, mindestens wöchentlich erfolgen. Eine Excel-Vorlage für die Erstellung eines Liquiditätsplanes finden Sie hier. (XLSX-Datei · 12 KB)

Liquidität verbessern

Soweit die Zahlungsfähigkeit noch gegeben, aber schon eingeengt ist, sollte neben der Liquiditätsplanung ebenfalls eine Liquiditätsoptimierung vorgenommen werden. Hierzu gehören folgende Maßnahmen:
  • Sofort und ohne Zeitverzug nach Lieferung/ Leistungserbringung die Rechnungen mit taggenauem Fälligkeitsdatum erstellen.
  • So weit als möglich kürzere Zahlungsziele mit Kundinnen und Kunden vereinbaren, bei neuen Kundinnen und Kunden An- beziehungsweise Vorauszahlungen vereinbaren.
  • Bei größeren oder längerfristigen Aufträgen Teilabrechnungen vornehmen.
  • Bei Zahlungsfristüberschreitungen nicht zu lange warten, sondern zügig erinnern und mahnen.
  • Täglich die Offene-Posten-Liste sowie alle Kontostände kontrollieren.
  • Wenn Lieferant*innen gebündelt werden, dann längere Zahlungsziele verhandeln.
  • Mit Hilfe von Steuerberater*innen prüfen, ob Steuerzahlungen optimiert werden können.
  • Lagerbestände abbauen.
  • Frisches Kapital von Gesellschafter*innen oder Familie zuführen.
  • Tilgungsaussetzungen oder Tilgungsstreckungen mit Banken verhandeln.
  • Umschuldung von teuren Kontokorrentkrediten in mittelfristige Kredite anstreben.
  • Nicht dringend benötigtes Anlage- oder Umlaufvermögen veräußern.