Konjunkturreport Berlin-Brandenburg
Die Berlin-Brandenburger IHKs veröffentlichen zu Beginn eines jeden Jahres ihre gemeinsame repräsentative Konjunkturumfrage, die unter mehr als 2.100 Unternehmen durchgeführt wird.
Wirtschaft mit zarten Erholungssignalen
Die Berlin-Brandenburger Wirtschaft folgt zu Jahresbeginn nicht dem bundesweit weiterhin abnehmenden Konjunkturtrend. Der Konjunkturklimaindex gewinnt im Vergleich zum Herbst acht Zähler hinzu und steigt damit auf 104 Punkte. Das konjunkturelle Klima der Metropolregion hellt sich moderat auf, da die Erwartungen an die Wirtschaftsentwicklung der kommenden Monate weniger pessimistisch sind als vor vier Monaten. In Berlin schätzen die Unternehmen auch die laufenden Geschäfte besser ein als noch zuletzt, während die Brandenburger die aktuelle Lage verhaltener beurteilen. Insgesamt nimmt die Konjunktur in Berlin etwas mehr Fahrt auf als in Brandenburg.
Den dafür kräftigsten Impuls liefert das Berliner Dienstleistungsgewerbe, und auch im hauptstädtischen Handel ist das Klima zumindest weniger frostig als noch zuletzt. Leichten Rückenwind erwarten auch die Berliner Industriebetriebe. In Brandenburg legt der Klimaindex im Dienstleistungs- und Industriesektor ebenfalls zu; jedoch auf niedrigerem Niveau als in Berlin. Die Bauindustrie beider Länder startet mit einer, verglichen zum Herbst, kaum veränderten getrübten Konjunktur ins Jahr. Weiter abgekühlt ist das Klima im Gastgewerbe beider Länder.
Die Konjunktur der Metropolregion formt sich also zu einem vielschichtigen Bild. Positiv fällt auf, dass der seit dem Frühsommer 2023 zu beobachtende Rückgang der Konjunkturindikatoren in den meisten Branchen einer Bodenbildung, teils auch einer moderaten Aufhellung gewichen ist. Diese findet auf teilweise sehr niedrigem Niveau statt – weit unterhalb dessen, was vor Corona zu beobachten war. Für eine Erholung in der Breite fehlen aktuell weitgehend die Voraussetzungen: Viele Konsumenten sind weiterhin zögerlich, bisher kompensieren Lohnerhöhungen die seit 2020 erlittenen Kaufkraftverluste nur punktuell. Die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten schwächen die Binnennachfrage, auch das Ausland lässt positive Impulse vermissen.
Immerhin sorgen kostenseitig die abnehmenden Erzeugerpreise für Entlastung; gleiches lässt sich über die Entwicklung von Steuern und Abgaben nicht sagen, und auch die Energiekosten bleiben vergleichsweise hoch. Strukturelle Risiken wie der Fachkräftemangel und bürokratische Belastungen tun das ihre, die wirtschaftliche Dynamik zu hemmen.
Berliner Dienstleistungssektor mit besseren Geschäften, Brandenburger Handel leicht erholt
In Berlin laufen die Geschäfte wieder etwas schwungvoller. In Brandenburg dagegen bremsen sie, wie schon zum Herbst des Vorjahres, weiter ab. Aus diesen disparaten Zeitreihenverläufen ergibt sich für die Metropolregion eine mäßige Aufwärtsbewegung des Saldos der Geschäftslage – der sich aus positiven und negativen Einschätzungen ergibt – von 15 Punkten im Herbst auf aktuell 17 Zähler.
Indikator der Geschäftslage
Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage
Die divergierenden Entwicklungsrichtungen am aktuellen Rand des Lageindikators für Berlin bzw. Brandenburg erklären sich vor allem durch die in Berlin überraschend besseren Geschäfte im Dienstleistungssektor; auch die Händler sind positiver gestimmt. Für die übrigen Wirtschaftszweige beginnt das neue Jahr mit abflauenden Geschäften, überaus deutlich zu sehen im Gastgewerbe, dessen Lageindikator von fünf Punkten im Herbst auf aktuell -21 Punkte fällt.
In Brandenburg hält indes der negative Trend, wenn auch etwas abgeschwächter, an. Allein der Lageindikator in der Handelsbranche verbessert sich, von minus sieben auf einen Zähler.
Die übrigen Branchen dokumentieren im Vergleich zum Herbst weiter nachlassende Geschäfte. Die Branchen erfahren also aktuell sehr unterschiedliche Konjunkturimpulse. Es deutet sich eine leichte Entspannung in endkundenorientierten Bereichen des Handels und der Servicesektoren an. Möglich, dass die abnehmende Teuerung und bereits realisierte oder erwartete Lohnsteigerungen die Konsumfreude an der einen oder anderen Stelle befördert haben. Bislang keine Nachfragesteigerung spricht aus den weiter fallenden Lageindikatoren des Produzierenden Gewerbes. Industrie und Baugewerbe sehen sich im Griff von schwächelnder Aus- und Inlandsnachfrage, von Fachkräftemangel, gestiegenen Kosten und bürokratischen Belastungen.
Pessimismus lässt nach
Die Wirtschaft der Metropolregion blickt weiterhin überwiegend skeptisch auf die kommenden Monate. Der Erwartungssaldo, der sich aus optimistischen und pessimistischen Prognosen ergibt, beläuft sich auf minus sieben Punkte. Zwar steigt er damit gegenüber dem Herbst um 13 Zähler, diese Erholung auf niedrigem Niveau ist jedoch in erster Linie der gestiegenen Zuversicht in den Berliner Unternehmen geschuldet. Die Erwartungshaltung in Brandenburg ist weiterhin von ausgesprochenem Pessimismus geprägt. Ungeachtet dieser Disparitäten bewegen sich die Zeitreihen weiterhin auf niedrigem Niveau. Eine kurze Erholungsphase entfaltete sich zuletzt über das Jahr 2021 hinweg, bis der russische Überfall auf die Ukraine diesem ein Ende setzte. Ob ein solcher Trend in diesem Jahr Form annimmt, hängt primär von der Erholung der Kauf- und Investitionslaune bei inländischen End- und Unternehmenskunden ab.
In Brandenburg findet sich aktuell keine Branche, in der die optimistischen die pessimistischen Einschätzungen überwiegen, während in Berlin zumindest im Industrie- und Dienstleistungssektor überwiegend zuversichtliche Erwartungen zu verzeichnen sind.
Indikator der Geschäftserwartungen
Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen der erwarteten Geschäftslage in Prozentpunkten
Die komplette Auswertung der Konjunkturumfrage Berlin-Brandenburg lesen Sie im Konjunkturbericht für den Jahresbeginn 2024 (Download im rechten Bereich).
Eine Auswertung für Südbrandenburg finden Sie im Artikel zur Konjunkturumfrage Südbrandenburg.