Schlechte Stimmung in der Tourismuswirtschaft

Potsdam, 4. Dezember 2025 – Die Tourismusbranche im Land Brandenburg kann in diesem Jahr kein positives Fazit für die Sommersaison ziehen.
„Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage deutlich eingetrübt“, erklärt Ina Hänsel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam, für die Landesarbeitsgemeinschaft der Brandenburger IHKs. „Wir beobachten, dass die Saison immer weniger planbar wird. Buchungen erfolgen zunehmend kurzfristig und die Nachfrage schwankt. Besonders die Gastronomie steht deutlich stärker unter Druck als das Beherbergungsgewerbe.“
Dies sind die Ergebnisse der IHK-Herbstumfrage zur Konjunktur, bei der 5.151 Unternehmen aus der Brandenburger Tourismuswirtschaft befragt wurden; darunter Betriebe aus der Gastronomie, Beherbergung, Freizeit- und Veranstaltungswirtschaft sowie dem Wassertourismus.

Aktuelle Geschäftslage: Befriedigende Stimmung überwiegt

Insgesamt 83 Prozent der Unternehmen der gesamten Tourismuswirtschaft beurteilen ihre Lage als gut oder befriedigend. Die Unternehmen berichten zwar von einer hohen Nachfrage in den Sommermonaten. Die Rückmeldungen zu guten Geschäftslagen gehen dennoch stark zurück. Der Anteil derjenigen, die ihre Lage als schlecht einschätzen, hat sich sogar verdoppelt. Während fast ein Viertel der befragten gastronomischen Betriebe im Jahr 2024 ihre derzeitige Lage noch als gut einschätzten, sind es nach dem Sommer 2025 nur 15 Prozent. Bei den Beherbergungsunternehmen wird die Zurückhaltung noch deutlicher: 35 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut. Vor einem Jahr waren es noch 55 Prozent. Die anhaltend hohen Kosten für Personal, Energie und Lebensmitteleinkauf machen den Betrieben zu schaffen. Auch der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem.

Pessimistische Erwartungen für die Zukunft

Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind überwiegend pessimistisch. 27 Prozent der Beherbergungs- und fast die Hälfte (45 Prozent) der Gastronomiebetriebe rechnen mit schlechteren Geschäftsentwicklungen. Weiter steigende Kosten, eine etwaige Erhöhung bzw. Einführung der Bettensteuer sowie der zunehmende Fachkräftemangel, der auch mit dem Mangel an Wohnraum für das Personal einhergeht, sorgen die Unternehmen. Hoffnung verspricht einzig die angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Umsätze und Nachfrage: Zurückhaltende Prognosen

Nur rund ein Fünftel der Unternehmen geht von steigenden Umsätzen in den kommenden Monaten aus, mehr als ein Drittel rechnet mit Rückgängen. Die Unsicherheit bleibt damit hoch, die Nachfrageentwicklung schwer planbar. Insbesondere im Gastgewerbe wird mit einer Anhebung der Übernachtungs- und Verzehrpreise gerechnet.

Leichte Zunahme bei geplanten Investitionen

Die Investitionsneigung bewegt sich im Drei-Jahres-Durchschnitt, bleibt jedoch unter dem Niveau von 2024. Zwar planen etwas mehr Unternehmen Investitionen als noch im Vorjahr, doch insgesamt ist die Dynamik verhalten. Knapp 24 Prozent planen für das Jahr 2026 steigende Investitionen, zwei Prozent mehr als im Jahr 2024. Hauptmotive sind Ersatzbedarfe, Kapazitätserweiterungen und Rationalisierungsmaßnahmen. An finanziellen Mitteln für größere Investitionsvorhaben und Innovationen fehlt es vielen Betrieben jedoch.

Belastungen: Kostendruck und steigender Arbeits- und Fachkräftemangel

Das Risikoradar führen steigende Kosten für Personal (2025: 85%, 2024: 71%) sowie Energie und Lebensmittel (2025: 80%, 2024: 68%) an. Aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (2025: 64%, 2024: 66%) sowie der Fachkräftemangel (2025: 52%, 2024: 61%) werden als hohe Risiken benannt.
Vor allem im Gastgewerbe wirken höhere Arbeitskosten und Einkaufpreise doppelt belastend. Nach einer zwischenzeitlichen Entspannung durch Saisonkräfte, die in den Sommermonaten leichter zu finden sind, nimmt auch das Risiko des Fachkräftemangels wieder deutlich zu.
62 Prozent der Tourismusbetriebe benötigen Arbeitskräfte, die eine duale Berufsausbildung absolviert haben. Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat jedoch Schwierigkeiten offene Stellen qualifiziert zu besetzen. Im Gastgewerbe bleiben vor allem Ausbildungsplätze unbesetzt und sogar Stellen ohne erforderlichen Berufsabschluss, was die Lage der Unternehmen weiter erschwert.
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) ist eine Kooperation der drei Industrie- und Handelskammern im Land Brandenburg. Sie vertritt die Interessen von etwa 160.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.