Net Zero Valley Lausitz: Vorteile für Unternehmen sind vielfältig
Die Lausitz profitiert vom Green Deal, weil sie proaktiv und geschlossen handelt. Wir informieren über den aktuellen Stand des strategischen Vorhabens und über die Vorteile und Chancen, die sich aus einem NZV Lausitz gerade auch für kleine und mittelständische Unternehmen ergeben.
Das Net Zero Valley (NZV) ist ein Konzept, das sich aus dem Netto-Null-Industrie-Gesetz (Net Zero Industrial Act, NZIA) der EU ableitet. Es bezieht sich auf eine Region, in der saubere Technologien produziert werden, um Klimaneutralität zu erreichen. Man denke an ein Tal (Valley), in dem Unternehmen, Kommunen, Institutionen und Gemeinschaften zusammenarbeiten, um umweltfreundliche Technologien zu entwickeln und entsprechend zu produzieren. Das Ziel ist, Treibhausgasemissionen zu minimieren (Netto-Null) und gleichzeitig dadurch neue Arbeitsplätze zu schaffen und damit die Wirtschaft anzukurbeln. Denn mittlerweile gilt es als Fakt, dass Regionen, die auf saubere Technologien setzen, weltweit wettbewerbsfähiger und attraktiver sind.
Wie gemacht für Tal der Möglichkeiten
Die Lausitz ist wie gemacht für ein solches „grünes Tal“ der Möglichkeiten, hieß es bereits im Positionspapier. Unter den 41 Kohle- und Energieregionen Europas komme der Lausitz eine besondere Verantwortung zu – denn hier vollzieht sich der Wandel von einer fossil geprägten hin zur grünen Energie- und Technologieregion mit großer Dynamik und einem einzigartigen finanziellen Engagement durch Länder, Bund und EU. Eine Verantwortung, der die Lausitz als erstes Net Zero Valley Deutschlands umso besser gerecht werden kann, waren sich die Unterzeichner einig.
Der Lausitzer Weg macht Schule
Es war von Anbeginn ein gemeinsamer Weg. Eine formelle, ausführliche Bewerbung der Lausitz ist seit Juni dieses Jahres in Vorbereitung – allein bis Redaktionsschluss wurden dazu fünf Workshops mit 75 Stakeholdern und 125 Teilnehmer inkl. 270 Kontaktaufnahmen absolviert. Parallel werden transparent EU-, Bundes- und Länderebene eingebunden. Die Erstellung dauert, die Abgabe der Bewerbung soll spätestens im ersten Quartal 2025 erfolgen. Auf dem Lausitzforum 2028 am 6. November in Schwarzheide werden die Inhalte der Bewerbung der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt.
Demokratie bündelt Interessen aller
Viele Regionen aus Deutschland und Europa klopfen inzwischen in der Lausitz an die Tür und fragen nach diesem Lausitzer Weg. Auch im Verständnis, einen Pionierbeitrag für die wirtschaftliche Transformation Europas zu leisten, wird dieser Bottom-Up-Prozess transparent gestaltet. Die Lausitz zeigt mit ihrem Weg, wie gelebte Demokratie Interessen einer gesamten Region bündelt und einen gemeinsamen Weg zu einer europaweit einmaligen Modellregion möglich macht.
Technologiezugang, Marktvorteil, neue Geschäftsfelder und vieles mehr – Chancen und Vorteile für Unternehmen
Die Lausitz als NZV zu etablieren, bietet vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zahlreiche Vorteile. Der Net Zero Industrial Act (NZIA) der EU hat zum Ziel, die europäische Industrie klimaneutral zu gestalten und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Wenn die Lausitz als Modellregion ausgewählt wird, ergeben sich daraus für KMU mehrere Chancen und Potenziale. Einige von diesen entfalten sich bereits seit Beginn des bereits in Fahrt gekommenen Strukturwandel-Prozesses (siehe etwa Pkt. 3 unten). Ein entsprechendes Valley könnte der regionalen Transformation nochmal einen entscheidenden Schub geben.
1. Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit
- Finanzielle Unterstützung: KMUs könnten von spezifischen EU-Förderprogrammen profitieren, die Investitionen in klimafreundliche Technologien unterstützen. Dies erleichtert es ihnen, notwendige Umstellungen vorzunehmen, die sie allein nicht finanzieren könnten.
- Technologiezugang: In einer Modellregion könnten KMUs schneller und leichter Zugang zu neuen Technologien erhalten, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien, Energieeffizienz und CO₂-Reduktion.
2. Wettbewerbsvorteil durch Vorreiterrolle
- Marktvorteil durch grüne Produkte: KMUs, die frühzeitig auf klimafreundliche Produktion umstellen, könnten sich Wettbewerbsvorteile sichern, da der Markt für grüne Produkte und Dienstleistungen stetig wächst. Verbraucher und größere Unternehmen legen zunehmend Wert auf nachhaltige Lieferketten.
- Reputation und Markenimage: Sich als Vorreiter in der Klimaneutralität zu positionieren, stärkt die Marke und das Vertrauen bei Kunden, Partnern und Investoren. Besonders in international ausgerichteten Branchen kann dies ein entscheidender Vorteil sein.
3. Neue Geschäftsfelder und Partnerschaften
- Kooperationen und Netzwerke: Durch die Schaffung eines Net Zero Valley könnten neue Kooperationsmöglichkeiten zwischen KMUs, Forschungseinrichtungen und Großunternehmen entstehen. Dies würde Synergien schaffen, um gemeinsam Innovationen voranzutreiben
- Neue Märkte: KMUs können sich durch die Umstellung auf klimaneutrale Produktionsweisen auch für neue Märkte öffnen, da die Nachfrage nach grünen Technologien und nachhaltigen Lösungen global zunimmt.
4. Arbeitsplätze und Fachkräfte
- Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen: Durch die Neuausrichtung auf Zukunftstechnologien entstehen in der Lausitz neue Arbeitsplätze, was den Arbeitsmarkt der Region stärkt und KMUs hilft, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
- Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten: In einer Modellregion könnten spezielle Bildungs- und Trainingsprogramme für grüne Technologien und Prozesse entwickelt werden, von denen KMUs bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter profitieren würden.
5. Geringere Abhängigkeit von fossilen Energien
- Kostenersparnisse durch Energiewende: Durch Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen könnten KMUs langfristig Energiekosten senken und ihre Abhängigkeit von volatilen fossilen Energiepreisen reduzieren.
- Stabilität und Unabhängigkeit: Eine regionale Fokussierung auf grüne Energiequellen und Technologien stärkt die energetische Unabhängigkeit und macht KMU widerstandsfähiger gegenüber externen Krisen.
Warum sollten sich KMUs für ein Net Zero Valley engagieren und diese Chance nutzen?
- Zukunftssicherung: KMUs, die den Wandel hin zu klimaneutralen Geschäftsmodellen frühzeitig mitgestalten, sichern sich langfristig ihren Platz auf dem Markt.
- Mitgestaltungsmöglichkeiten: Als Teil einer Modellregion haben KMUs die Chance, die Entwicklung der Region und die Bedingungen für Unternehmen aktiv mitzugestalten, was zu einer positiven wirtschaftlichen Dynamik führen kann.
- Wettbewerbsfähigkeit: Unternehmen, die sich frühzeitig auf nachhaltige Praktiken umstellen, bleiben langfristig wettbewerbsfähig, da Regulierungen und Marktentwicklungen zunehmend in Richtung Klimaneutralität gehen.
Insgesamt bietet das Net Zero Valley Lausitz die Chance, die wirtschaftliche Zukunft der Region zu sichern und den Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen.
Unternehmerstimmen
Uwe Ahrens, Vorstand Altech Group: „Ein Net Zero Valley würde unsere Standortwahl ein weiteres Mal bestätigen und die Unternehmensentwicklung befördern. Denn seit Beginn strebt Altech eine nachhaltige Produktion unter Nutzung von grüner Energie an: Es ist hinreichend bekannt, dass die Energiewende nicht ohne Batteriespeicher effizient zu realisieren ist. Batterietechnologien sind ein Bereich in dem Europa zurückgefallen ist und sich zudem in einer gefährlichen Abhängigkeit zu Asien befindet. Ein NZV schafft die Rahmenbedingen, so dass führende Batterietechnologien, die ja unzweifelhaft in Europa vorhanden sind, auch kommerziell umgesetzt werden können. Mit den richtigen Rahmenbedingungen sind wir genau so schnell wie die anderen und werden uns aber mit herausragenden Technologien im Wettbewerb behaupten. Wir in der Lausitz sind bereit.“Dr. Christian Ehler, Mitglied des Europäischen Parlaments, der entscheidend zur Net Zero Valley Lausitz beitrug, und Uwe Ahrens, Vorstand Altech Group.
Roland Peine, Technischer Geschäftsführer der ASG, und Petra Axel, Kaufmännische Geschäftsführerin der ASG.„Wir müssen die Investoren nicht mehr von unserem Standort überzeugen. Die Nachfrage ist enorm“, erläutert Roland Peine, Technischer Geschäftsführer der ASG, die aktuelle Situation des Wirtschaftsstandorts Industriepark Schwarze Pumpe (ISP). Der ISP gilt als der Hotspot eines zukünftigen NZV. „Nationale und internationale Unternehmen und Institutionen wollen sich ansiedeln.“ Ideal sei, wenn Infrastruktur und länderübergreifende Fördermöglichkeiten stimmen. „Was wir brauchen, sind Flächen, Fachkräfte, eine sichere Wasserversorgung und grünen Strom. Der Transformationsprozess von der Kohleverstromung hin zum Grünen Industriepark ist strategisch zwingend notwendig. Das gehört zu den Hauptansprüchen der Investoren. Und das passt zu einem Net Zero Valley.“ Seine Kollegin Petra Axel, Kaufmännische Geschäftsführerin ASG, ergänzt: „Im Sinne unserer regionalen Unternehmen hoffen wir u.a. auf schnelle Genehmigungsverfahren angewiesen – ein Versprechen des Valleys!“
Mehr zum Net Zero Valley finden Sie auf der Webseite www.netzerovalley.eu
Den Artikel für das FORUM-Magazin schrieb: Jörg Tudyka
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