Anerkennung für "Lausitzer Weg"

Am 6. November 2024 präsentierten Vertreter der Region auf dem Lausitzforum 2038 die offizielle Bewerbung für ein Net Zero Valley Lausitz und übergaben diese an Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bundesländer Sachsen und Brandenburg.
Es ist die erste Bewerbung dieser Art in der gesamten EU. Die 84 Seiten der Bewerbung umfassen bereits ein klares Profil. Mit Hilfe des Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI), das als Bundeskompetenzzentrum seinen Sitz in Cottbus hat, wurden Technologien zu Zielbildern zusammengeführt.
Die faktenbasierte Bewertung führte zur Auswahl des Profils „Clean Power Circle“ für die Lausitz, das die vier Technologiefelder Batterie- und Speichertechnologien, Wasserstoff- und Stromnetztechnologien sowie weitere Technologien zur Integration und Sektorkopplung umfasst.
Das Zielbild wird für die Lausitz weiter gefasst und auf Produktion zur Nutzung Erneuerbarer Energien von Erzeugung über Wandlung bis Speicherung bezogen. Zudem wird der Kreislaufansatz bis hin zu Zero-Waste-Konzepten betont.
Vertreter der Region Lausitz übergaben die Bewerbung zum Net Zero Valley an die Vertreter des Landes Brandenburg und des Freistaats Sachsen, Lars Katzmarek, MdL Land Brandenburg, (Mitte l.) und Nicolas Meves, Referatsleiter Staatsministerium Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Sachsen (Mitte r.). Foto: Tudyka

Verwaltung vereinfachen und Bürokratie abbauen

Zudem enthält sie viele konkrete Handlungsempfehlungen zur Beschleunigung von Verwaltungsprozessen und zur Entbürokratisierung.
Die Region setzt damit einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum ersten Net Zero Valley (NZV) Europas. Die Grundlage liefert der von der EU im Sommer dieses Jahres in Kraft gesetzte Net Zero Industry Act (NZIA). Ziel ist der massive Auf- und Ausbau von Produktionskapazitäten und einem industriellen Umfeld für grüne Zukunftstechnologien.
Die Lausitz hat damit die besten Chancen, dafür eine europaweit ausstrahlende Modellregion zu werden.

Der „Lausitzer Weg“ als Modell für andere Regionen

Allerdings ist die südbrandenburgisch-ostsächsische Region dabei auch Vorreiter in einem breit angelegten Beteiligungsprozess.
Dieser gilt selbst in Berlin und Brüssel inzwischen als Referenz und wird auch von dort aus konstruktiv begleitet. Dieses Miteinander in der Region und mit den politischen Ebenen bis hin zur EU wurde auf dem Stakeholdertreffen Ende Oktober als „Lausitzer Weg“ vorgestellt.
Viele Regionen aus Deutschland und Europa klopfen inzwischen in der Lausitz an die Tür und fragen danach.
Elke Hohmann, Geschäftsführerin der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, einer Region, die ebenfalls vom Kohleausstieg betroffen ist, zeigte sich beeindruckt: „Ich bin begeistert, was hier passiert. Hut ab, die Lausitz ist wirklich eine krasse Gegend. Ich kann von Ihnen lernen.“


Stadt Cottbus als treibende Kraft

Für das Projekt hat die Stadt Cottbus inzwischen die Federführung inne. Cottbus hat im vergangenen Sommer den Prozess mit immenser Breite und Dynamik initiiert, in dem über 300 Teilnehmende aus der gesamten Lausitz in zehn Workshops die Inhalte der Bewerbung erarbeitet haben. Beteiligt waren Vertreter der Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Sozialpartner. Die regionalen Akteure wurden von gleich zwei Bundeskompetenzzentren bis hin zu Experten des Bundeswirtschaftsministeriums und der EU-Kommission unterstützt. Die Bewerbung ist die Vorstufe zum offiziellen Antrag, der die Bewerbungsphase abschließen wird.
Dieses Antragsverfahren setzt Regularien durch Bund und die beteiligten Länder voraus, die derzeit erarbeitet werden und spätestens Anfang 2025 vorliegen sollen. Dann soll der Beteiligungsprozess nahtlos in die Umsetzungsphase überführt werden.

Nachhaltige Management-Struktur aufgezeigt

Der aktuellen Bewerbungsphase sollen die Implementierungs- und Umsetzungsphase für das Net Zero Valley Lausitz folgen – dafür wurde eine nachhaltige Management-Struktur aufgezeigt. Sie soll für ein gemeinsames länderübergreifendes Valley eingerichtet werden. Die Stadt Cottbus bereitet als Federführende im Gesamtvorhaben gemeinsam mit dem Landkreis Görlitz bereits einen länderübergreifenden STARK-Antrag vor.
Geht es nach den Lausitzer Akteuren soll die Implementierung des ersten NZV Europas im ersten Quartal 2025 beginnen. Im Panel mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik wurde als weiterer Meilenstein definiert, das NZV als wirtschaftlichen Schwerpunkt in den Koalitionspapieren beider Länder zu verankern.
“Mit der Übergabe der Bewerbung für ein erstes Net Zero Valley macht die Lausitz Nägel mit Köpfen.”
Tobias Schick, Oberbürgermeister der Stadt Cottbus

Landesregierung gefragt

Das war der Plan, der zumindest in Sachsen wegen geplatzter Koalitionsverhandlungen so nicht mehr umgesetzt werden kann. Inwieweit eine CDU-Minderheitsregierung in Dresden das Vorhaben durchsetzen kann, bleibt abzuwarten – ebenso wie die Ergebnisse der Bemühungen in Potsdam und weitere regierungspolitische Veränderungen beim Bund, welche bis Redaktionsschluss andauerten. FORUM/Tudyka