Holzspielzeugmacher - ein besonderer Ausbildungsberuf

Fast jeder kennt sie - die zauberhaften Engel mit ihren elf Punkten auf den Flügeln, die nicht nur zur Weihnachtszeit für glänzende Augen sorgen. Jeder ist ein kleines Unikat, das von den Holzspielzeugmacherinnen und Holzspielzeugmachern bei Wendt & Kühn in Grünhainichen mit Liebe seit über 100 Jahren gefertigt wird.
Die große Nachfrage wird tagtäglich von 175 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewältigt. Deshalb setzt das Traditionsunternehmen auf eine nachhaltige Personalentwicklung. Die Ausbildung junger Leute für den Eigenbedarf spielt dabei eine große Rolle.
Dass aus jungen Leuten qualifizierte Fachkräfte werden, dafür ist Ausbildungsleiter Roland Stanzel verantwortlich. Der Holzspielzeugmachermeister arbeitet seit 25 Jahren bei Wendt & Kühn. Er brennt für das Thema Ausbildung, das merkt man schnell, wenn er stolz die Prüfstücke seiner Azubis zeigt, die Bestandteil jeder Abschlussprüfung sind und ganze Regale im Unternehmen füllen.
Sein Wissen bringt er außerdem seit 15 Jahren als ehrenamtlicher Prüfer bei der IHK Chemnitz ein. Deshalb freut es ihn besonders, dass es in diesem Jahr elf neue Azubis in dem Beruf im Kammerbezirk gibt, von denen vier in Grünhainichen lernen.
„Holzspielzeugmacher ist ein Nischenberuf. Trotzdem haben wir das Glück, dass wir jedes Jahr genügend Bewerber finden. Allerdings geht auch bei uns die Anzahl der Bewerbungen Jahr für Jahr zurück“,
meint er. Immer mehr Ideen und auch Budget werden deshalb in die Personalwerbung investiert.
Damit Bewerberinnen und Bewerber den Weg zum Unternehmen finden, werden regelmäßig Schülerpraktika angeboten. Hier kann man testen, ob die Ausbildung wirklich das hält, was man erwartet. Bevor der Ausbildungsvertrag unterzeichnet wird, steht noch ein zweitägiger Ausbildungstest an. Wer diesen mit Bravour besteht, hat den Ausbildungsvertrag in der Tasche und erlernt in den kommenden drei Jahren die wesentlichen Fertigkeiten, die vom Drechseln über die kleinteilige Holzverarbeitung und das Schnitzen bis hin zum Malen und zur dekorativen Oberflächenbearbeitung reichen.
Eine der neuen Azubis ist Josie Georgi. Für die junge Frau aus Crottendorf ist es ein Traumberuf. In mehreren Praktika hat sie ihre Liebe zur Holzverarbeitung entdeckt und sich letztlich in Grünhainichen beworben. Momentan ist sie in der Leimerei beschäftigt. Auf ihrer Werkbank liegen aktuell viele filigrane Bauteile aus Holz, die sie mit Geschick zu Instrumenten wie Trompeten zusammensetzt.

Junia Mazanec  ist hingegen in diesem Jahr mit ihrer Ausbildung fertig geworden. Sie war eine von sechs, die vor ein paar Wochen ihr Zeugnis erhalten haben und sich ab sofort „Holzspielmacherin“ nennen darf. Auf den Beruf gekommen ist sie, weil ihre Uroma Engel von Wendt & Kühn gesammelt hat und zwei ihrer Tanten im Unternehmen arbeiten.

„Am Anfang hätte ich mir die Ausbildung nicht so umfangreich vorgestellt. Es ist einfach spannend, zu sehen, wie ein Produkt entsteht“,
erzählt die 22-Jährige. Voller Stolz zeigt sie dabei ihr Prüfstück: eine Spieldose mit Weihnachtsmotiven.
Die Prüfstücke, die wichtiger Bestandteil der Abschlussprüfung sind, werden schon frühzeitig in der Ausbildung besprochen und vorbereitet. Idee, Zeichnung, Beschreibung bis hin zur Herstellung - alles liegt in den Händen der Azubis. Dabei unterstützt Ausbildungsleiter Roland Stanzel, denn nicht immer lässt sich der erste Wunsch auch umsetzen. Bei Julia Mazanec war das der Fall.
„Ursprünglich wollte ich ein Puppenhaus bauen, allerdings hat mir der Meister dann gesagt, dass das ein Projekt für einen Meisterabschluss ist. Deshalb habe ich mich dann für die Spieldose entschieden“,
sagt die junge Frau, die für die nächsten Jahre den Meisterabschluss fest im Blick hat und dann vielleicht auch ihren Traum vom Puppenhaus realisieren wird.
Übrigens hat auch schon Josie Georgi eine Idee für ihr Prüfstück zum Abschluss.
„Eine Spieluhr soll es werden und zwar entweder mit Jägermotiven, weil mein Opa und mein Vater begeisterte Jäger sind, oder mit Feuerwehrmotiven, weil ich mich selbst seit Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiere.“
Auf eines indes hofft Roland Stanzel: dass Corona nicht wieder zu geschlossenen Schulen führt.
„Die Pandemie war für uns alle eine Herausforderung. Im Unternehmen mussten wir ein Zweischichtsystem einführen, in das auch unsere Auszubildenden eingeordnet wurden. Dazu kamen Homeschooling und eine ausgefallene Zwischenprüfung. Das hat den jungen Leuten schon Bauchschmerzen bereitet.

Auch wenn die Zwischenprüfung nicht in die Schlussnote eingeht, so ist sie ein Gradmesser, an dem man ablesen kann, wo man steht. Als Ausbildungsleiter ist man da nochmal besonders gefragt, indem man seinen Auszubildenden vermittelt, dass sie optimal vorbereitet sind. Zugleich hat diese neue Situation aber auch die Motivation der Jugendlichen unglaublich beflügelt und sie haben sich noch intensiver mit dem Schulstoff beschäftigt.“     
Kontakt:
Wendt & Kühn KG
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