PM 07 | 09.02.2023

Passanten geben der Einkaufsstadt wiederholt gute Noten

In Zeiten von Strukturwandel und Digitalisierung stehen die Innenstädte vor enormen Herausforderungen. Sichtbare Zeichen sind Geschäftsschließungen, zunehmender Leerstand und die Verringerung von Passantenfrequenzen.
Ein Blick nach Freiberg zeigt: Im letzten Jahr eröffneten in der Altstadt viele neue Geschäfte, weitere Neueröffnungen sind geplant. Die Freiberger Nachtschicht lockte ebenso wie die Bergparade und der Weihnachtsmarkt viele Besucher ins Zentrum. Wie lässt sich diese Entwicklung für Freiberg verstetigen? Wie können Besuchsfrequenzen erhöht und die Aufenthaltsqualität gesteigert werden? Welche Stärken und Schwächen aus Kundensicht gibt es? Und womit punktet Freiberg im Vergleich zu anderen Städten und wann wird die Stadt weiterempfohlen?
Antworten auf diese Fragen gibt die bundesweite Studie „Vitale Innenstädte 2022“. Die Studie wurde durch das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln durchgeführt. Im 2-Jahres-Turnus werden die Besucher der jeweiligen Innenstädte interviewt.
Die IHK Chemnitz Regionalkammer Mittelsachsen beteiligte sich mit Freiberg bereits zum dritten Mal (2018 & 2020) an dieser Analyse. Bundesweit wurden im September 2022 in 111 Städten Passantenbefragungen durchgeführt. Rund 400 Freiberger Besucher beantworteten zahlreiche Fragen zur Innenstadt.
„Freiberg erhält wie auch schon 2018 und 2020 gute Noten. Die Durchschnittsnote liegt bei 2,2. Sie liegt auf dem Niveau der vorherigen Studien und wird besser bewertet als vergleichbar große Städte“,
informiert Dr. Sarah Strugale von der IHK-Regionalkammer Mittelsachsen, die seitens der IHK Chemnitz die Befragung vor Ort begleitet hat.
Anlass für den Aufenthalt in der Freiberger Innenstadt ist der Einkauf (2022: 56,2 %) gefolgt von Besuchen in der Gastronomie (2022: 37,5 %). Die Bedeutung des klassischen Einkaufsbummels nimmt wie auch in vergleichbaren Städten ab. Freizeitgestaltung, Kulturangebote oder das Verweilen (Sightseeing) locken samstags nicht nur Freiberger in die Stadt. Die Studienergebnisse bestätigen damit den allgemeinen Trend zur Veränderung von Innenstädten. 55,0 % der Befragten sehen eine Zunahme der Attraktivität der Freiberger Innenstadt.
70 % der Besucher der Innenstadt sind Freiberger, 30 % kommen von außerhalb, ein Großteil davon aus den umliegenden Gemeinden. Der Anteil auswärtiger Besucher stieg seit 2018 um mehr als 10 % (2018: 62,7 %), liegt aber unter dem Anteil vergleichbarer Städte. Freiberg kann noch mehr auswärtigen Besuch anziehen!
Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich, dass die Besuche in der Freiberger Innenstadt gezielter stattfinden. Die kurze Verweildauer unter 2 Stunden (2022: 50,5 %; 2020: 35,4 %; 2018: 27,9 %) nimmt zu, während der Anteil der Besucher ohne genaue Zeitvorstellung (2022: 15,0 %; 2020: 27,4 %; 2018: 33,6 %) rückgängig ist. 22 % der Besucher informieren sich vorab über Ladenöffnungszeiten, Angebote oder Veranstaltungen, wobei der Anteil bei den Besuchern unter 25 mit 37,8 % am höchsten ist.
Dies lässt – mit Blick auf die Zukunft - auf eine weitere Zunahme der Bedeutung digitaler Präsenz schließen. Zudem verändert der Onlinehandel auch das Einkaufsverhalten der Freiberger Besucher. ¼ der Befragten gab an, aufgrund von Käufen im Internet das Angebot der Innenstadt weniger zu nutzen.
„Die Innenstadt von morgen muss multifunktional sein. Die Studie zeigt deutlich, dass der klassische Einkaufsbummel als Besuchsimpuls zurückgeht. Gleichzeitig lassen sich verschiedene Handlungsansätze ableiten“,
so Dr. Sarah Strugale, IHK-Referentin für Regionalentwicklung. Der Anteil derer, die sich mehr gemeinsame Veranstaltungen, wie die Freiberger Kneipennacht wünschen, liegt bei 71,4 % der Befragten. Auch bei den Angeboten der Außengastronomie und den Kunst- und Kulturangeboten sehen die Freiberger Entwicklungspotential. Vorhandene Angebote sollten ausgebaut und ergänzt werden.
„Eine hohe Aufenthaltsqualität ist für die Freiberger wie Besucher gleichermaßen wichtig. 40,2 % der Befragten wünschen sich mehr Orte zum Verweilen, wie z. B. Parks, Plätze und Sitzgelegenheiten. Hier setzt z. B. das Projekt „Grüner Peter“ an. Mit dem Preisgeld aus dem Städtewettbewerb „Ab in die Mitte“ können wir die Petersstraße grüner und attraktiver machen.“
berichtet Nicole Schimpke, Citymanagement.
Die Ergebnisse der Befragung lassen sich auf die meisten Klein- und Mittelstädte der Region übertragen. Der Strukturwandel im Handel und die Digitalisierung bestimmen die Entwicklung von Innenstädten. Innenstädte sind nicht nur wirtschaftlich von Bedeutung (Einzelhandel, Gastronomie, Kreativwirtschaft), sondern auch Ankerpunkte für das gesellschaftliche und soziale Leben.
„Attraktive Innenstädte sind ein wichtiger Standortfaktor für die gesamte Wirtschaft im Wettbewerb um Fachkräfte, Investitionen und Innovationen: Die IHK Chemnitz vertritt die Interessen der Wirtschaft und unterstützt die vielfältigen Initiativen zur Belebung der Innenstädte. Dazu gehört im Falle von Freiberg die Beteiligung am Gründerwettbewerb, die Unterstützung bei der Aufstellung von Tourismuskonzepten oder die verschiedenen Stellungnahmen zur Einzelhandelsentwicklung.
Überregional gehören die IHKs dem Initiativkreis des Städtewettbewerbes „Ab in die Mitte“ an. Engagierten Unternehmer und Unternehmerinnen, Citymanagern oder Gewerbevereine können sich im Einzelhandelsarbeitskreis engagieren. Der Arbeitskreis vernetzt die Einzelhandelsunternehmen der Region, informiert über aktuelle Themen zum Handel und debattiert mit Politik und Verwaltung über die Stadtentwicklung“,
ergänzt Dr. Cindy Krause, Geschäftsführerin der IHK-Regionalkammer Mittelsachsen.

Ausblick:

Detaillierte Ergebnisse der Studie sollen Ende März in einer Veranstaltung IHK Chemnitz Regionalkammer Mittelsachsen gemeinsam mit Citymanagement der Silberstadt Freiberg und dem Gewerbeverein vorgestellt und diskutiert werden.
Im Anschluss erfolgt ein Austausch zu möglichen Handlungsoptionen und Instrumenten.