20.09.2022

Vollversammlung diskutiert zur Energiekrise

„Wir müssen den Druck weiter erhöhen“

Präsident Dr. h. c. Dieter Pfortner begrüßte die Teilnehmer der Vollversammlung der IHK Chemnitz am 19. September mit einer sehr ernsten Einschätzung der gegenwärtigen Lage:
„Das Land taumelt in die vermutlich größte wirtschaftliche Krise seit Bestehen.“
Er machte deutlich, wie die Kammer die Existenznöte der Wirtschaft in die Politik kommuniziert hat. Bereits im Frühjahr wurden konkrete, detaillierte Vorschläge gemacht, die Schiefergasproduktion in Deutschland hochzufahren.
„Wir haben uns mehrfach mit Positionspapieren und Forderungen an die Bundesregierung gewandt – im Juli gemeinsam mit dem Verband der Sächsischen Wirtschaft mit einer plakativen Aktion mit der klaren Botschaft ‚Ohne Energie wird’s dunkel!‘. Nochmals Anfang September als Landesarbeitsgemeinschaft der drei sächsischen IHKs mit einem Forderungskatalog. Darüber hinaus in zahllosen Einzelgesprächen mit Politikern. Vom 12. - 16. September besuchte die IHK zusammen mit Bundestagsabgeordneten Unternehmen, um die Auswirkungen der Energiekostensteigerungen exemplarisch und greifbar – BE-greifbar – zu machen. Die Reaktionen der Politik waren bisher auf der ganzen Linie enttäuschend“,
so der Präsident.
Danach gab Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft, eine Einschätzung der Situation. Er zollte der Bundesregierung Anerkennung für die bisher schon eingeleiteten Maßnahmen zur Verhinderung der Gasmangellage und die Entlastungspakete. Im Mittelstand sei davon allerdings wenig angekommen; ein Anstieg der Preise konnte nicht verhindert werden.
Gleichzeitig seien die Hilfen für die Unternehmen zu gering, um die Energiekrise zu meistern. Zudem sei nicht nachvollziehbar, warum die Bundesregierung den Ausbau der deutschen Energieproduktion inzwischen nicht beherzt angepackt hat. Erfreulicherweise bemühe sich die EU um eine Abmilderung der Energiekrise. Man sei dazu im Gespräch mit EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton. Letztlich sind alle EU-Mitgliedsstaaten bedroht von Energiemangel und zu hohen -preisen.
„Hier muss nachgelegt werden!“,
schloss Seyfert.

Die anschließende moderierte Podiumsdiskussion mit ihm, Erik Pfeifer (stellv. Bereichsleiter Energie beim DIHK) und den IHK-Präsidiumsmitgliedern Ricarda Lorenz (Geschäftsführerin Thermalbad Wiesenbad Gesellschaft für Kur und Rehabilitation mbH) und Michael Wiegner (Geschäftsführer Sächsische Walzengravur GmbH) machte die Enttäuschung seitens der Wirtschaft über die Ignoranz der Politik deutlich.
Christian Seyfert sagte:
„Der Mittelstand hat weniger Möglichkeiten auszuweichen. Das macht ihn verwundbarer. Größere Unternehmen können solche Situationen länger durchstehen – häufig jedoch durch Auslagerung und Stilllegung der Produktion.“
Erik Pfeifer ergänzte, dass seit Anfang 2022 dadurch in Deutschland bereits ein Wohlstandsverlust von 20 Mrd. Euro eingetreten sei. Michael Wiegner stellte klar:
„Was jetzt passiert, ist eine faktische Enteignung von Unternehmen. Was ich auf der einen Seite an Verlusten einfahre, muss ich mit Eigenkapital ausgleichen. Bleiben die Preise langfristig zu hoch, droht die Pleite.“
Er und weitere Vollversammlungsmitglieder sprachen sich für einen Preisdeckel aus. „Diskutieren Sie das bitte noch einmal“, gab man den Verbandsvertretern mit auf den Weg.

IHK-Präsident Dr. h. c. Dieter Pfortner zog als grundlegendes Fazit der Diskussion:
„Wir müssen den Druck weiter erhöhen.“
Im nichtöffentlichen Teil gab Dr. Marco Hietschold, IHK-Geschäftsführer Finanzen, Informationen über den Wirtschaftsplanvollzug 2022 und den aktuellen Stand der Wirtschaftsplanung 2023. Vollversammlungsmitglied Mandy Turreck berichtete über ihre Teilnahme an der DIHK-Veranstaltung „Business Women“. Abschließend gab IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph Neuberg einen Überblick über den Ablauf der und rief dazu auf, für das Ehrenamt in den Regionen Chemnitz, Erzgebirge, Mittelsachsen, Plauen und Zwickau zu kandidieren.

Die nächste Vollversammlung findet am 28. November 2022 statt.