PM 60 | 08.06.2022

Dienstleistungsbranche trotzt dem allgemeinen Trend

Erwartungen dennoch leicht getrübt 

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft trübt sich ein – viele Branchen haben mit Lieferschwierigkeiten, inflationsbedingten Kostensteigerungen und der generell instabilen weltpolitischen Lage zu kämpfen. Eine der Ausnahmen ist bisher die Dienstleistungsbranche, die konstant gute Umsätze vermeldet. Dieser bundesweite Trend (Destatis Pressemitteilung Nr. 231) ist auch im Kammerbezirk zu beobachten. Mit 85 % zeigt sich eine große Mehrheit der Dienstleistungsunternehmen mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Nach einem Einbruch des Stimmungsindizes im Frühjahr 2020 und einer leichten Erholung seit Ende 2021 beträgt der Lagesaldo aktuell 26 Punkte, nach 31 Punkten zum Jahresbeginn. 
„Trotz der aktuellen Herausforderungen schlagen sich viele Dienstleister wacker“,
so Martin Witschaß, stellv. Geschäftsführer der IHK Chemnitz.
Innerhalb der Dienstleistungsbranche gibt es allerdings deutliche Unterschiede. Während die Informations- und Kommunikationswirtschaft, der Bereich Unternehmenswirtschaft und mit Abstrichen auch die Immobilienwirtschaft sowie die Finanzdienstleister weiterhin eher gute Bewertungen abgeben, kommt die Freizeit- und Gesundheitswirtschaft trotz Wegfall der Corona-Maßnahmen nur langsam in Schwung. 
Knapp drei Viertel der Dienstleistungsunternehmen konnte den Umsatz der letzten Quartale beibehalten oder steigern. Dabei zeigen sich die Aufträge stabil; knapp ein Viertel der Dienstleister berichtet sogar von steigenden Auftragseingängen bzw. Neukunden. Knapp zwei Drittel der Unternehmen verbuchen aktuell Gewinne, während ein Viertel zumindest kostendeckend arbeiten kann. Ähnliches lässt sich für die Geschäftserwartungen sagen: jedes sechste Dienstleistungsunternehmen rechnet damit, dass sich die Geschäftslage weiter verbessern wird, während ein Viertel eher von einer Verschlechterung ausgeht. Auch hier sind insbesondere die Freizeit- und Gesundheitsdienstleister betroffen.  
Entsprechend der großteils guten Geschäftslage ist der Personalbestand bei den meisten Unternehmen konstant geblieben. Der Fachkräftemangel geht aber auch an der Dienstleistungsbranche nicht spurlos vorbei. Knapp zwei Drittel sehen sich durch fehlendes Fachpersonal zum Teil stark eingeschränkt. Im Branchenvergleich rechnet das Dienstleistungsgewerbe auch sachsenweit am stärksten mit einem Personalaufbau, wenn auch hier mit etwas geringerer Tendenz als zu Jahresbeginn 2022. Ein knappes Viertel plant Neueinstellungen, nur reichlich jedes zehnte Unternehmen erwartet geringere Mitarbeiterzahlen. Neue Mitarbeiter werden vor allem bei den IT- und den Unternehmensdienstleistern gesucht.  
Trotz allem sind auch der Dienstleistungsbranche die Risiken der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen präsent. Die Unternehmen der Region identifizieren steigende Kraftstoff- und Energiepreise sowie Arbeitskosten und die generellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als die größten Geschäftsrisiken.  
An der im April durchgeführten Konjunkturumfrage beteiligten sich im Bezirk der IHK Chemnitz 540 Unternehmen; davon gehören 176 zur Dienstleistungsbranche.  

IHK-Ansprechpartner:
Martin Witschaß
Referatsleiter Standortanalyse/Arbeitsmarktpolitik
Tel. 0371 6900-1330