Wie ist die Stimmung in der Tourismuswirtschaft?

Nach den Ergebnissen der Frühjahrsumfrage im IHK-Kammerbezirk Chemnitz zeigt der Geschäftsklimaindex in der Tourismuswirtschaft derzeit eine negative Einschätzung der Unternehmer hinsichtlich der aktuellen Lage und der Geschäftsentwicklung.
In der Beherbergung und in der Gastronomie bleibt der Index weiterhin unter dem Wert von 100 Punkten, steht also für ungünstige Bedingungen und eher pessimistische Erwartungen der Mehrheit der Unternehmer. Im Bereich der Reisebüros/-veranstalter scheint die allgemeine Krisenstimmung nun auch vermehrt durchzuschlagen, denn deren Stimmungsbarometer rutscht von 125,1 Punkten zum Jahresbeginn auf 99,7 Punkte im Frühjahr.

Grafik Tourismus

Beherbergung: mäßiger Start in die neue Saison
Die Lage in der Beherbergungsbranche wird von den Unternehmern recht unterschiedlich bewertet. Über ein Drittel berichtet von einer guten Geschäftslage. Genauso viele verweisen auf eine schlechte wirtschaftliche Situation. 48 Prozent der Unternehmen verzeichnen in diesem Jahr sinkende Umsätze. Gleichzeitig sind die Belastungen aufgrund steigender Kosten weiter hoch. So verschlechterte sich bei 62 Prozent die Ertragslage.
Die Beschäftigtenanzahl hat sich bei zwei Drittel der Unternehmen nicht verändert. Das Thema Fachkräftemangel schwingt weiterhin mit, so dass über die Hälfte der Unternehmer Behinderungen im Arbeitsablauf durch fehlendes Personal beklagt.
Der allgemeinen Stimmungslage folgend, glauben lediglich 17 Prozent an eine Verbesserung der Situation in den nächsten zwölf Monaten. 30 Prozent gehen von einer weiteren Verschlechterung aus. Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung werden die Preise für Energie und weiter steigende Personalkosten genannt, aber auch bürokratische Belastungen und eine hinderliche Wirtschaftspolitik werden von 62 Prozent der Unternehmer als Risiko identifiziert. Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten wollen 83 Prozent an der Zahl ihrer Beschäftigten festhalten.
Angesichts der angespannten Situation wollen nur vier Prozent mehr als im Vorjahr und 37 Prozent gleichbleibend investieren. Ersatzbeschaffungen stehen für 81 Prozent der Betriebe im Vordergrund, 33 Prozent sehen Rationalisierungsmaßnahmen vor.
Gastronomie: pessimistische Prognosen
War die Stimmung in der Gastronomie schon zum Jahresbeginn trüb, so setzt sich dies in den Meldungen zur Frühjahrsumfrage fort. Wie in der Beherbergung verzeichnet über ein Drittel der Gastronomen eine schlechte Geschäftslage. Die Beschäftigtenzahl war bei 71 Prozent stabil, aber 56 Prozent der Unternehmer sehen sich in ihren Betriebsabläufen aufgrund fehlender Fachkräfte eingeschränkt. Die allgemein rückläufige Konjunktur und die Preissteigerungen beeinflussen aus Sicht der Gastronomie das Ausgehverhalten. 54 Prozent der Unternehmen verzeichnen in diesem Jahr verringerte Umsätze. Bei drei Viertel der Betriebe hat sich die Ertragslage in diesem Jahr verschlechtert. Nur 25 Prozent geben an, Gewinn zur erwirtschaften, während knapp die Hälfte kostendeckend wirtschaftet. In der Gastronomie bestimmen bei fast zwei Dritteln der Betriebe Eigenkapitalrückgänge die betriebswirtschaftliche Situation.
Recht pessimistisch ist auch der Blick der Gastronomen auf die kommenden zwölf Monate. 56 Prozent glauben an eine gleichbleibende Lage, während ein Drittel sogar eine Verschlechterung erwartet. Dabei sind der Energiepreis, die Arbeitskosten und die Einkaufspreise für Lebensmittel die größten Risiken für die Entwicklung.
Trotz der schwierigen Geschäftslage möchten gut drei Viertel der Unternehmer ihren Personalbestand halten. Investitionen stehen in der aktuellen Stimmungslage jedoch hintenan. Kein Betrieb gab in der Konjunkturumfrage an, mehr zu investieren als in Vorjahr, 56 Prozent wollen weniger als im Vorjahr investieren.
Reisebüros und-veranstalter: Stimmung trübt sich ein
Bewerteten die Reisedienstleister zum Jahresbeginn die Geschäftslage noch überwiegend positiv (63 Prozent), so schätzen in der Frühjahrsumfrage nur noch 39 Prozent die derzeitige Lage als gut ein.
44 Prozent der Reiseunternehmen geben für die ersten Monate des Jahres gesunkene Umsätze an. Über die Hälfte verzeichnet eine stabile Ertragslage, aber 39 Prozent weisen auf verschlechterte Erträge hin. Somit scheint sich die angespannte Wirtschaftslage nun im einer reduzierteren Reiseaktivität niederzuschlagen. Sofort wirkt sich dies auch auf die Finanzsituation der Betriebe aus: Gaben zum Jahreswechsel lediglich 13 Prozent Liquiditätsengpässe an, so betrifft dies laut der aktuellen Umfrage bereits 31 Prozent.
Die Beschäftigtenzahl hat sich bei 78 Prozent der Reisedienstleister nicht verändert und fast alle Unternehmen planen auch ihren Personalbestand zu halten. Der Bedarf nach Fachkräften bleibt bestehen: die Hälfte gibt an, dass ihr Arbeitsablauf wegen fehlendem Fachpersonal behindert wird.
78 Prozent der Unternehmer gehen von einer in diesem Jahr gleichbleibenden Geschäftslage aus. Angesichts der allgemeinen Konjunkturaussichten wird die Inlandsnachfrage als aktuell größtes Risiko wahrgenommen. Entsprechend befürchten 28 Prozent, dass der Umsatz in den kommenden 12 Monaten abnehmen wird.
Zur wirtschaftlichen Stabilisierung in den Tourismusbetrieben erwartet die IHK eine zügige Untersetzung der Maßnahmen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung zu Umsatzsteuerreduzierung in der Gastronomie, Wochenarbeitszeit und Bürokratieabbau.