PM 34 | 17.05.2023

Trotz Aufhellung kein Aufschwung

Die konjunkturelle Lage der regionalen Wirtschaft hellt sich nach den Verwerfungen des letzten Jahres wieder auf. Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zu den Geschäftserwartungen gleichermaßen berücksichtigt, steigt um 13 auf aktuell 107 Punkte. Die Lageeinschätzungen verbessern sich spürbar um 8 auf aktuell 25 Punkte.
Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen kommt der Aufschwung aber nicht in Fahrt. Die Erwartungen für die kommenden 12 Monate bleiben trotz Verbesserungen im Vergleich zur Vorumfrage weiter verhalten (Erwartungssaldo: ‑9 Punkte). Nur 14 Prozent der Befragten rechnen mit einer besseren Geschäftslage, während ein Viertel der Befragten weitere Verschlechterungen erwartet.
Größtes Problem bleibt die Kostenexplosion. Waren es anfangs die hohen Material- und Energiepreise, belasten jetzt immer mehr stärker steigende Arbeitskosten die Unternehmen. Diese können nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden. Risikofaktor Nummer eins bleiben jedoch die Energiepreise.
Die Preisbremsen haben dazu beigetragen, Kosten zu senken und die Unsicherheit zu reduzieren. Allerdings zahlen viele Unternehmen durch die hohen Antrags- und Bewilligungshürden nach wie vor hohe Preise für Gas, Strom oder Fernwärme”,
schätzt Martin Witschaß, Geschäftsführer Standortpolitik, die Wirkung des Energiekostendämpfungsprogramms ein.

Gleichzeitig sind die Unternehmen weiter von gestiegenen Rohstoffpreisen (51 Prozent der Unternehmen) und zunehmenden Arbeitskosten (64 Prozent) betroffen. Die Möglichkeiten der Kostenweitergabe an Kunden und Endverbraucher sind dabei häufig ausgeschöpft. Trotz gestiegener oder zumindest konstanter Umsätze bei drei Viertel der Befragten berichten zwei von fünf Unternehmen von einer verschlechterten Ertragslage.
Zusätzlich bleibt der Mangel an Arbeitskräften für jedes zweite Unternehmen ein Geschäftsrisiko. Hier setzen viele Unternehmen auf vereinfachte Regelungen für die Zuwanderung von Arbeitskräften. 
„Wichtig wäre, das aktuelle Reformfenster für Zuwanderungserleichterungen für die Betriebe und Fachkräfte unbürokratisch und möglichst einfach und transparent umzusetzen. Es braucht schnelle, transparente und unbürokratische Verwaltungsprozesse – gerade in Hinblick auf die neue Chancenkarte zur Arbeitsplatzsuche, die Punkte wie Qualifikation, Sprachkenntnisse, Alter etc. berücksichtigt“,
fordert Witschaß weiter.
Die Attraktivität der Region und Deutschlands insgesamt als Wirtschaftsstandort sicherzustellen, bleibt die größte Herausforderung. Das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vorgelegte Konzept für einen Industriestrompreis setzt hier einen wichtigen Impuls. In seiner aktuellen Ausgestaltung würde aber nur ein sehr eng definierter Kreis von Industriebetrieben profitieren – in der Region Chemnitz wären es ca. 50 Unternehmen.
„Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit beim Strompreis auch in Zukunft garantieren zu können, bedarf es Lösungen, die dem Preisauftrieb effektiv Einhalt gebieten und in der Breite der Wirtschaft wirken“,
so Witschaß.

Eine zunehmend große Rolle hierbei spielt auch die regionale Erzeugung erneuerbarer Energien. Bereits heute ist sie für 10 Prozent der Unternehmen ein wichtiger Standortfaktor.
Abträglich für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland sind hingegen die konkrete Festlegung auf absolute Endenergielimits für die Wirtschaft und die Offenlegungspflichten für konkrete betriebliche Planungen zur Energieeffizienz, wie im Energieeffizienzgesetz gefordert.
 
IHK-Ansprechpartner:
Katharina Weiß
Tel. 0371 6900-1250