PM 21 | 25.02.2022

Arbeitsmarktintegration

Ein Schlüssel zu nachhaltiger Fachkräftesicherung

Mehr als jede 2. Stelle im Freistaat Sachsen bleibt langfristig unbesetzt. Über 90% der Unternehmen suchen Ersatz für ausscheidende Mitarbeiter durch Wechsel in andere Betriebe (57%) oder Renteneintritt (45%). Knapp 60% sind darüber hinaus aufgrund von zusätzlichem Bedarf (bspw. Mehraufträge) auf Personalsuche. Fehlende Bewerbungen sind mit Abstand der Hauptgrund für das Scheitern von Neueinstellungen. Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern sind dabei besonders stark betroffen.
Dieses düstere Abbild der unternehmerischen Realität zeichnete jüngst das Fachkräftemonitoring 2022 der Sächsischen Kammern. Für immer mehr Unternehmen rückt die Rekrutierung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte oder Auszubildender zunehmend in den Fokus. Mehr als jedes dritte Unternehmen beschäftigt inzwischen bereits ausländisches Personal.
Drei von zehn Unternehmen planen im kommenden Jahr erstmals oder weitere ausländische Beschäftige einzustellen. Das Herkunftsland spielt dabei für die meisten Unternehmen keine Rolle. Das mit Abstand größte Hindernis bei der Einstellung sind mit 77% Sprachbarrieren. 42% der Unternehmen scheuen aber auch den beträchtlichen Kostenaufwand (bspw. für Anerkennungsprozesse oder Sprachkurse).
Die Demografie spricht hier eine klare Sprache: Trotz aller Hindernisse wird die sächsische Wirtschaft künftig noch stärker auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen sein. Damit sich auch zukünftig Menschen dafür entscheiden, ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Sachsen zu verlegen, bedarf es auch eines professionellen, fachkräfteorientierten Marketings im Ausland – insbesondere für das duale Ausbildungssystem und seine Vorteile.
Entscheidend ist jedoch nicht die Anwerbung von Fach- und Arbeitskräften sowie Auszubildenden aus dem Ausland allein. Die eigentliche Aufgabe ist die dauerhafte, ganzheitliche Integration der Fachkräfte sowie ggf. deren Familien in den sächsischen Arbeitsmarkt und darüber auch in die Gesellschaft. Unternehmen leisten hier einen enormen Beitrag und kommen damit auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach.
Die Schaffung einer Rechtsgrundlage zur Verbesserung der Integration sowie gleichberechtigter Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund ist vor diesem Hintergrund sinnvoll, setzt ein solches Gesetz doch ein positives Zeichen. So sollten neue Gesetzes- undVerordnungsvorhaben auf die Berücksichtigung von und ihre Auswirkungen auf die Integration und Teilhabe geprüft werden und dabei auch insbesondere die Rolle der Wirtschaft in diesem Prozess abbilden.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die passgenaue Unterstützung der Akteure selbst – und damit auch der Unternehmen in Sachsen.Es bedarf schneller, schlanker Prozesse und klarer Kümmererstrukturen zur Unterstützung bei Visa- und Aufenthaltsformalitäten sowie Anerkennungsprozessen. Die Anerkennung von non-formalen Qualifikationen muss als solche erleichtert werden und darf dabei den Wert der dualen Berufsausbildung nicht untergraben.
Und nicht zuletzt bedarf es finanzieller Unterstützung für den Rekrutierungsprozess, den Besuch von Sprachkursen und Anpassungsqualifizierungen sowie die ganzheitliche Integration selbst.

Beispiele von gelungener Integration und offenen Unternehmen nutzt auch das J-Team als Werbung für die Region Chemnitz als attraktiver Arbeits- und Lebensort. Das Gemeinschaftsprojekt von IHK Chemnitz, HWK Chemnitz und DGB Südwestsachsen möchte junge Menschen im Ausland für eine Ausbildung in der Region Chemnitz begeistern.
Gemeinsame Erfolgsgeschichten von Migranten und Unternehmen sind hier ein wichtiger Baustein.